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Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (2): Mythologische Cyklen — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.12015#0233
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M E D E A Tafel LXIV. LXV

Tafel LXV

201) S. Rom, Palatin, in der einen Kryptoporticus.
Fig. 201. Fig. 201 a. Fig. 201 b. Sehr zerstört. L. 2,20.
H. 0,6b. T. 0,67. Relieferhebung der Vorderseite 0,06.
Zeichnung von Eichler 1875.

Bereits Ende des sechszehnten Jahrhunderts in Rom be-
kannt Pozzo Windsor XVIII (1590—1615); vielleicht schon
damals in dem späteren Palazzo Caucci (1767), der dann nach
einander den Familien Bclloni (1808), Guglielmi (1826) und
Baleotti gehörte, bis er von der päpstlichen Regierung erworben
und zum Sitz des Ministero dei Lavori Pubblici e Com-
mercio gemacht wurde. Da dieser Palast in unmittelbarer Nähe
von Chiesa nuova liegt, so darf man wohl vermuthen, dass
der Sarkophag, vielleicht zusammen mit 187, bei der Erbauung
dieser Kirche (1550—1605) gefunden worden ist. Im Jahre 187z
wurde er von der Sopraintendenza dcgli scavi della pro-
vincia di Roma erworben und auf dem Palatin aufgestellt.

Alte Zeichnungen: Pozzo Windsor XVIII Fol. 97 (47)
in der Zeichnung ergänzt; „Pozzo" Franks Fol. 43 Zeichnung mit
Rothstift ohne Ergänzungen Fig. 201'.

Einzelstich: Anonymus italiänischer Schule aus dem Ende
des 16. Jahrhunderts auf dem Berliner Kupferstichcabinet, sehr
frei ergänzt.

Abbildungen: Annali dell' Instituto XLI 186p tav. d'agg.
AB «r, 1. Danach Wiener Vorlegeblätter Ser. II Taf. 10 Nr. 1.

Litteratur: Winckelmann Monumenti anficht inediti 1767 II
p. 121 cortile del palazzo Caucci"); E. Visconti // Museo

Pio-Clementino VII 1807 p. 31 ». c („Winckelmann aveva osservato
nel cortile del palazzo Caucci presso la Chiesa nuova un sareofago im-
piegato ad uso di fontana. Ora non ve pik."); Zoega App. Fol. 624
(„Pal. Cauci", dazu später von Zoega selbst notirt: „ora Belloni");
Ders. Bassi Rilievi 1808 II p. 215 ».44; Raoul Rochette Monu-
mens in'edits 1827—1833 p. 63 n. 3 („dans le palais Gug/ie/mi");
Ders. Journal des Savants 1834/». 7& 17' Clarac Mus'ee de sculp-
ture II 1841 p. 536 «.; Th. Pyl De Medeae fabula (Diss. inaug.
Berol.) 1850 p. 69; Raoul Rochette Choix de peintures de Pompei
1853 p. 267 11. 4; O. Jahn Archäologische Zeitung XXIV 1866
S. 235 K; Dilthey ebenda XXVI 1868 S. 66; Ders. Bullettino
dell' Instituto 1868 p. 38; Ders. Annali dell' Instituto XLI 1869
P- 5. p. 12 K (vgl. Archäologische Zeitung XXXIII 1875 S. 63);
A. Rossbach Römische Hochzeits- und Ehedenkmäler 1871 S. 43
A. 76. S. 175; Rosa e Brizio Sülle scoperte archeologiche della citta
e provincia di Roma negli anni 1871 —1872 1873 p. 142 nr. 28;
H. Heydemann Berichte über die Verhandlungen der königlich
sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig XXX 1878
i Abth. S. 122 Nr. 4; Matz und von Dlihn Antike Bildwerke
in Rom 1881 II S. 364 Nr. 3161; M. Mayer Hermes XX 1885
S- 117 A. 1; Rich. O. Schmidt De Hymenaeo et Talasio dis vete-
rum nuptialihus (Diss. inaug. KU.) 1886 p. 61 nr. 1; L. von
Urlichs Ein Medea-Sarkophag (Einundzwanzigstes Programm des
von WAGNERschen Kunstinstituts) 1888 S. 4 Nr. 2 K.

Die Vorderseite Fig. 201 enthält wieder dieselben
vier Scenen wie 195. 196. 199. 200. In der ersten, der

Ueberreichung der Geschenke, sind links zur Bezeich-
nung des Eingangs zwei dorische Säulen angebracht (vgl.
195), an denen eine Guirlande aufgehängt ist (vgl. ig6.
200). Das Parapetasma fehlt wie auf 195. Die Armhaltung
der Creusa ist dieselbe wie auf 196. 197. 200. Der
Schemel vor ihrem Sitz ist wie auf 199. 200 weggeblieben.
Der vordere der beiden Knaben hält den Peplos oder das
Flammeum wie auf 194. 196. Die Amme legt hier zu-
redend ihre rechte Hand auf den rechten Arm der Creusa.
Der Brautführer, in derselben Stellung wie auf 195. 196.
197. igg. 200, hält wie 196. 197 sowohl die Mohnstengel
als die brennende Fackel. Die Stellung des Iason ist die-
selbe wie auf 195. ig6. 199. 200.

In der zweiten Scene, dem Tod der Creusa, ist
wie auf 194. 195. 197. 200 ein Parapetasma ausgespannt; da-
vor steht das Bett und an dessen Fussende die hohe Bett-
stufe wie auf 195. 196. igg. 200. Creusa's Kopf, der wie
auf igg. 200 von der bindenförmigen Stephane umgeben ist
Fig. 201/, fällt hier ungewöhnlich weit nach hinten zurück.
Creon streckt wie auf ig4. ig5. 200 die linke Hand aus;
hinter seinem Kopf flattern die beiden Zipfel der Königs-
binde, vgl. ig6. igg. Als Doryphorus ist hier dieselbe
Figur eingesetzt, die auf ig5 als Iason verwandt ist; die
gesenkte Rechte hält ein in der Scheide steckendes Schwert.

I t

Iason ist genau wie auf igg. 200 dargestellt.

Die dritte Scene, der Kindermord der Medea,
ist wie bei ig5. 200 auf die Figuren der Medea und ihrer
Kinder beschränkt. Medea steht fast ganz in Vorder-
ansicht; auf ihre Schultern fallen zwei gedrehte Locken
herab. Ihre Hände, die ohne Zweifel das Schwert und
die Scheide hielten, sind abgebrochen. Ebenso ist die
Gruppe der spielenden Kinder sehr verstümmelt; nament-
lich fehlen die den Ball haltenden Händchen des vorderen
Knaben.

Die vierte Scene zeigt wieder Medea auf dem
Drachen wagen. Vor den Drachen ist hier noch die
Figur der Tellus eingesetzt. Sie sitzt, auf den linken
Arm gestützt, am Boden, die Rechte mit bedauern-
der Geberde erhoben, das Haupt, von dem zwei lange
Locken auf die Schultern herabfallen, zur Erde geneigt.
Ihr Oberkörper ist nackt; um die Beine ist ein Mantel ge-
schlungen, dessen einer Zipfel über ihren linken Arm ge-
schlagen ist und dessen Saum sie mit der Linken gefasst hält.

Auf der linken Schmalseite Fig. 201 a sind die aus der
Darstellung von Iason's Hochzeit mit Creusa (s. igo')
herausgegriffenen Figuren des Iason und des Camillus
angebracht. Iason erscheint ganz in derselben Rüstung
und auch in derselben Stellung wie auf igo; nur ist die
 
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