TAFEL II. III. IV ZWEITE CLASSE 14. 15 j 7
Tafel IV.
15) P. Rom, Pal. Rospigliosi, an der Aussenwand des
Casinos hoch eingemauert. Fig. 15. L. 2,37. H. 0,58. Rh. 0,08.
Zeichnung von Eichler 1885.
Früher in Palazzo Ccvoli (jetzt Sacchetti) in Via Giulia,
dal Pozzo Windsor XVIII, welcher Band wahrscheinlich 161 2 —
1615 angelegt ist, vgl. Robert Der Pasiphac-Sarkophag (XIV. Halli-
sches Winckelmannsprogramm 1890) S. 12. Der Bau des Pal.
Rospigliosi ist 1607 begonnen worden; doch scheinen die Reliefs
erst später eingemauert worden zu sein.
Alte Zeichnung: dal Pozzo Windsor XVIII 53 (29) „Cevo/i",
Fig. 15', links unvollständig; in der Mitte schon mit der in unserer
Abbildung Fig. 15 weggelassenen Ergänzung.
Littcratur: Zoega App. Fol. 138 d; Welcker a. a. O.
p. 156 nr. 6; Engel a.a.O. S. 630 Nr. 70; de Witte a.a.O.
/>. 402 nr. 3; Petersen a. a. O. f>. 161 (G); Hirzel a. a. O.
/' 68 (G); Matz und von Duhn Antike Bildwerke in Rom 1881
II S. z] Nr. zzn; Kalkmann Archäologische Zeitung XLI 1883
S. 11 o A. 115 Steuding in Roschers Mythologischem Lexikon II
S. 2 11 7.
Die Bildfläche zerfällt in zwei Theile, von denen
der linke zwei, der rechte drei Scenen oder richtiger eine
Haupt- und zwei Nebenscenen enthält.
Ein Thorpfeiler scheidet die beiden Scenen der linken
Seite. Die erste spielt in einem durch einen Vorhang an-
gedeuteten Gemach und ist wieder nach dem Hippolytus-
schema componiert. Venus, deren Kopf mit Diadem,
wie in der zweiten und fünften Scene, hätte ergänzt
werden müssen, hält, wie auf 13, ein Scepter in der Linken.
Der rechte Arm war weiter vorgestreckt, als die Er-
gänzung annimmt; die Stelle der Hand wird durch den An-
satz auf der Linken des bärtigen Mannes bezeichnet. Unter
dem Stuhl der Venus bemerkt man zwei Tauben. Ein
hinter dem Stuhl stehender Amor hält mit der Linken eine
lodernde Fackel empor. Adonis in stolzer Haltung, wie
auf 14, stützt sich mit der Linken auf die Lanze und
hält in der Rechten das in der Scheide steckende Schwert,
von welchem der Ansatz auf der rechten Schulter herrührt.
Zwischen ihm und Venus der bärtige Gefährte, wie auf
13- 14, zu der Göttin hingewandt. Zu dem Speer in seiner
Linken gehört der am oberen Rand erhaltene Puntello.
Rechts von ihm im Hintergrunde ein bärtiger Mann in
rundem Hut, mit der Linken einen Stab schulternd, ent-
weder das Pedum oder den Stiel einer Hacke. Offenbar
ist es derselbe Landmann, den wir auf 5 gefunden haben.
Der Gestus seiner erhobenen Hand scheint der hinter
Venus stehenden Amme zu gelten, die ihn mit der Rechten
erwiedert, während sie sich mit der Linken am Vorhang
zu schaffen machr.
In der zweiten Scene, deren Bedeutung nicht ohne
Weiteres klar ist, erkennt man zunächst links Venus, die
von einem Amor geführt, nach rechts schreitet. Mit der
Rechten fasst sie einen Zipfel ihres bogenförmig flattern-
den Mantels, die Linke ist mit lebhafter Bewegung vor-
gestreckt. Das Antlitz hat einen besorgten Ausdruck.
Weiter rechts führt ein mit Tunica, Mantel und Jagd-
stiefeln bekleideter Mann, von einem zu ihm aufblickenden
Jagdhund gefolgt, ein Pferd nach rechts weg. Zoega hielt
ihn für Adonis; da dieser aber in den übrigen Scenen nur
die Chlamys trägt, so ist diese Benennung sehr bedenklich.
Wir können in dieser Figur nur einen Gefährten des Adonis
erblicken, der ihm sein Jagdpferd führt. Wäre nun Venus
nicht da, so würde man in der ganzen linken Hälfte nur
eine einzige Scene zu sehen haben. Ihre Anwesenheit
nöthigt aber, zwei Scenen zu scheiden, und bei dieser Sach-
lage muss es allerdings auffallen, dass Adonis ganz fehlen
sollte. Matz nimmt seine Zuflucht zu der Annahme, dass
sich Venus „hier auf den Schauplatz des Unglücks be-
gebe". Dann würde also die Gestalt der herbeieilenden
Göttin von 14. 19. 20. 21 zu einer besonderen Scene er-
weitert sein. Aber wie lässt sich mit dieser Annahme ver-
einigen, dass auch das Pferd, der Hund und die Gefährten
des Adonis in dieser Scene noch gegenwärtig sind? Der
Auszug zur Jagd ist hierdurch doch so deutlich wie mög-
lich angedeutet. Ich vermuthe, dass die nach links gewandte,
nur mit der Chlamys bekleidete Figur, die rechts neben dem
Pfeiler von den Hüften abwärts erhalten ist, zu dieser Scene
gehört und Adonis benannt werden muss. Zieht man sie
nämlich zu der folgenden Scene, so ist ganz unverständlich,
warum sie sich von dem verwundeten Adonis abwendet.
Auch ist klar, dass der Oberkörper der Figur den Pfeiler
zum Theil überschneiden musste, wie ja auch ein Streifen
der Chlamys und die Zehen vor diesen zu stehen kommen.
Vor allem also muss der rechte Arm, da die Hand auf dem
erhaltenen Stück nicht vorhanden ist, über den Pfeiler Ii in
nach links ausgestreckt gewesen sein. Das lehrt schon ein
Blick auf die in der entgegengesetzten Voraussetzung ge-
machte Ergänzung (Fig. 15'), bei welcher der rechte Arm
einfach fortgelassen worden ist. Der Pfeiler trennt also hier
nicht, sondern deutet das Hofthor an; in diesem steht
Adonis, das Pferd erwartend, das ihm eben zugeführt
wird. Der Gestus der vorgestreckten rechten Hand wird
der nacheilenden Venus gegolten haben, die noch einen
letzten Versuch macht, den Ausziehenden zurückzuhalten.
Auch kann man schwanken, ob der Speer, wie der Er-
gänzer annahm, dem Adonis der dritten Scene gehört und
nicht vielmehr von der besprochenen Figur in der Linken
gehalten wurde.
Hinter und über dem Pferde sind noch drei Figuren
angebracht. Die am meisten links befindliche würde man
5
Tafel IV.
15) P. Rom, Pal. Rospigliosi, an der Aussenwand des
Casinos hoch eingemauert. Fig. 15. L. 2,37. H. 0,58. Rh. 0,08.
Zeichnung von Eichler 1885.
Früher in Palazzo Ccvoli (jetzt Sacchetti) in Via Giulia,
dal Pozzo Windsor XVIII, welcher Band wahrscheinlich 161 2 —
1615 angelegt ist, vgl. Robert Der Pasiphac-Sarkophag (XIV. Halli-
sches Winckelmannsprogramm 1890) S. 12. Der Bau des Pal.
Rospigliosi ist 1607 begonnen worden; doch scheinen die Reliefs
erst später eingemauert worden zu sein.
Alte Zeichnung: dal Pozzo Windsor XVIII 53 (29) „Cevo/i",
Fig. 15', links unvollständig; in der Mitte schon mit der in unserer
Abbildung Fig. 15 weggelassenen Ergänzung.
Littcratur: Zoega App. Fol. 138 d; Welcker a. a. O.
p. 156 nr. 6; Engel a.a.O. S. 630 Nr. 70; de Witte a.a.O.
/>. 402 nr. 3; Petersen a. a. O. f>. 161 (G); Hirzel a. a. O.
/' 68 (G); Matz und von Duhn Antike Bildwerke in Rom 1881
II S. z] Nr. zzn; Kalkmann Archäologische Zeitung XLI 1883
S. 11 o A. 115 Steuding in Roschers Mythologischem Lexikon II
S. 2 11 7.
Die Bildfläche zerfällt in zwei Theile, von denen
der linke zwei, der rechte drei Scenen oder richtiger eine
Haupt- und zwei Nebenscenen enthält.
Ein Thorpfeiler scheidet die beiden Scenen der linken
Seite. Die erste spielt in einem durch einen Vorhang an-
gedeuteten Gemach und ist wieder nach dem Hippolytus-
schema componiert. Venus, deren Kopf mit Diadem,
wie in der zweiten und fünften Scene, hätte ergänzt
werden müssen, hält, wie auf 13, ein Scepter in der Linken.
Der rechte Arm war weiter vorgestreckt, als die Er-
gänzung annimmt; die Stelle der Hand wird durch den An-
satz auf der Linken des bärtigen Mannes bezeichnet. Unter
dem Stuhl der Venus bemerkt man zwei Tauben. Ein
hinter dem Stuhl stehender Amor hält mit der Linken eine
lodernde Fackel empor. Adonis in stolzer Haltung, wie
auf 14, stützt sich mit der Linken auf die Lanze und
hält in der Rechten das in der Scheide steckende Schwert,
von welchem der Ansatz auf der rechten Schulter herrührt.
Zwischen ihm und Venus der bärtige Gefährte, wie auf
13- 14, zu der Göttin hingewandt. Zu dem Speer in seiner
Linken gehört der am oberen Rand erhaltene Puntello.
Rechts von ihm im Hintergrunde ein bärtiger Mann in
rundem Hut, mit der Linken einen Stab schulternd, ent-
weder das Pedum oder den Stiel einer Hacke. Offenbar
ist es derselbe Landmann, den wir auf 5 gefunden haben.
Der Gestus seiner erhobenen Hand scheint der hinter
Venus stehenden Amme zu gelten, die ihn mit der Rechten
erwiedert, während sie sich mit der Linken am Vorhang
zu schaffen machr.
In der zweiten Scene, deren Bedeutung nicht ohne
Weiteres klar ist, erkennt man zunächst links Venus, die
von einem Amor geführt, nach rechts schreitet. Mit der
Rechten fasst sie einen Zipfel ihres bogenförmig flattern-
den Mantels, die Linke ist mit lebhafter Bewegung vor-
gestreckt. Das Antlitz hat einen besorgten Ausdruck.
Weiter rechts führt ein mit Tunica, Mantel und Jagd-
stiefeln bekleideter Mann, von einem zu ihm aufblickenden
Jagdhund gefolgt, ein Pferd nach rechts weg. Zoega hielt
ihn für Adonis; da dieser aber in den übrigen Scenen nur
die Chlamys trägt, so ist diese Benennung sehr bedenklich.
Wir können in dieser Figur nur einen Gefährten des Adonis
erblicken, der ihm sein Jagdpferd führt. Wäre nun Venus
nicht da, so würde man in der ganzen linken Hälfte nur
eine einzige Scene zu sehen haben. Ihre Anwesenheit
nöthigt aber, zwei Scenen zu scheiden, und bei dieser Sach-
lage muss es allerdings auffallen, dass Adonis ganz fehlen
sollte. Matz nimmt seine Zuflucht zu der Annahme, dass
sich Venus „hier auf den Schauplatz des Unglücks be-
gebe". Dann würde also die Gestalt der herbeieilenden
Göttin von 14. 19. 20. 21 zu einer besonderen Scene er-
weitert sein. Aber wie lässt sich mit dieser Annahme ver-
einigen, dass auch das Pferd, der Hund und die Gefährten
des Adonis in dieser Scene noch gegenwärtig sind? Der
Auszug zur Jagd ist hierdurch doch so deutlich wie mög-
lich angedeutet. Ich vermuthe, dass die nach links gewandte,
nur mit der Chlamys bekleidete Figur, die rechts neben dem
Pfeiler von den Hüften abwärts erhalten ist, zu dieser Scene
gehört und Adonis benannt werden muss. Zieht man sie
nämlich zu der folgenden Scene, so ist ganz unverständlich,
warum sie sich von dem verwundeten Adonis abwendet.
Auch ist klar, dass der Oberkörper der Figur den Pfeiler
zum Theil überschneiden musste, wie ja auch ein Streifen
der Chlamys und die Zehen vor diesen zu stehen kommen.
Vor allem also muss der rechte Arm, da die Hand auf dem
erhaltenen Stück nicht vorhanden ist, über den Pfeiler Ii in
nach links ausgestreckt gewesen sein. Das lehrt schon ein
Blick auf die in der entgegengesetzten Voraussetzung ge-
machte Ergänzung (Fig. 15'), bei welcher der rechte Arm
einfach fortgelassen worden ist. Der Pfeiler trennt also hier
nicht, sondern deutet das Hofthor an; in diesem steht
Adonis, das Pferd erwartend, das ihm eben zugeführt
wird. Der Gestus der vorgestreckten rechten Hand wird
der nacheilenden Venus gegolten haben, die noch einen
letzten Versuch macht, den Ausziehenden zurückzuhalten.
Auch kann man schwanken, ob der Speer, wie der Er-
gänzer annahm, dem Adonis der dritten Scene gehört und
nicht vielmehr von der besprochenen Figur in der Linken
gehalten wurde.
Hinter und über dem Pferde sind noch drei Figuren
angebracht. Die am meisten links befindliche würde man
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