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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,1): Einzelmythen: Actaeon - Hercules — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.12014#0023
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ENDYMION

könnte der kleine Rest über der linken Hand der folgen-
den Flügel figur herrühren. Bekleidet ist Somnus diesmal
mit einer geschürzten Aermeltunica und einer auf der
rechten Schulter gehefteten Chlamys. Den vor ihm sicht-
baren Zweig wird er, wie auf 711. 72, in der abgebrochenen
Linken gehalten haben, während wir in der gleichfalls ab-
gebrochenen Rechten das Horn voraussetzen dürfen. Links
hinter ihm schreitet ein geflügelter Jüngling, offenbar keiner
der gewöhnlichen Amoren, sondern Hymenaeus, auf En-
dymion zu. Die Chlamys ist über den Rücken und den
linken Arm geworfen. Den Kopf wendet er zu Luna
zurück, nach der er auch den fehlenden rechten Arm
ausgestreckt zu haben scheint. Die erhobene Linke hielt wohl
eine Fackel, von deren Flamme der am oberen Rand gezeich-
nete Rest herzurühren scheint; vgl. 77. Die beiden verstüm-
melten Amoren, sowohl der auf Endymion zuschreitende,
als der vor Luna herschwebende, scheinen den entsprechen-
den Figuren von 72 sehr ähnlich gewesen zu sein. Die ab-
steigende Luna hat deutlich wieder Porträtzüge und dieselbe
Frisur, wie auf 72. Da die abgebrochene Rechte, wenn
anders auf die Zeichnung in diesem Punkte Verlass ist, nicht
wie die Linke den Mantel gehalten haben kann, so wird man
vermuthen dürfen, dass sie, wie auf 72, eine Fackel trug. Ein
fast horizontal schwebender Amor (vgl.50) fasst den Mantel
der Göttin. Der Amor auf dem vorderen Pferd hielt ver-
muthlich mit beiden Händen die Zügel. Die fast so steil
wie auf 55 ansteigenden Rosse führt Aura in derselben
Stellung und Gewandung wie auf 7iImit der hocherhobenen
Linken (vgl. 58) am Leitseil. Die Rechte wird, wie auf
72% die Peitsche gehalten haben. Aura ist wie gewöhnlich
beflügelt. Unter dem Gespann liegt mit entblösstem Ober-
körper Tellus, den Kopf, der mit einem vom Zeichner
als Flechte missverstandenen Aehrenkranz geschmückt ge-

wesen zu sein scheint, nach links wendend. Ihr Rind steht
neben ihr, vgl. 65. 72; das Blumenkörbchen, das sie in der
Zeichnung auf ihrer rechten Hand hält, ist natürlich das mit
Früchten gefüllte obere Ende des Füllhorns, das in ihrem
rechten Arm ruhte, vgl. 58. 65. Weiter links spielt ein
ungeflügelter Amor mit einem Hund, wohl dem des En-
dymion. Mit beiden Händen seinen Hals umfassend scheint
er den rückwärts gewandten Kopf zu sich hindrehen
zu wollen. Wie auf 72 schliessen rechts zwei Quellnym-
phen, links der sitzende Hirte die Darstellung ab. Die
Nymphen scheinen ähnlich wie auf 72 gruppirt gewesen
zu sein, nur dass es hier die links stehende ist, die den
Fuss auf eine Erhöhung setzt, und dass die Urne mit dem
Pfeiler wohl an der rechten Ecke angebracht war, vgl. 7g.
83 a. Die Stellung des sitzenden Hirten ist ähnlich wie auf
50. 65. 711. 712; das Pedum stützte er wohl wie dort auf
das linke Bein. Dagegen ist von einem vor ihm sitzenden
Hund wenigstens auf der Zeichnung keine Spur zu rinden,
was freilich nicht ausschliesst, dass Reste vorhanden waren
und übersehen sind. Vor dem Hirten steht in Vorder-
ansicht sein jugendlicher Bursche, in Exomis, mit gesenk-
tem linken und, wie es scheint, vorgestrecktem rechten
Arm. Dieselbe Figur kehrt auf 75 und 78 wieder. Auf
ersterem Exemplar trägt sie bei dal Pozzo 75', welches
Blatt von willkürlichen Ergänzungen so gut wie frei
zu sein scheint, ein Gefäss, vielleicht einen Melkkübel,
auf dem Rücken. Neben dem Sitz des Hirten lagern
zwei Ziegen, von denen eine sich mit dem linken Hinter-
fuss das Maul reibt; neben der rechten Schulter des
Burschen erscheint eine dritte kleine Ziege, gleichfalls
gelagert. Endlich stehen ganz oben eine vierte Ziege und
ein Rind einander gegenüber.

Aus der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts.

Tafel XIX

75) P. (links unvollständig, rechts ein Rest der S. S)
Rom, Pal. Farnese. Fig. 75. Fig. 75 b. L. 1,55. H. 0,63.
T. 0,27. Rh. der Vorderseite 0,10, der Schmalseite 0,01. Zeich-
nung von Eichler 1890.

Der Sarkophag war, als er in der ersten Hälfte des 17. Jahr-
hunderts für dal Pozzo gezeichnet wurde, noch vollständig erhalten.
Das im Jahre 1697 aufgestellte Inventar der Farnesischen Antiken
(Docum. inediti II p. 380) erwähnt ihn nicht ausdrücklich; doch
könnte er möglicher Weise identisch sein mit einer der „due urne
di marmo senza coperchio istoriate". Dieselben figuriren im Inventar von
1767 Doc. ined. III p. 187 als „due urne di marmo bianco senza coperchi
istoriate ma rotte ed una affatto inservibile". Die linke Schmalseite

war noch in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts erhalten.
Man möchte vermuthen, dass Annibale Caracci den Sarkophag,
allerdings mit weitgehender Umbildung, für sein Deckengemälde
„Aurora und Cephalus" in Pal. Farnese benutzt hat; dann würde dieser
schon Ende des 16. Jahrhunderts bekannt gewesen sein und sich ver-
muthlich schon damals im Besitz der Farnese befunden haben.

Alte Zeichnungen: dal Pozzo Windsor VIII 25 (349), mit
dem Erhaltenen in allem Thatsächlichen wesentlich übereinstimmend
und daher auch für das Fehlende entschieden zuverlässig, zumal die
abgebrochenen Theile vom Zeichner nicht ergänzt sind. Fig. 75'.
Fig. 75'a. Fig. 75'b. — Ruhls Anonymus (Römisches Skizzenbuch
aus den Jahren 1760—1780 s. oben S. 84 zu 70) II 131. 13z

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