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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,1): Einzelmythen: Actaeon - Hercules — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.12014#0040
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TAFEL V. ZWEITE CLASSE 20. 21

An diese Mitte]scene schliessen sich zu beiden Seiten

stattfinden würde, ist eine Erwägung, die schwerlich

die der Zeit nach früheren Vorgänge als Eckscenen an. Platz greifen darf, zumal bei der Gestaltung dieser Scene

Links der Abschied des Adonis. Venus sitzt wie auf
13- 15- 19 auf einem Thronsesse]. Sie trägt Diadem und
einen von der rechten Schulter abgleitenden Chiton. Die
linke Hand hängt ruhig herab, die vorgestreckte Rechte
berührt entweder die Brust des Adonis oder macht auch
wohl nur einen einfachen Redegestus. Neben dem Stuhl
steht ein Amor, zur Andeutung des nahenden Unheils
sich auf die umgekehrte Fackel stützend. Ein zweiter
Amor schwebt hinter der Rücklehne und legt die rechte
Hand an das Haar der Venus, schwerlich um es zu ord-
nen, sondern vielmehr liebkosend und tröstend. Adonis
steht, wie auf 14. 15, auf den Speer gestützt da. Sein
Haar ist über der Stirn aufgebunden. Ein neuer und
gewiss nicht bedeutungsloser Zug ist es, dass er mit seiner
rechten auf dem Schooss der Venus ruhenden Hand einen
Zweig aufhebt oder niederlegt. Eine Erklärung dieses zu-
erst von Benndorf und Schöne erkannten Motivs ist meines
Wissens nach von keiner Seite versucht worden; auch ich

auf unserm Sarkophag die Einführung eines solchen Motivs
vollständig ausgeschlossen war.

Zwischen Venus und Adonis wird im Hintergrund
noch der Oberkörper einer Dienerin sichtbar, vgl. 10.
Weiter rechts führt ein Diener das Jagdpferd des Adonis
hinaus; Haltung und Gewandung sind fast genau, wie bei
der entsprechenden Figur auf 15; das Gesicht zeigt
schwachen Bartwuchs. Neben ihm wird im Hintergrund
noch der von einem Hut bedeckte bärtige Kopf eines
nach rechts gewandten zweiten Dieners sichtbar. Im
Vordergrund sitzt der Hund des Adonis, den Kopf nach
rechts zurückwendend.

Die rechte Eckscene zeigt die Verwundung des
Adonis. Der aus seiner Höhle hervorbrechende Eber wird
von vorn und von der Seite von zwei Hunden angefallen.
Adonis ist in ähnlicher Stellung wie auf den Sarkophagen
der ersten Classe 3. 4. 5. 9 und dem den Uebergang re-
präsentirenden Sarkophag 12 aufs rechte Knie gesunken,

habe keine völlig befriedigende Deutung gefunden. Doch scheint aber hier noch nicht verwundet zu sein. Die

darf man vielleicht an den goldenen Zweig erinnern, mit dem
Aeneas bei Vergil VI 407 und nach Six (Mittheilungen
des athenischen Instituts XIX 1804 S. 338; vgl. Robert
Marathonschlacht S. 122) auch Orpheus sich den Eingang
zur Unterwelt so erschliessen, dass ihnen die Rückkehr zur
Oberwelt gewahrt bleibt. Auch Adonis steigt nicht auf ewig
zu den Schatten hinab, sondern kehrt alljährlich ans Tages-
licht zurück. Es wäre möglich, dass es eine Sage gab, wo-
nach auch ihm ein goldner Zweig die Pforten des Hades
crschliesst und vielleicht dürfen wir eben diesen Zweig auf
der bekannten Adonisvasc des Museo Santangelo (Heyde-
mann Neapler Vasensammlungen S. 808 Nr. 702) in der
Hand der Persephone erkennen. Auf einem aus Antium
stammenden Grabgemälde in Dresden (Becker Augusteum
Taf. 92; Hettner Die Bildwerke der Konigl. Antiken-

Rechte hält einen knorrigen Speer mit gezackter Spitze, die
Linke ist mit einem Gestus des Schreckens erhoben. Auch
das Gesicht zeigt den Ausdruck des Entsetzens. Ueber
Adonis fliegt ein Amor heran; er hält in der linken
Hand einen kleinen Bogen und streckt den rechten Arm
weit rückwärts aus. Dieser Gestus, den wir auf 13. 14.
19. 20 bei Venus selbst gefunden haben, ist hier auf ihren
kleinen Begleiter übertragen, aber in etwas andrer Be-
deutung; denn man hat sich wohl vorzustellen, dass der
Amor seinen Bogen auf den Eber abgedrückt hat und nun
mit erhobener Rechten die Wirkun<r seines Schusses be-
obachtet. Die Haltung der herbeieilenden Venus musste
etwas geändert werden, weil ihr rechter Arm nicht in die
Porträtgruppe der Mittelscene übergreifen durfte. So sehen
wir sie denn in stark vorgebeugter Haltung aus dem die

Sammlung zu Dresden S. nö Nr. 447 b) hält auch die aus Scenen trennenden Bogen hervorkommen. Der rechte

dem Hades zurückkehrende Alcestis einen solchen Zweig
m der Hand. Welche Rolle dieselben Zweige in der
orphischen Mystik spielen, ist bekannt; s. Kuhnert Archäo-
]ogisches Jahrbuch VIII 1893 S. 104, Norden Hermes XXVIII
l893 S. 368. Wäre es nun nicht denkbar, dass Adonis vor
seinem letzten gefahrvollen Gang von Venus diesen Zweig
empfinge, der ihm die zeitweilige Rückkehr ins Leben
möglich macht? Dass er ihm nicht gereicht wird, sondern
v°n jhm selbst aufgenommen w erden muss, beruht viel-
leicht auch auf orphischer Vorstellung. Bei dieser An-
nahme würde sich übrigens auch die von Petersen
getadelte Beinstellung erklären; Adonis wendet sich noch

Arm ist nicht zurückgestreckt, sondern leicht erhoben, die
Hand macht eine Geberde des Entsetzens. Die Linke
hält wie auf 19. 20 das Sccpter. Der Mantel wölbt sich
bogenförmig über ihrem Haupt, das mit einer Haarschleife
geschmückt ist, während das Diadem, das sie in der ersten
Scene trägt, fortgeblieben ist. Zwei Jäger greifen den
Eber an. Der eine bärtige in dem bekannten Typus des
Steinwerfers, vgl. 3. 4. 9. 12. 19. Hier hält er zugleich in
der Linken ein kurzes Fell, »das wie eine Tasche aussieht«
(Benndorf und Schöne) und in dem wohl noch weiterer
Vorrath an Steinen vermuthet werden darf. Aus der
Hebung des Kopfes auf Verwundung zu schliessen, scheint

nicht zum Fortgehen, sondern ist eben auf Venus zu- mir nicht zulässig. Der zweite Jäger mit jugendlichen
geschritten, die ihm die Kraft des Zweiges erklärt. Dass Zügen und einer Binde im Haar verwundet den Eber durch
dei Empfang des Zweiges besser in der letzten Scene | einen von oben geführten Lanzenstoss hinter dem Ohr;
 
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