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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,1): Einzelmythen: Actaeon - Hercules — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.12014#0118
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104

ENDYMION

dem Endymion zu; ähnlich auf 40. 48. Der Amor auf dem
vorderen Pferde hält sich, gleichfalls den Kopf umwendend,
mit der linken Hand an der Mähne fest, vgl. 47. 72. 75.
Ueber den Köpfen der Pferde wird eine Baumkrone sicht-
bar. Aura erscheint in der auf dieser Sarkophagciasse
üblichen Stellung, mit der hoch erhobenen Linken das
Leitseil haltend, in der Rechten die Peitsche. Die unter
den Rossen lagernde Tellus trägt einen Aehrenkranz und
hält in der Rechten eine Schlange, vgl. 58. 61. Der Unter-
körper ist wie gewöhnlich mit dem Mantel bedeckt, der
linke Arm mit einem Gestus des Staunens vorgestreckt. Links
sehliesst der sitzende Hirte in der üblichen Stellung und
Gewandung die Darstellung ab; wie auf 49—51 streichelt
er seinen Hund, der jedoch hier nicht vor ihm sitzt,
sondern neben ihm steht, vgl. 801. In einer Höhlung des
Steinsitzes liegt eine Ziege; auf einem Felsen über dem
Hirten bemerkt man ein Schaf und ein Lamm; rechts da-
von wird über dem erhobenen Arm der Aura das Vorder-
theil eines Ziegenbocks sichtbar.

Unter dem Löwenkopf zur Linken ist die Gruppe von
Amor und Psyche (vgl. 711), unter dem zur Rechten
die zweier sich balgender Amoren („Eros und Anteros"
Gerhard) angebracht, vgl. II 21.

Die rechte Schmalseite Fig. 83. Fig. 83 b zeigt die weg-
fahrende Lima, in ihrer Erscheinung der Luna auf der
.Vorderseite genau entsprechend. Auch die Aura als
Leiterin der Pferde ist ganz ähnlich wiederholt, jedoch
ist die Funktion der Arme vertauscht; die gesenkte Rechte
hält das Leitseil, die Linke die Peitsche. Ebenso ist unter
dem Gespann wieder Tellus angebracht, der Tellus auf
der Vorderseite im Gegensinn entsprechend; nur hält sie,
statt der Schlange, in der Linken das Füllhorn. Ueber den
Pferden ist der untergehende Hesperus, mit brennender
Fackel kopfüber nach unten fliegend, dargestellt; ähnlich
über dem Gespann der Luna in dem Medaillon am Con-
stantinsbogen.

Dem Zweigespann der Luna entspricht auf der linken
Schmalseite Fig. 83. Fig. 83a das Viergespann des Sol.
Ungeschickter Weise berührt sein rechter Fuss noch den
Boden, während die Pferde schon in wilder Hast dahin-
galoppiren. Er trägt eine Strahlenkrone und eine hinter
seinem Rücken aufflatternde Chlamys; die Linke hält die
Züge], die Rechte die Geissei. Ueber den Rossen fliegt
Lucifer mit brennender Fackel, unter ihnen lagert Oce-
anus, in der Stellung der Tellus auf der anderen Seite
genau entsprechend. Während er auf dem fliegenden Blatt
struppiges, schmuckloses Haar hat, zeigt ihn Gerhards Ab-
bildung bekränzt, vielleicht weil der Zeichner die Krebs-
scheeren verkannt hat; der linke Arm ist vom Mantel be-
deckt. Hinter Sol haben die beiden Quellnymphen, die
sonst meist an der linken Ecke hinter dem Hirten ange-
bracht zu werden pflegen, ihren Platz erhalten. Die Grup-

pirung ist ähnlich wie bei den Hören auf 77. 80 und den
Quellnymphen an der rechten Ecke von 7g und der linken
von 801. Die eine, nackt bis auf den ihr rechtes Bein
verhüllenden und über den linken Oberarm geworfenen
Mantel, fasst mit der linken Hand eine auf einem Felsen
(? wohl Pflaster vgl. 7g) aufliegende Urne, aus der Wasser
strömt. Die zweite, mit einem Chiton bekleidet (vgl. 75'),
scheint, wie auf 77. 80, mit der rechten Hand auf Luna zu
zeigen. Beide Nymphen blicken nach rechts. Ihr sorg-
fältig frisirtes Haar ist mit Schilfkränzen geschmückt.

Auf der Rückseite Fig. 83 c, sind ein Rinder- und
ein Pferdehirt angebracht; vgl. die ähnliche Gegenüber-
stellung an den Ecken von 711. Der Rinderhirt, bärtig und
mit der Exomis bekleidet, liegt mit über dem Kopf gelegtem
linken und matt herabfallendem rechten Arm schlafend da,
hat also eine im Gegensinn ähnliche Stellung wie Endymion.
Zu dem Motiv vgl. 47. 48. 63. 7i2b. Hinter ihm stehen drei
Rinder; auf einem Felsen über ihm lagert eine Ziege. Der
Pferdehirt, gleichfalls bärtig und in Exomis, die aber bei
ihm, der Responsion mit dem Rinderhirten wegen, die
linke Brust unbedeckt lässt, steht mit gekreuzten Beinen
da, in der Linken einen Stab, mit der Rechten den Kopf
seines mit erhobener Tatze vor ihm sitzenden Hundes
liebkosend; vgl. 3g a. Hinter diesem Hirten erscheint ein
nach links schreitendes Pferd; dann links ein mit gesenktem
Kopf weidendes (vgl. 57. 711), endlich ein drittes, das mit
erhobenem Kopf das Laub eines Eichbaums abfrisst. Ein
| zweiter Eichbaum scheidet die Pferdeherde von den
Rindern.

Der Deckel trägt in der Mitte auf einer Tabula ansata
die Inschrift:

ANINIA • HILARA
CL • ARRIAE • MARI (ohne Zweifel T?l)
INCONPARABILI
FECIT • VIXIT
ANN ■ L • MEN
X

Aninia Hilara
C[ai) lijbertd) Arriae matri
inconparabiü
fecit. vixit
annits) L men{sibus)
X.

Zu beiden Seiten der Inschrifttafel sind je fünf bogen-
förmige Felder mit Reliefdarstellungen angebracht und zwar
in regelmässigem Wechsel breitere und schmälere. Hin-
sichtlich der Grössenverhältnisse dieser Felder weicht das
fliegende Blatt (s. die Textabbildung auf S. 105) von der
Abbildung bei Gerhard wesentlich ab. Bei diesem kommt
nämlich schon das zweite, dort erst das vierte Feld über
den Löwenkopf zu stehen; bei diesem greift somit der
figürliche Schmuck über die Schmalseiten hinaus bis zu den
Enden der Rückseite über, dort sehliesst er etwa mit den
 
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