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Argos, oder der Mann mit hundert Augen — 4.1793

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Nro. VI
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https://doi.org/10.11588/diglit.47742#0054
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daß der, den sie durch ihre Zaghaftigkeit ver-
stärken, ihnen jeden Augenblick, er braucht
nur zu wollen, thun könne, was sie glauben,
das sie niemals treffen werde. — Thue also
gar nichts , oder erwarte nichts besseres. —
Ich möchte doch wissen, was unsre Menschen
mit ihrer durchaus widersinnigen Erziehung
haben wollen. Ihre Tugend ist theatralisch.
— Man bewundert die grossen Thaten der
Alten; schwazt unaufhörlich davon; und
kommt die Zeit der Ausübung, so sprechen
sie dir von Klugheit: so tadeln sie an dir,
was sie an andern bewundern.

Was soll mir ein Leben, das Sklaverei
duldet und Unrecht leidet? schändliches Un-
recht ! und das grausamste! O ich weiß, daß
das ewig lebt, was in mir lebt, und daß dieß
keine Gewalt zu Grunde richtet. Ich war,
was ich bin, und werd' es seyn : ein edler
Geist, den sein göttlich Urwesen durch alleZei-
teü von dem Drangsal niedriger Verbindungen
immer bald erlösen wird! -- Nur der Geist,
welcher selbst denkt und sein Verhaltniß zu
dem Mannichfaltigen um sich her erforscht,
nur der erreicht seine Bestimmung. Wie wir
ansiengen , so endigen wir dann: durch die
Mirbel aller möglichen Zusammensetzungen
hindurch, kehren wir, reich in uns selbst und
frei, zu der ursprünglichen Einfalt zurück! —
 
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