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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,1): Einzelmythen: Actaeon - Hercules — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.12014#0021
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TAFEL XV ZWEITE CLASSE DRITTE GRUPPE 69—yi. TAFEL XVI. XVII DRITTE CLASSE 7i\ yi2

Endymion entblössende Amor schwebt nicht, sondern
schreitet auf diesen zu (vgl. 65), den Kopf nach Lima zurück-
wendend. Mit der Rechten scheint er auf den Schlafenden
gezeigt zu haben. Seine über die linke Schulter geworfene
Chlamys flattert im Winde. Der die Luna geleitende Amor
fehlt jetzt ganz; doch scheinen zwei senkrecht über einander
stehende Puntelli unter dem jugendlichen Localgott darauf
hinzuweisen, dass er einst an dieser Stelle und zwar
schwebend angebracht war; vielleicht war er zu dem an-
springenden Hunde des Endymion in Beziehung gesetzt.
Die absteigende Luna fasste, wie gewöhnlich, mit beiden
Händen ihren flatternden Mantel. Der Amor auf dem
vorderen Ross, der sich nach Lenkerart etwas in die Knie
beugt, hielt offenbar in der rechten Hand die Zügel. Vor
den Köpfen der Pferde ist ein Baum angebracht; rechts
davon bemerkt man einen unklaren Rest, vielleicht von
einem der Aura zu Hilfe fliegenden Amor. Diese ist, wie
auf den meisten Sarkophagen dieser Classe, lebhaft nach
links bewegt, während sie den Kopf nach dem Gespann
zurückwendet. Den Mantel hat sie wie einen Gürtel um
den Leib gebunden. Unter dem Gespann liegt, mit ent-
blösstem Oberkörper, dem Beschauer den Rücken kehrend
Tellus, im linken Arm das Füllhorn; die Rechte war wohl
mit einem Gestus des Staunens erhoben; vgl. 75.

Die Darstellung wird diesmal an beiden Seiten von
einem Hirten mit seiner Heerde abgeschlossen. Der
am linken Ende ist wie gewöhnlich sitzend dargestellt,
Stellung und Gewandung sind ähnlich wie bei der ent-
sprechenden Figur auf 51; das Pedum stützt er, wie auf 58.
65, auf den linken Oberschenkel. Der vor ihm sitzende
Hund erhebt zutraulich die linke Vordertatze. Links liegt
eine Ziege, rechts ein Schaf; auf dem Felsen in der Höhe
über ihm erblickt man zwei gelagerte Ziegen. Der Hirt
am rechten Ende stützt sich mit der rechten Achsel auf
die einen Stab tragende Linke und scheint, den rechten
Arm gesenkt, ein neben ihm weidendes Pferd zu betrachten.
Bekleidet ist er mit der Exomis. Im Hintergrund erscheint ein
stehendes Rind; darüber lagern auf einem Felsen zwei Ziegen.
Die undeutliche Masse auf dem Felsen in der rechten Ecke
ist vielleicht der Adler mit dem Hasen, wie auf 712. 75.

Leidliche Arbeit, wohl noch aus der ersten Hälfte
des zweiten Jahrhunderts.

712) S.Neapel, Museo nazionale (111070). Fig. 711.
Fig. 7i2a. Fig. 7i2b. L. 2,23. H. am rechten (Fuss-)Ende
0,85, am linken (Kopf-)Ende 0,86". T. 0,73. Im Innern ist der
Sarkophag nur bis zur Tiefe von 0,37 ausgehöhlt; er sollte
also, trotz seiner Grösse, nur eine einzige Leiche aufnehmen.
Zeichnung von Gillieron 1806.

Früher im Besitz der Familie Nolli in S. Antimo bei Neapel
wo er viele Jahre hindurch als "Wasserbehälter diente. 1877 von
dem Neapler Museum für 900 Lire erworben.

Literatur: A. Migliozzi e D. Monaco Nuova Guida generale
del Museo di Napoli p. 61 nr. 111070; Steuding in Roschers
Mythologischem Lexikon S. 2 1 17.

Auf der Vorderseite Fig. 712 liegt Endymion, nur
mit der Chlamys bekleidet wie 53. 65, in der gewöhnlichen
Haltung da. Die auf dem Felsen ruhende Linke hält das
Pedum. Die Augen sind offen, worüber um so weniger
ein Zweifel bestehen kann, als die Pupille deutlich ange-
geben ist. Es liegt hier also völlig gesichert die Version
des Likymnios vor, nach der Endymion mit offenen Augen
schläft, fr. 3 Bergk

''Ynvog !)£ ya/peev ößßäTicv auyai; dvs7rs7rrcx,uevotg
öaaoiaiv sKoi/xiQs Kovpov,
vgl. Robert Bild und Lied S. 49f.; Winnefeld Hypnos S. 16.
Freilich ist die schön erfundene Motivirung vergessen oder
aufgegeben; denn nicht Somnus ist es, der hier den Schlaf
über Endymion ausgiesst, sondern, wie auf 51. 66, Nox.
Grosse Adlerflügel am Rücken, mit weiblicher Haartracht,
der sog. Melonenfrisur, im ärmellosen hochgegürteten
Chiton, unter dem die schwellende weibliche Brust sich
deutlich hebt, beugt sie sich zu Endymion nieder, in der
Rechten das Horn, aus dem sich der Schlummersaft in
breitem Strom ergiesst, in der vorgestreckten Linken einen
Mohnzweig haltend, dessen Büschel an ihrer linken Schulter
erhalten ist. Rechts unter Endymion liegt abgewendet sein
Hund, der den Kopf nach seinem Herrn hin umgedreht hatte.
In der rechten oberen Ecke hockt auf dem Gipfel eines Felsens
ein nach rechts gewandter Adler mit einem erbeuteten
Hasen in den Fängen, vgl. 75'. Links von Nox sitzt auf
einem Felsen der bärtige, langgelockte Latmus, in ähn-
licher Haltung, wie auf 62. 64. 712, den Blick auf Endymion
gerichtet. Die linke Hand ruht auf dem Felsen, der rechte
Arm verschwindet hinter der Hüfte einer neben ihm
stehenden Nymphe, die mit einem die rechte Brust frei-
lassenden Chiton bekleidet, die rechte Hand auf die Hüfte
stützt, die linke erhebt. Dieselbe Gruppe kehrt mit ge-
ringen Modificationen auf 75. 78. 8o\ 86 wieder; vgl. auch 79.
81. Hinter der linken Schulter des Endymion bemerkt
man einen nach rechts bewegten Amor, der den rechten
Arm erhoben zu haben scheint. Der auf Endymion zu-
schreitende Amor legt, wie auf 65, die linke Hand an
dessen rechte Schulter, während die erhobene Rechte ver-
muthlich die Göttin herbeiwinkte. Der vor Luna her-
schwebende Amor hält in dem linken Händchen eine kleine
Hypothymis; das rechte verschwindet hinter dem Mantel-
zipfel der Göttin. Der mit einer gewissen Hast absteigen-
den Luna ist das Gewand von der rechten Brust herab-
geglitten. Die beiden Spitzen der Mondsichel sind am
oberen Rand erhalten; auch ist die Bruchstelle über der
Stirn deutlich zu erkennen. Den im Bogen flatternden
Mantel fasst ein schwebender Amor in ähnlicher Stellung,

wie auf 64; von der Fackel, die er, wie dort, in der aus-

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