Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Matz, Friedrich [Editor]; Andreae, Bernard [Editor]; Robert, Carl [Editor]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0234
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
ARGONAU

TEN-KREIS

libirende Hand hier höher gehoben, da der Altar grösser
gebildet ist. Der Camillus ist hier fast ebenso gross wie
Iason; statt des Cumerum hält er die Acerra mit den
runden Opferkuchen, den liba.

Auf der rechten Schmalseite Fig. 201 b erscheinen zwei
jugendliche Krieger, die im Gespräch begriffen sind. Der
eine sitzt auf einem Felsen, über den ein Löwen- oder
Pantherfell gebreitet ist. Unter der Kopfhaut wird ein an
den Sitz gelehnter Schild (?) sichtbar. Auf einen zweiten
weiter rechts stehenden Rundschild legt der Sitzende seine
linke Hand, während er mit der ausgestreckten Rechten
seine Rede begleitet. Auf seiner linken Schulter ruht die
Chlamys, deren einer Zipfel um den linken Unterarm ge-
schlungen ist. Der zweite Jüngling steht zuhörend ihm
gegenüber; er ist mit einer auf der rechten Schulter gehef-
teten Chlamys bekleidet, deren Aufbauschung erkennen
lässt, dass der linke Arm auf die Hüfte gestützt ist. In
der gesenkten Rechten hält er ein in der Scheide stecken-
des Schwert. Wie bei 200 b wird man auch hier an einen
Vorgang aus der Argonautensage zu denken und in dem
stehenden Jüngling Iason zu erkennen haben. Dagegen
lässt sich der sitzende Jüngling nicht mit Sicherheit be-
nennen. Von den Argonauten trägt das Löwenfell nur
Hercules, an den hier wegen der Jugendlichkeit der
Gestalt nicht gedacht werden kann. Sonst erscheint noch
Argus, der Sohn des Arestor, der nach einer Ueber-
lieferung der Erbauer der Argo ist, zwar nicht mit dem
Löwenfell, aber mit einer Stierhaut bekleidet, Apollonios
Argonaut. I 324

oep/xa B' 0 ßsv raüpoio iroor/VSKsg äßtyiyET äjuov;
"Apyog 'ApsvTopiovjg Xäyyri ßsXav,
vgl. Hygin fab. 14: Argus .... Argivus pelle taurina
lanugine (lanugine nigra?) adopertus. is fuit jabricator navis
Argo. Es ist die Haut des von ihm erlegten arkadischen
Stieres, vgl. Apollodor bibl. II 1, 2, 2: "Apyog b ttavÖTtrrfi

Xsyoßsvog.....VTrspßdXXccv ovväjust töv /jlsv rvjv Ap/ccco/ccv

Xv/u.aiv6juevov raüpov ävsXuv rrjv tovtou oopdv yjß^ieoaro. Wie
hier der Erbauer der Argo mit dem Panoptes, von dem
er übrigens auch ursprünglich nicht verschieden war, wieder
zusammenfliesst, so könnte auch auf der Sarkophagdar-
stellung das Pantherfell, das Argos als Hüter der Io auf
dem römischen Wandbild der palatinischen Casa di Ger-
manko trägt (abgeb. Monumenti deW Instituto XI tav. 23), dem
Erbauer der Argo statt der Stierhaut gegeben sein. Man
würde dann an die Verhandlung des Iason mit Argus
über den Schiffsbau denken können. L. von Urlichs
denkt an Theseus und Pirithous in der Unterwelt.

Arbeit aus der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts.

202) F. verschollen, früher Rom, Vigna Casali.
Vermuthlich bei den in Vigna Casali in den Jahren 1872.

1873 unternommenen Ausgrabungen gefunden, s. Brizio Bulletthw
deir Instituto 1873 p. 11 — 22, wo aber dieses Stück nicht er-
wähnt wird. Im Jahre 187p sah es von Duhn noch in Vigna
Casali. Im Jahre 1884 habe ich es weder dort noch bei den
Kunsthändlern, in deren Besitz der grösste Theil der Sammlung
Casali im Jahre 1883 übergegangen war, auffinden können.

Litteratur: Matz und von Duhn Antike Bildwerke in
Rom 1881 II S. 367 Nr. 3163; L. von Urlichs Ein Medea-
Sarkophag (Einundzwanzigstes Programm des von wagner'schen
Kunstinstituts) 1888 S. 6 Nr. 8 O.

„Nach links sitzt auf einem Stuhle mit hoher Lehne
Glauke in gegürtetem Chiton mit Halbärmeln, der von der
linken Schulter niedergeglitten ist; ein hinten nieder-
fallender Mantel bedeckt die Beine; die Füsse in Sandalen;
die linke Hand hat sie auf den Sitz gestützt; die rechte
ruht auf dem linken Oberschenkel; Kopf weggebrochen.
Hinter'm Stuhle wird neben einem Schilde ein männlicher
Unterschenkel sichtbar; unter'm Stuhle steht ein Helm.
Vor ihr, durch einen Baumstamm (?) im Hintergrund ge-
trennt, steht Hymenaios im Mantel, der rechte Brust und
Schulter frei lässt; die Arme über einander geschlagen; in
der rechten Hand zwei Mohnstengel. Der Kopf ist wegge-
brochen. Links ein Pfeiler, auf dem der aufgelehnte linke
Arm mit etwas darüber geworfenem Gewände einer männ-
lichen Figur sichtbar wird. Von links kommen auf Glauke
zu die beiden Kinder; das erste trägt ein Gewand, das
zweite in einer flachen Schale die Krone." von Duhn.

Danach scheint das Fragment den grössten Theil
der ersten Scene, allerdings in sehr zerstörtem Zustand,
und von der zweiten einen kleinen Rest der linken Eck-
figur enthalten zu haben. Die Armhaltung der Creusa
war dieselbe wie auf 196. 197. 200. 201. Der vordere
Knabe hielt wie auf 194. 196. 201 den Peplos oder das
Flammeum. Der vermeintliche Baumstamm war wohl der
sehr verstümmelte Torso der Amme. Der Brautführer
hielt wie auf 195. 200 nur die Mohnstengel, aber keine
Facker. Von Iason war nur der linke auf den Pfeiler
gestützte Arm übrig.

Von der zweiten Scene war der rechte Unterschenkel
des am linken Ende stehenden Iason erhalten. Schild und
Helm (vgl. igg. 200. 201) standen hier beide links am
Boden.')

203) D. F. Marseille, Musee. Fig. 204. L. 1, 58.

H. o, 87. Zeichnung von Eichler 1874.

Vor dem Jahre 1834 ^em Museum von Mr. Famin geschenkt.

") Löwy Archäologisch-epigraphische Mittheilungen aus Oesterreich-
Ungarn XI 1887 S. 167 A. 65 erwähnt einen auf Paros gefundenen und
dort im Hause des Herrn Barozzi befindlichen kolossalen Unterschenkel
(H. 0,50), von dem der Besitzer angab, dass er zu einem grossen Bild-
werke : zwei Kinder, die sich umarmt hielten, und eine weibliche
Figur mit Schwert, gehört habe. „Falls dieser Angabe," fährt Löwy fort,
„überhaupt etwas Thatsächliches zu Grunde liegt, dürfte sie sich auf einen
Medeasarkophag beziehen."
 
Annotationen