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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,1): Einzelmythen: Actaeon - Hercules — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.12014#0059
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42

APOLLO

lieh verlängerten Rücklehne vom Thron des Iupiter. Ur-
sprünglich stand hier noch eine Figur, durch die zugleich der
leere Raum über dem Kopf der Diana ausgefüllt wurde. Zoega
schreibt nämlich: „dietro essa sul fondo vedesi ancora la spalla
e braccio d. nudo d'una figura petita." Dieser Arm ist jetzt voll-
ständig weggearbeitet und auch im Tophamianus übersehen;
der Rest der Figur war offenbar schon früher durch Zer-
sägung oder Bruch zerstört worden. In diesem einen Falle
ist uns die unten zu besprechende capitolinische Copie von
Nutzen; denn auf ihr erscheint neben Iupiter eine Frau,
die den rechten Arm in die Seite stemmt und mit der Linken
einen Schild zu schwingen scheint (s. die unten stehende
Abbildung). Mag auch der Copist hier wie bei den
übrigen Figuren noch so frei geändert und seiner Phantasie
den grössten Spielraum gelassen haben, wie er denn offen-
bar jene verlorene Gestalt mit dem Rest der Diana ver-
schmolzen hat, so viel ist klar, dass der rechte Arm
zu den Worten des Zoega stimmt, und so viel werden
wir aus jener Nachbildung entnehmen dürfen, dass jene
Figur weiblich war. Diana stand also ursprünglich weiter
von Iupiter entfernt, zum Theil vor jener Frau, die den
Platz zur Rechten des Götterkönigs einnahm und die wir
unbedenklich Latona benennen dürfen. Hingegen ist die
auf der anderen Seite des Iupiter hinter Apollo stehende
Göttin, die ich früher für Latona hielt, nunmehr als Iuno
zu deuten, worauf auch das Scepter hinweist. Der Kopf
ist ergänzt und war wohl sicher ursprünglich wie auf 33 Ja
mit dem schleierartig übergezogenen Mantel bedeckt, der
jetzt in einer Weise, die bei einer stehenden Figur un-
denkbar ist, bloss die Hüften umgiebt. Der Typus
ist derselbe, in dem Iuno stets auf den Sarkophagdeckeln
erscheint, welche die capitolinische Trias zusammenstellen
(z. B. Raoul Rochette Monuments inedits pl. 72) und der
wohl auf das Cultbild im capitolinischen Tempel zurück-
geführt werden darf. Der Iuno entspricht am linken Ende
der Scene die dritte capitolinische Gottheit Minerva in
dem von Furtwängler (Meisterwerke S. 527) auf Skopas
zurückgeführten Typus, in dem sie auch auf den oben an-

geführten Sarkophagdeckeln mit der capitolinischen Trias
zuweilen erscheint. Eine Beziehung zu delischen Cult-
verhältnissen, wie ich sie früher, bevor ich die Figur rechts
als Iuno erkannt hatte, zur Erklärung der Anwesenheit
der Minerva postuliren zu müssen glaubte, darf natürlich
jetzt nicht mehr angenommen werden.

Bevor der Deckel zersägt wurde, was doch vermuth-
lich zur Zeit der Anlegung von Villa Borghese, also um
1615, geschah, ist von ihm eine freie Nachbildung gefertigt
worden, die sich jetzt im Capitolinischen Museum befindet.
Ich schalte diese offenkundige Fälschung hier ein.

P. Rom, Museo Capitolino, Stanzet dei Fi/osoß, über
der zur Stanza degli Impcratori führenden Thür hoch ein-
gemauert. (S. die unten stehende Abbildung.) L. 1,47.
H. 0,41. Rh. 0,10. Lunesischer Marmor. Zeichnung von
Eichler 1891.

Das Relief wird an dieser Stelle bereits von Giambattista Gaddi
Roma nobilitata nelle sue fabbriche dalla Santitä di Nostro Signore
C/emento XII 1736 />. 189 erwähnt. „Quo tempore ac loco repertum
fuerit tatet" Foggini. Bei der Einmauerung ist, um das Stück auf
die Breite der Thüre zu vergrössern, an jeder Seite eine weibliche
Figur aus Stuck hinzugefügt worden. Die Arbeit der angesetzten Arme
nnd Köpfe unterscheidet sich in nichts von den ungebrochenen
Theilen, so dass sie gewiss von derselben Hand herrühren. Auch
ist es bezeichnend, dass sich die Verletzungen auf diese beiden Kate-
gorien von Kürpertheilen beschränkt. Man hat den Eindruck, als
ob diese Theile absichtlich abgebrochen und wieder angesetzt seien,
um dem Relief den Schein des Alters zu geben.

Abbildungen: Bottari e Foggini Museo Capitolino IV 1782
tav. 44 — Raoul Rochette Monumens inedits d'antiquite figuree
1827 /V. 74,2. — Righetti Descrizione del Campidoglio [1833 tav. 1 o 1.
Danach Armellini Le sculture del Campidoglio IV 1845 tav. 404.. —
Die Iuno Overbeck Griechische Kunstmythologie 1873 Taf. X 23.

Litteratur: Giambattista Gaddi a. a. O.; Foggini a. a. O.
p. 235 ff.; Zoega App. Fol. 245; Tofanelli Description des objets
de sculpture et peinture qui se trouvent au Capitole 1827 p. 71 N;
Raoul Rochette a. a. O. p. 401 ff.; Righetti a. a. O. p. 102 ff.;
Beschreibung der Stadt Rom III 1, 1 837, S. 2 1 2 N; Armellini a. a. O;
Heydemann Archäologische Zeitung XXVII 1865? S. 21 ff.; Overbeck

gefälschtes relief im capitolinischen museum.
 
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