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Andreae, Bernard [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (1,2): Die Sarkophage mit Darstellungen aus dem Menschenleben: Die römischen Jagdsarkophage — Berlin, 1980

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https://doi.org/10.11588/diglit.14580#0087

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3.5.2. DER TRANSPORT DER JAGDBEUTE

3.5.2. Der Transport der Jagdbeute

Auf dem Deckel des Sarkophages des Valerinus Vasatulus (Kat. 240, Taf. 44,2) ist im linken Feld die Heimfüh-
rung der Jagdbeute auf einem zweirädrigen Ochsenkarren, dem sogenannten Plaustrum, dargestellt. Die
Räder dieses bäuerlichen Lastwagens388 sind gewöhnlich scheibenförmig, doch begegnen auch Speichen
(Kat. 54, Taf. 51,2). Das Plaustrum wird in den Darstellungen der Sarkophage auch für den Transport von
Weinschläuchen389, Holzscheiten390, Ährengarben391 und anderen Lasten392 verwendet. In einigen Fällen
wird es von Pferden gezogen. Bei der Heimführung der Jagdbeute wird es gewöhnlich von einem berittenen
und zwei Jägern zu Fuß begleitet, von denen einer sich umwendet und rückwärtsschreitend die Ochsen
am Riemen zieht. In zwei Exemplaren stachelt er sie mit dem Kentron in der Rechten an. Ergänzt wird
die Szene durch einen Hund. Das Ziel des Transportes wird bisweilen durch eine Architektur im Hintergrund
angedeutet und meistens steht am rechten Rand ein Meilenstein in Form einer Säule mit einem kugelförmigen
Aufsatz, auf dem in römischen Ziffern eine Zahl eingetragen ist. Bei seiner Untersuchung der Darstellungen
von Wagenfahrten auf Sarkophagdeckeln der zweiten Hälfte des 3. und der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts,
auf denen auch häufig Meilensteine begegnen, kommt W. Weber393 schon zu dem Ergebnis, das auch die
verschiedenen Zahlen auf den Meilensteinen der Szenen mit Heimkehr von der Jagd bestätigen. Er schreibt:
»Ob die aufgemalten oder eingeritzten Zahlzeichen eine tiefere Bedeutung haben, läßt sich nicht beweisen
und ist auch nicht wahrscheinlich «. Einig ist man sich über die Deutung des Meilensteins in den Darstellungen
von Wagenfahrten. Er weist auf die zurückgelegte »Lebensstrecke«394. Damit ist auch ein Anhalt für die
Deutung der Szenen mit der Heimkehr von der Jagd auf Sarkophagen gegeben. Sie sind eine Allegorie
auf das im Leben Erlangte. Ist die Jagd ein Bild für die Bewährung im Leben, so ist die Jagdbeute deren
deutlichster Beweis. Die Darstellung kann daher in einem Fall, dem Fragment in Brüssel (Kat. 20,Taf. 51,1),
auch als tief ausgearbeitetes Relief die Front eines Sarkophagkastens einnehmen. Schließlich erscheint sie
auch auf der Nebenseite im Palazzo Mattei (Kat. 127, Taf. 51,6), die nach Maßen und Stil ursprünglich
zum Sarkophag Mattei I (Kat. 126, Taf. 23,2) gehört haben dürfte.

Die Heimführung der Jagdbeute ist im Grunde aber eine der typischen Deckelszenen, die das Bildprogramm
von Sarkophagen abrunden. Nur im Fall des Sarkophags in der Vatikannekropole können wir mit Sicherheit
sagen, daß sie zu einem Jagdsarkophag gehört. Bei den typologisch und stilistisch nahestehenden Deckelfrag-
menten im Louvre (Kat. 66, Taf. 50,2), in Neapel (Kat. 54, Taf. 51,2), Wisbech (Kat. 249, Taf. 50,5) und
im Museo Chiaramonti (Kat. 220, Taf. 50,7) möchte man dies auch für wahrscheinlich halten, aber sicher
ist es nicht, denn der Transport der Jagdbeute findet auch im ikonologischen Programm von Sarkophagen
mit ganz anderen Themen, wie zum Beispiel dem Hochzeitssarkophag im Thermenmuseum (Kat. 106,
Taf. 51,3) Verwendung. W'enn, wie hier im Relieffeld der anderen Deckelseite eine Jagd dargestellt ist,
wie dies auch bei den Deckelfragmenten im Konservatorenpalast (Kat. 111, Taf. 51,4.5) der Fall ist, dann
dürfte der Kasten eine andere Darstellung getragen haben.

Neben der Heimführung der Jagdbeute mit dem Plaustrum begegnet auf dem Deckel des späten Treibjagdsarko-
phags in Arles C (Kat. 3, Taf. 94,4) auch eine Form, in der ein Eber in einem Netz an einem Tragholz
nach Hause getragen wird395. Eine ähnliche Darstellung wird auf zwei christlichen Sarkophagen der gleichen
Zeit, einem Friessarkophag im Museo Pio Cristiano des Vatikan (Kat. 236, Taf. 50,9) und dem sogenannten

Vgl. RE XX 2 (1950) z5 51 ff. s.v. plaustrum (Herzog-Hauser). -
Himmelmann (1973) 10 mit Anm. 62.

Den von B.M. Felletti Maj, Considerazioni sull' arte del periodo
fra Gallieno e la Tetrarchia, RACrist 52, 1976, 235-245 zusammen-
gestellten Exemplaren: 1. Vatikan, Museo Gregoriano Profano:
233 Abb. 3. - 2. Paris, Louvre: 234f. Abb. 5 b.- 3. Rom, Konser-
vatorenpalast (Pferdegespanne): 236f. Abb. 6. - 4. Vatikan, Rei-
nach, RR III 283,2-4: 237 Anm. 32. - j.Rom, Mus.Naz.: 241
Abb. 9. - 6. Rom, Mus.Naz.: 244 Abb. 11 b, lassen sich die folgen-
den hinzufügen: 7. Vatikan, Loggia Scoperta: Amelung, Vat.Kat.
II 733f. Nr. 12 Taf. 83. Inst.Neg.Rom 1333. - 8. Neapel, Mus.
Naz.: Photo G. Fittschen-Badura 68/62. - 9. Rom, Mus.Naz.,
Sarkophag von Acilia: Himmelmann (1973) 10. - 10. Rom, Jüdi-
sche Katakombe in der Villa Torlonia: U.M. Fasola, RACrist 52,
1976, 15 f. Anm. 10 Abb. ;.

Vatikan, Museo Chiaramonti: Amelung, Vat.Kat. I 493 Nr. 274c
Taf. 51. ArchFotVat XXXI-21-22.

Vatikan, Galleria Lapidaria: Amelung, Vat.Kat. I 211 Nr. 63 c
Taf. 24.

Pferdegespann mit undefinierbarer Last, Vatikan, Museo Pio Cristi-
ano, Sarkophag des L. Annius Octavius: Felletti Maj a.O. 245
Abb. 12.

W. Weber, Die Darstellungen einer Wagenfahrt auf römischen
Sarkophagdeckeln und Loculusplatten des 3. und 4. Jahrhunderts
n.Chr. (1978) 133.
Ebbend a 133.

Sie findet sich auch auf dem hier nicht abgebildeten, relativ frühen
Deckel ehem. Ince Blundell Hall (Kat. 37), wo sie mit Netzträgern
und anderen Jägern, die die Jagdbeute auf einem Maultier und
an Stangen heimtransportieren, kurz einem ganzen Zug von Heim-
kehrern von der Jagd, dargestellt ist.

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