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Robert, Carl [Editor]; Matz, Friedrich [Editor]; Andreae, Bernard [Editor]; Robert, Carl [Editor]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,1): Einzelmythen: Actaeon - Hercules — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.12014#0033
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i6

ADONIS

14) S. Bieda bei Vetralla, in der Sakristei der Kathe-
drale. Fig. 14. Fig. 14 a. (Fig. 14b s. unten). L. 1,98.
H. am linken (Kopf-) Ende 0,57, am rechten (Fuss-) Ende
0,52. T. 0,55. Rh. 0,05. Zeichnung von Eichler 1884.

Gefunden in der Umgegend von Bieda, früher vor der Kathe-
drale im Freien aufgestellt. Aus dem Loch in der Vorderseite möchte
man schlicssen, dass der Sarkophag eine Zeitlang als "Wasserbehälter
gedient hat.

Litteratur: G. Dennis The Citles and Cemeteries of Efruria
1848 I p. 268 (2. Aufl. 1878 I p. 215) „The church, in front oj
ivbieb stood a Roman sarcopbagus found in the neighbourhood."

Die Vorderseite enthält drei Scenen, die beiden ersten
in derselben Anordnung wie 13; als rechte Eckscene ist
dann noch die Pflege hinzugefügt.

Die Abschiedssccne am linken Ende zeigt wieder

soweit die Zerstörung ein Unheil zulässt, die rechte Hand
ans Gesicht gelegt zu haben, vielleicht um sich die Thränen
abzuwischen. Von links eilt Venus heran, in derselben
Haltung wie auf 13. Ihr Mantel flattert bogenförmig im
Wind. Neben ihr schwebt ein Amor. Ueber Adonis be-
merkt man den Überkörper eines bärtigen Mannes mit
entblösster Brust; der erhobene rechte Arm wird wohl
einen Stein gehalten haben. Weiter rechts stürmt ein
junger Jäger mit Hut, flatterndem Mantel und Tunica
gegen den Eber an. Aus der Armhaltung möchte man
schliessen, dass er einen Speer hielt, um dem Wild den
Fang zu geben; vgl. die ähnlichen Figuren auf 15. 20. 21.

Die rechte Eckscene zeigt die Pflege des verwundeten
Adonis in dem bei der ersten Gruppe an der linken Ecke
erscheinenden Typus. Nur ist der Vorhang weggelassen und

den Hippolytus-Typus. Venus stützt sich mit der Rechten dic Scene im Freiea gcdacht> Venus legt wie auf 9. 12 die
auf das Polster ihres Sitzes, während die Linke auf dem Hand an dic Wange des Adonis. Ein rechts im Hinter-

Knie ruht. Der Amor neben ihrem Stuhl stellt den linken
Fuss auf einen Schemel und scheint sich, wie auf 13, ver-
stecken zu wollen. Oder sollte der undeutliche Gegen-
stand hinter seinem rechten Aermchen nicht ein herab-
hangendes Stück des Polsters, sondern eine Taube sein, die
er auf der linken Hand hält? Adonis wieder mit langen
Locken, wie auf 13, steht in stolzer Haltung vor ihr; die
erhobene Linke war auf einen Speer gestützt, von dem ein
Stück neben seinem linken Fuss und weiter oben eine Ansatz-
spur erhalten ist. Das Pferd ist weggeblieben. Der bärtige
Jäger mit Speer in der Linken wendet sich hier an Adonis,
seine Rede mit drei erhobenen Fingern der rechten Hand
begleitend. 'Hinter seiner Schulter wird der Kopf eines
zweiten bärtigen Mannes sichtbar, der, die rechte Hand
auf den Mund legend, Venus anzublicken scheint. Das eine
Ende des Vorhangs ruht, wie auf II 156—159. 161 u. ö.,
auf einer bärtigen Herme. Ein Thorpfeiler schliesst auch
hier die Scene nach rechts ab.

In der Mittelscene wird der aufrecht stehende Eber
von vorn von einem kleineren und einem grösseren Hunde
gestellt. Den zurücksinkenden Adonis stützt ein bärtiger,
mit Hut, Tunica und Mantel bekleideter Jäger mit der
Rechten,1) während er den linken Arm schützend über
ihn hält. Ein über Adonis schwebender Amor scheint,

") Auf der im Musco Chiaramonti befindlichen Aschenurne des
A. Caecilius Anicetus (Descrizioni del Musei Vaticani p. 159 nr. 350; Be-
schreibung der Stadt Rom II 2 S. 6\; ENGEL a. a. O. S. 631 Nr. 11; CIL VI
13,-09) wird der links auf einem Felsen sitzende Adonis in Gegenwart
eines Gefährten von Diana gestürzt, während rechts als correspondirende
Gruppe Venus, Amor und eine Dienerin erscheinen und der von einem
Eber angefallene Hund unter der Inschrifttafel angebracht ist.

grund stehender Gefährte scheint, wieder wie auf 9, den
Arm oder die Hand des Verwundeten gestützt zu haben.
Hinter Venus schwebt ein Amor. In einer Höhlung des
Felsens, der dem Paare als Fussschemel dient, steht ein
Waschbecken.

Auf der linken Schmalseite Fig. 14 a ein Amor nach
einer Schmetterlingslarve schiessend, die an einem Oelbaum
emporkriecht. Dazwischen ein Altar mit lodernder Flamme,
wohl zum Verbrennen des Schmetterlings, bekanntlich ein
auf Amoren-Sarkophagen häufig dargestellter Vorgang. Die
Anspielung auf den Tod des Adonis ist unverkennbar.

Die beistehend Fig. 14 b
veröffentlichte Abbildung der
rechten Schmalseite, die Eich-
ler der ungünstigen Auf-
stellung des Sarkophags wegen
nicht zeichnen konnte, wird
der Freundlichkeit von Luigi
Savignoni verdankt; die Zeich-
nung ist nach einer Skizze
dieses Gelehrten, der auch
eine genaue Beschreibung bei-
gefügt hat, von E. Stefani gefertigt. Dargestellt ist ein
Amor auf der Eberjagd; die Waffe, die wir in seiner
erhobenen Rechten vorauszusetzen haben, vermuthlich ein
Speer, ist plastisch nicht angegeben. Links ein Oelbaum.
Offenbar spielende Parodie der verhängnissvollen Eber-
jagd des Adonis.

Arbeit des zweiten Jahrhunderts.

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