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Matz, Friedrich [Editor]; Andreae, Bernard [Editor]; Robert, Carl [Editor]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0042
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TROISCHER KREIS

le fit transporter sur le bord du bätiment dam lequel il etoit venu. Au
retour de notre flotte M. de Domachneff avec lequel j'etois intimement li'e
men fit pr'esent. A la vue de ce beau monument Homerique, par un
Premier mouvement diadmiration, je tnecriat: ne seroit-ce pas le
tombeau d'Homere? Cette exclamation passa de bauche en bottche,
et sans autre fondement, on finit par le croire et meme par imprimer que
j'etois possesseur du tombeau d''Homere (Abschrift von G. Kieseritzky
aus dem Exemplar der Ermitage); vgl. A. de Olenine Lettres a un
dilettante p. 56, der nur statt Domachneff irrthümlich den Ober-
befehlshaber der Flotte, Grafen Alexis Orloff den „Tschesmier",
selbst nennt. Bereits 1790 war der Sarkophag an seinem gegen-
wärtigen Platze aufgestellt und galt für das Grab des Homer,
J. G. Georgi St. Petersburg S. 130. Da in dieselbe Zeit mit der
Auffindung dieses Sarkophags die Entdeckung des angeblichen Grab-
mals Homer auf der Insel los durch den in russischen Kriegs-
diensten stehenden holländischen Grafen Pasch van Krienen fiel,
bildete sich, offenbar im Zusammenhang mit jener Aeusserung des
Grafen Stroganoff, die Legende, dass dieser auch der Entdecker des
Achilleussarkophags und der Fundort los sei. In St. Petersburg
selbst scheint diese Legende nicht entstanden zu sein, da man dort
nach dem Zeugniss Lechevaliers bei Heyne Grabmal Homers S. 6 A.
als Fundort Andros nannte. In der Litteratur erscheinen los als
Fundort und Pasch als Entdecker zuerst in der angeführten Schrift
von Heyne, der zwar die Erklärung als Grabmal des Homer und die
Deutung der Vorderseite auf „Hörnern von den Musen und Parzen
umgeben" bekämpft, dagegen die legendarische Fundnotiz trotz der
widersprechenden Angabe Lechevaliers acceptirte und sie mit der
Erwähnung der Funde Pasch's in den Briefen von Björnstahl II 1778
(34 Brief vom 5ten Junius 177z S. 191 d. deutschen Uebersetzung)
combinirte. Auf Heyne's Autorität hin galt diese Angabe lange Zeit
für wohl begründet, bis Ross durch Wiederabdruck des äusserst
selten gewordenen Buches von Pasch van Krienen Breve descrizi-
one dell' arcipelago e particolarmente delle diciotto isole sottomisse l'anno
1771 al dominio russo, Livorno 1773 den Nachweis führte, dass der
Petersburger Achilleussarkophag mit keinem der von Pasch auf
los wirklich oder angeblich gefundenen Sarkophage identisch sein
könne; vgl. auch E. de Muralt Der Strogonowsche Sarkophag;
Welcker Kleine Schriften III S. 286.

Abbildungen: Chr. G. Heyne Das vermeintliche Grabmal
Homers nach einer Skizze des Herrn Lechevalier gezeichnet von
Joh. Dominik Fiorillo, Leipzig 1794, Taf. I—V. — Collection
(festampes d'apres quelques tableaux de la galerie de Son Excellence Mr.
le comte A. Stroganoff, St. Petersburg 1807, pl. 71. pl. ~]z (= Sculp-
ture ancienne et moderne de la Collection de S. E. Mr. le comte de
Stroganoff, pl. 7. pl. 8), nach Zeichnungen von E. Korneeff
gestochen von M. Ivanoff und E. Skotnikoff. — Die Mittelgruppe
der Vorderseite A. de Olenine Lettres ä un dilettante sur fouvrage
intitule R. Museo Borbonico, St. Petersbourg 1834, ^'

Litteratur: J. G. Georgi Versuche einer Beschreibung der
Russisch Kaiserlichen Residenzstadt St. Petersburg, St. Petersburg
1790 S. 130 § 243 ; Chr. G. Heyne a. a. O.; Goethe Programm
zur Allgemeinen Deutschen Litteratur-Zeitung I, 1802, S. XVII f.
(= Boas Nachträge III S. 194 der Ausgabe letzter Hand); Comte
de Stroganoff Collection etc. zu pl. 71. pl. 72; Welcker Zeit-
schrift für Geschichte und Auslegung der alten Kunst 1818

S. 426; ders. Zeitschrift für die Alterthumswissenschaft 1844
S. 231 (= Kleine Schriften III S. 284); Raoul Rochette Monu-
ments in'edits 1828 I p. 73; A. de Olenine a. a. O. p. 56; E. de
Muralt Achilles und seine Denkmäler ausser Südrussland, zur
Erklärung des vermeintlichen Grabmals Homers im Strogonowschen
Garten, St. Petersburg und Leipzig 1839; Preller Anzeige der
Schrift v. Muralt im Ergänzungsblatt zur Allgemeinen Litteratur-
Zeitung 1840 S. 290; E. de Muralt Der Strogonowsche Sar-
kophag, Ergänzungen zu der Schrift: Achilles u. s. w. in den
Memoires de la soci'et'e d'Archeologie et de Numismatique de St. Peters-
bourg 1847 I p. 75; O. Jahn Archäologische Beiträge S. 353 (A);
Overbeck Bildwerke zum thebischen und troischen Heldenkreis S. 288
Nr. 3 ; Treu Führer durch das Sculpturen-Museum der Kaiserl.
Akademie der Künste zu St. Petersburg (in russischer Sprache) 1871
Nr. 377 S. 89.

Dem nach griechischer Weise streng tektonisch ge-
gliederten Sarkophag liegt die Hausform zu Grunde. Der
Sockel ist an der Vorder- und den beiden Schmalseiten
oberhalb des Ablaufs und der Euthynteria mit einem Blatt-
ornament verziert und zwar an der Vorder- und linken
Schmalseite mit spiralförmigem Rankenwerk, an der rechten
Schmalseite mit einer dicken Guirlande von Eichenblättern;
der Sockel der Rückseite ist ohne Verzierung. Die
Ecken des Sockels sind nach dem bei dieser Sarkophag-
classe durchgehenden Verfahren als Basen der Parastaden
charakterisirt und auf ihren Stirnflächen mit kleinen Thier-
figüTchen geschmückt. Man erkennt an der Vorderseite
Fig. 20 rechts einen Löwen, links einen gegen denselben
anspringenden Hund, an der linken Schmalseite Fig. 20a
rechts wieder einen Löwen, links einen Eber, an der
rechten Schmalseite Fig. 20 b rechts einen fliehenden
Hasen, links einen seine Spur suchenden Jagdhund, endlich
an der Rückseite rechts wieder einen fliehenden Hasen,
während links die Ausarbeitung der Basis überhaupt unter-
blieben ist. Die linke Parastade der Vorderseite hat ein
Blättercapitell, während auf der Rückseite die Capitelle der
Parastaden schmucklos sind. Die Stelle der rechten Para-
Stade der Vorderseite vertritt die Herme eines kahlköpfigen,
spitzohrigen Silen, wohl um eine stärkere Abgrenzung
nach der rechten Schmalseite hin zu bezeichnen. Der
Silen trägt ein quer über die Brust laufendes und über
den linken Arm fallendes Gewand und stützt mit erhobener
Linken das Gesimse der rechten Schmalseite Fig. 20 b.
Das Gesimse ist an der Vorder- und den beiden Schmal-
seiten mit Astragalenschnur, Eierstab und spiralförmigem
Blattornament verziert; die Verhältnisse dieser drei orna-
mentalen Glieder sind auf der linken Schmalseite die
gleichen, wie auf der Vorderseite, während auf der rechten
Schmalseite der Eierstab höher, der vorspringende Rand
mit dem Blattornament niedriger ist. Das Gesimse der
Rückseite ist ohne Verzierung. Der gegenwärtig verkehrt
aufgesetzte, als Giebeldach gestaltete Deckel ist an seinem
unteren Theil auf der Vorderseite Fig. 20 c und der
 
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