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Andreae, Bernard [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (1,2): Die Sarkophage mit Darstellungen aus dem Menschenleben: Die römischen Jagdsarkophage — Berlin, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.14580#0084

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man wird annehmen dürfen, daß der Kampf zwischen Elefanten und Löwen hier in ähnlicher Weise wie
auf dem neugefundenen noch unpublizierten Sarkophag in Ostia (Kat. 61) mit anderen Jagdszenen kombiniert
war, die sich in einer idealen Landschaft vollzogen. Wie eng der Zusammenhang der Jagddarstellungen
mit den Venationes im Circus auch sein mag, so wenig wird dies doch in der Darstellung des Jagdambientes
zum Ausdruck gebracht.

So ist auch nicht mit Sicherheit zu sagen, ob sich der Kampf zwischen behelmten und mit Schilden bewaffneten
Jägern auf dem Fragment eines großen Deckels in Neapel (Kat. 52, Taf. 42,9) in der Arena oder beim
Tierfang im Freien abspielt. Auf den Jagd- und Tierhatzsarkophagen wird der Löwe von einem Reiter
gestellt, Venatores zu Fuß hetzen die Löwen auf andere Tiere, treten ihnen nicht selbst zum Kampf gegenüber.
In dieser Beziehung stellt der Deckel in Neapel deutlich etwas anderes dar. Die behelmten und mit Schilden
gewappneten Venatores sind mitten unter den Löwen. Ein Jäger stürzt vornüber nieder, als sei er durch
einen Prankenhieb zu Boden geworfen worden. Das erinnert an eine eindeutig in der Arena spielende
Szene auf dem Deckel des Schlachtsarkophags der 60er Jahre des 2. Jahrhunderts n.Chr. im Konservatorenpa-
last377. Wenn es noch nötig wäre, so würde auch dies den Zusammenhang zwischen den römischen Jagdsarko-
phagen des 3. Jahrhunderts und dem Arenaerlebnis bestätigen. Aber dieses Erlebnis ist auf den Jagdsarkopha-
gen in eine ideale Umgebung transponiert.

So ist der Zusammenhang mit Circusspielen auch bei den auf Tafel 43 zusammengestellten Fragmenten
keineswegs eindeutig. Diese Fragmente verbindet, daß hier Haufen von solchen Tieren dargestellt sind,
von denen man weiß, daß sie in der Arena gegeneinander gehetzt wurden. Besonders zu erwähnen sind
der von einem Panther gejagte Strauß auf einem Fragment in Berlin, Klein Glienicke (Kat. 16, Taf. 43,3),
und die Bären im Kampf gegen einen Stier auf dem gewaltigen Sarkophagdeckel in Rom, Piazza di Spagna 93
(Kat. 134, Taf. 43,6), der zu einem Sarkophag fast von der Größe des Exemplaresin der Praetextatkatakombe
(Kat. 86, Taf. 23,1) gehört haben muß. Bären, die auch zu den Jagdtieren auf dem Sarkophag in Wien
(Kat. 247, Taf. 36,1) und anderen nachgallienischen Sarkophagen 78 zählen, finden sich auf den Fragmenten
im Vatikan (Kat. 219, Taf. 43,7 und Kat. 221, Taf. 43,1),auf dem Deckel in der Domitillakatakombe (Kat. 81,
Taf. 43,8) sowie auf dem im Museo Pio Cristiano des Vatikan (Kat. 239, Taf. 43,9). Ein sehr verriebener
Deckel im Antiquarium des Palatin (Kat. 115, Taf. 43,10) bietet einen Haufen toter Tiere, wie sie am Ende
eines Circusspiels im Sand der Arena liegen mochten. Das Fragment eines Kindersarkophags in Ostia (Kat. 62,
Taf. 42,11) zeigt nebeneinander ein reißendes und ein zahmes Tier, und zwar einen weiblichen Panther
oder eine Löwin und einen Hirsch, die beide nach rechts bewegt sind. Vor dem Hirsch wird über der
Raubkatze das Hinterteil eines anderen Tieres, wohl eines Hundes sichtbar. Eine Antilope mit gedrehten
Hörnern findet sich auf einem qualitätvollen Fragment des Prätextatmuseums (Kat. 87, Taf. 43,12). Überblickt
man die Fülle der Fragmente, die sich nicht eindeutig einem bekannten Sarkophag-Typus zuordnen lassen,
und beachtet zugleich die Größe der Sarkophage, zu denen sie gehört haben müssen, so wird klar, daß
es unter den römischen Sarkophagen mit Jagddarstellungen eine Vielfalt gegeben haben muß, von der
man sich heute kaum noch eine Vorstellung machen kann.

Bedauerlich ist vor allem, daß nur so wenige Sarkophage mit den zugehörigen Deckeln erhalten sind.
Auch nach der Zusammenfügung der Sarkophage in San Sebastiano I (Kat. 149, Taf. 52,2) und II (Kat. 150,
Taf. 74,2) und Ferentillo (Kat. 29. 30, Taf. 93,3.4) mit den zugehörigen Deckeln sind es nicht mehr als
vierzehn379.

Die Verschiedenartigkeit der Deckel, mit denen man sich die monumentalen Sarkophage in Gedanken ergänzen
muß, bezeugen zwei große Fragmente, die hier lose angefügt seien.

Das eine befindet sich im Museo Oliveriano in Pesaro (Kat. 67, Taf. 42,8). Die Jäger sind hier zu Fuß
dargestellt. Der Jagdherr, dessen Kopf nur abbozziert ist, holt mit dem Jagdspeer gegen das Wild aus,
auf das ein anderer Jäger erregt mit ausgestrecktem Zeigefinger deutet, wie um den Hund, der zwischen

s. Anm. 25.

Viterbo (Kat. 246, Taf. 37,1); Treibjagdsarkophage: s. den Kreuz-
plan in Kap. 6.1.

Praetextat (Kat. 86, Taf. 23,1), Palermo (Kat. 64, Taf. 36,4), Ostia
(Kat. 60, Taf. 37,5), Ostia (Kat. 61), Vatikan, Museo Gregoriano
Profano (Kat. 232, Taf. 41,2), Vatikan, Necropoli Vaticana

(Kat. 240, Taf. 44,2), Siena (Kat. 206, Taf. 54,1), Rom, S. Sebasti-
ano I (Kat. 149, Taf. 52,2), Rom, San Sebastiano II (Kat. 150,
Taf. 74,2), Deols (Kat. 27, Taf. 93,1), Ferentillo (Kat. 29,
Taf. 93,3), Osimo (Kat. 59, Taf. 94,1), Arles C (Kat. 3, Taf. 94,4),
Rom, Konservatorenpalast (Kat. 112, Taf. 95,4)-

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