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Ars: časopis Ústavu Dejín Umenia Slovenskej Akadémie Vied — 1987

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Dvořáková, Vlasta: Transfery z Kopíst
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https://doi.org/10.11588/diglit.31180#0141
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Gemäldeübertragung aus Kopisty
Die Studie befasst sich mit gotischen Wandmalereien
aus Kopisty — einer unterbauten, zum Untergang be-
stimmten Gemeinde bei Most in Nordböhmen. Sie be-
schreibt die bei der Übertragung dieser wertvollen
Malereien auf mobile Paneele angewandte Technik.
Diese Paneele wurden im Jahre 1982 in den Sammlun-
gen der alten Kunst der Nationalgalerie ausgestellt,
die im ehemaligen Kloster des Hl. Georg in Prag-
-Hradschin untergebracht sind. Über ihre zukünftige
Installation, ähnlich wie über die Unterbringung
weiterer transferierter Malereien aus dieser Region
wurde bisher noch nicht entschieden.
Die Kirche in Kopisty aus dem 13. Jahrhundert
schmückte man später auf flachen, wenig gegliederten
Wänden mit Wandmalereien aus, die nur zum Teil
erhalten geblieben sind. An den transferierten Pa-
neelen zeichnet sich mit seiner bildnerischen Wirksam-
keit hauptsächlich der Dreiband-Passionszyklus aus,
die zweifach grossen Szenen der Ersten Sünde Adams
und Evas, des Adam unter den Teufeln in der Hölle
und der Befreiung Adams und Evas aus der Hölle.
Im Präsbyterium blieb nur ein Fragment der Gestalt
des Hl. Wenzel, des typischen Patrons für dieses
Grenzgebiet, erhalten. Beachtenswert ist weiter das
Fragment der Szene Kampf des Hl. Georg mit dem
Drachen, das sich auf der oberen Fläche des Triumph-
bogens befindet. Besteller der Ausschmückung war
wahrscheinlich der Landedelmann Václav von Mrzlice,
Favorit des Königs Wenzel IV., der in Kopisty bis zu
seinem Tode im Jahre 1434 lebte. Über den Maler
wissen wir nichts, man muss jedoch daraus ausgehen,
dass Prag in jener Zeit Lieferer von Malern nach ganz
Böhmen und auch nach Sachsen war.
Der Passionszyklus, der 20 kleine Szenen enthält,
geht aus der langen ikonographischen Tradition aus.
Er besteht aus kleinen Kammerauftritten, die in eine
flache miniature Bühne mit dunkelrotem Hintergrund

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situiert sind. Die Interieurszenen wechseln mit einer
angedeuteten Landschaft ab. Die Komposition ist aus-
gewogen, die Gesichter sind mit einem kindlich
naiven Ausdruck dargeboten, auch die negativen
Typen sind vermenschlicht. Die Farbenharmonie ent-
spricht der Gesamtlyrik und der Einfachheit der Wie-
dergabe. Die Malerei ankert in dem zeitgenössischen
sozialen Milieu des tschechischen Dorfes. Dies bezeugt
die ganz sporadische Situierung der Szene Einfahrt
Christi nach Jerusalem vor das zeitgenössische Gut
eines Landedelmannes — also eine Antizipation der
Darstellung der realen Umgebung.
Auch die Szenen Adams und Evas sind vermen-
schlicht: die Teufel in der Szene Adam in der Hölle
sind eher komisch grotesk als drohend. Die Lehre
über den Abstieg Christi in die Hölle war im Mit-
telalter eine Quelle von Streiten innerhalb der Kirche:
die Hussiten lehnten das Fegefeuer als Instrument des
Kirchenzwanges und der Quelle von Einkünften ab.
Der Maler vertritt hier offiziell den Standpunkt der
Kirche. Die Malereien entstanden wahrscheinlich in
der Hussiten-Zeit, als Kopisty ein bisschen von den
unruhigen politischen Ereignissen abseits stand. Seine
einmalige Ikonographie deutet an, dass Kopisty schein-
bar eine zurückhaltend polemische Ideenstellungnahme
einhielt.
Die Darstellung des Kampfes des Hl. Georg mit
dem Drachen weist Ähnlichkeiten mit den illuminier-
ten Handschriften der Ära von Wenzel IV. auf (Archi-
tektur auf dem Hintergrund, weisses Pferd). Die
Geschichte dieses in Böhmen damals sehr beliebten
Patrons ging im Bewusstsein des Volkes mit dem ver-
breiteten Märchen von dem Drachentöter ineinander
auf. Der Maler aus Kopisty konnte mit Georgs Le-
gende auf der Prager Burg oder auch im Prager Klos-
ter Na Zderaze bekannt werden.
 
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