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Instytut Historii Sztuki <Posen> [Hrsg.]
Artium Quaestiones — 21.2010

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Rozprawy
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Żuchowski, Tadeusz J.: Die altertümliche Überlieferung in der Renaissance-Skulptur: Sonderfall Marmoraria
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https://doi.org/10.11588/diglit.29069#0012
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TADEUSZ J. ŻUCHOWSKI

Dies muss tiberraschen, wenn wir bedenken, dass sowohl im toskani-
schen ais auch im venezianischen Umleld viele Skulpturen aus Stein
entstanden. Mehr noch, dass vor allem eben Steinwerke aus der Antike,
also die besten Muster fur Bildhauer, damals am haufigsten anzutreffen
waren. Es existierte auch ein recht umfangreiches Wissen uber die Tech-
nik der Steinbearbeitung und die Applikation derselben in die Skulptur-
technik. Dieses Wissen war jedenfalls erheblich grbher ais die Kenntnis
der Gussverfahren. Uber die Steine schrieb Plinius allgemein im genann-
ten XXXVI. Buch, mit dem Hinweis auf die Steinarten, die gem von al-
tertumlichen Bildhauern benutzt worden sind. Hier findet der Marmor
von der Insel Paros (7?zur7?7or ) besondere Beachtung. Plinius er-
wahnt auch den weihen Marmor aus der Gegend von Luna, also dem
Gebiet der spateren Carrara-Steinbruche (777.ur77707* JTmensis). Diese
Marmorlagerstatte war auch Vitruvius und Isidorus von Sevilla bekannt.
Vom Stein, darunter auch vom weiben Marmor, schrieben auch Alberti
und Filaretę; aber sie beruhrten - ahnlich wie Vitruvius - dieses Prob-
lem in den der Architektur gewidmeten Texten.
Uber Moglichkeiten der technischen Nutzung des Steines auberhalb
der Architektur schrieben die mittelalterlichen Autoren vor allem im
Kontext der Mosaikendekoration und der Einlegearbeit (Isidorus von
Sevilla, Rabanus Maurus). Von der Skulptur dagegen, verstanden ais
eine besondere Aushauekunst, schweigen die Texte. Diese Informationen
sind eher bei den Dichtern ais bei den Fachleuten zu hnden. Diese jedoch
liefern uns, ahnlich wie die mittelalterlichen TnimbiPn-Autoren, keine
technischen oder fachlichen Informationen, sondern bestatigen lediglich
die Prasenz antiker Werke im mittelalterlichen Europa, vor allem in Ita-
lien. Der Brite Magister Gregor schreibt in seinen MPubiPbMs LPbis
Po77mU (entstanden an der Wende vom 12. zum 13. Jh.):

Inter universa opera monstruosa quae
Romae quondam fuerunt, magis
miranda est multitudo statuarum quae
'Salvatio civiunf dicebantur. Haec arte
magica fuit consecratio statuarum
omnium gentium quae Romano regno
subiectae fuerunt. ...
Theatrum autem admirabiie in Heraclea
de monte marmoreo inter monstruosa

Unter allen Merkwurdigkeiten, die sieh
einst in Rom befanden, ist eine Anzahl
Statuen bewundernswert, die den Namen
„Die Htiter der Burger" tragen. Sie wurden
mit Hilfe der Geheimkunste gemacht,
damit die Statuen allen Stammen des
rdmischen Staates geweiht waren...
Auch das aus dem Marmorberg aulgedeck-
te Theater in Heraclea ist zu bewundern

' Hier zitiert nach MagtsO*?' 7^o/*ra7io de MiraMAE/s t/rbis Romae
G77p/www.classic) Die Ubersetzung ins Deutsch vom Autor; sehe auch G. McN. Rushforth,
Magister Gregor;as de AAra&dibMS Gr&is Ro7?^ae.' A 7;eŁC Descripdna o/* Ro77;e ń7 TŁee/pA
Ce7;7;7ry, „The Journal of Roman Studies", 9, 1919, S. 50-52 und 43-44.
 
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