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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,1): Einzelmythen: Actaeon - Hercules — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.12014#0127
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TAFEL XXVI 93

—94-

94) S. Rom, Vatican Galleria delle Statue, wo er der
Ariadne als Postament dient. Fig. 94. Fig. 94a. Fig. 94b.
L. 2,44. H. 0,84. T. 1,17. Griechischer Marmor. Zeichnung
von Eichler 1876.

Gefunden 1748 zwischen Via Labicana und Via Praenestina
bei Tor Pignatara, dem sogen. Grab der Helena, wo sich eine
Begräbnissstätte der Equites singulares befand (G. B. Piranesi); 1772
bei Cavaceppi „per il nuovo Musco Vaticano". In seiner jetzigen
Aufstellung mit der Ariadne bereits auf dem Deckengemälde von
R. Mengs in der Stanza de't papiri der Vaticanischen Bibliothek.

Abbild ungen: B. Cavaceppi Raccolta ef anriebe Statue Busri Teste
III 1772 teiv. 55. — Giov. Battista Piranesi Vasi, Canclelabri, Cippi,
Seircofeigi, Tripoeli, Lucerne eel Ornamenti einriebt 1778 I tav. 19 (mit
einem nicht zugehörigen, später in Villa Ludovisi, Schreiber Nr. 338,
befindlichen Deckel, der sich damals bei Cavaceppi befand). —
E. Visconti // Musco Pio-Clemenrino IV 1788 tav. 10. Danach
(trotz der früheren Jahreszahl s. zu 48) die linke Schmalseite bei
Barbault Monumens eintiques 1783 pl. 58 ßg. 2; die Vorderseite bei
Weisser Bilderatlas zur Weltgeschichte I 1863, Götterbilder Taf.
XII Nr. 26; die beiden Schmalseiten bei Stark Gigantomachie auf an-
tiken Reliefs und der Tempel des Iupiter Tonans in Rom IIa. IIb.
— Pistolesi // Vaticano eicscritto V 1829 tav. 26. Danach Stark
a. a. O. II. — Overbeck Griechische Kunstmythologie, Atlas, 1872
Taf. V 9. — Baumeister Denkmäler des klassischen Alterthums I
1885 S. 596 Fig. 638 nach Photographie.

Litteratur: Cavaceppi a. a. O.; Piranesi a. a. O.; Barbault
a. a. O. p. 10; E. Visconti a. a. O. p. 15; Zoega App. Fol. 170
nr. 19. Fol. 209; Ders. in Welckers Zeitschrift für Geschichte
und Auslegung der alten Kunst 1818 S. 363; M. Vasi Itin'erairc
instrucrif de Rome II 1820 p. 4855 Massi Descrizione elei Musci
Vaticani zu nr. 414; Pistolesi a. a. O. p. 34; Beschreibung der
Stadt Rom II 2, 1834, S. 178 Nr. 52; G. Melchiorri Guie/a me-
todica dt Roma II 1836 p. 47 3; Böttiger Ideen zur Kunstmytho-
logie 1 836 II S. 86; C. O. Müller Archäologie der Kunst § 306,4;
Platner und Urlichs Beschreibung Roms 1845 S. 153; Braun Die
Ruinen und Museen Roms 1854 350 Nr. 91; Wieseler bei
Ersch und Gruber Allgemeine Encyklopädie Sect. I Bd. LXVII 1858
S. 159; Stark a. a. O. S. 7; Overbeck a. a. O. II S. 385 D; Conze
Jahrbuch der Königl. Preussischen Kunstsammlungen I 1880 S. 172;
Brunn ebenda V 1 887 S. 251; Baumeister a.a. O. I S. 597; M. Mayer
Die Giganten und Titanen 1887 S. 364 Nr. 10. S. 386 f.; Helbig
Führer durch die öffentlichen Sammlungen klassischer Alterthümer
in Rom 1891 I S. 150 Nr. 213.

Auf der Vorderseite Fig. 94 kämpft eine Schar schlangen-
füssiger Giganten gegen die in der Höhe zu denkenden
Götter. Vermutlich waren diese in kleinerer Bildung am
Deckel angebracht, wie auf den Niobidensarkophagen der
zweiten Classe Apollo und Diana (Lateran Benndorf und
Schöne Nr. 427, vgl. Wiltonhouse Michaelis Anc. M. in Gr.
Brit. p. 706 nr. 163, Venedig Valentinelli Marmi scolpiti
della Marciana tav. 39, Dütschke Nr. 260). Auch stilistisch
ist dieses Stück jenen Niobidensarkophagen verwandt. Sin-
gular ist, dass fast alle Giganten um den linken Arm statt
der sonst üblichen Pantherfelle Stierhäute tragen, wozu ich

als direkte Parallele nur die Stierhaut des Argos Akestorides
(Apollon. Rhoü. I 324 sq.; Apollodor I 1, 2, 2) anzuführen
wüsste. M. Maver erinnert an den Stiergiganten des per-
gamenischen Altars, den er und Puchstein Typhon nennen,
und an das erdgeborene Ungethüm bei Ovid Fast. III 800^.,
das halb Stier, halb Schlange ist.

Die Darstellung zerfällt in eine zw eifigurige Mittel-
gruppe und zwei symmetrische Seitengruppen von je vier
Figuren.

In der Mitte reckt sich ein jugendlicher Gigant kämpfend
empor, in der erhobenen Linken einen Baumast, in der
gesenkten Rechten einen Stein. Vor ihm stürzt ein zweiter
Gigant, von einem in seinem Rücken steckenden Donner-
keil zu Tode getroffen, kopfüber herab.

In der rechten Seitengruppe bildet ein vom Rücken
gesehener Gigant den Mittelpunkt. Mit dem erhobenen
linken Arm sich deckend, hebt er mit der Rechten einen
Stein zum Wurf. Ganz in derselben Weise kämpfen die
beiden Giganten zu seinen Seiten, nur dass sie in der er-
hobenen Linken noch einen Baumast halten. Der zur
Linken trägt einen kurzen Schnurrbart, der zur Rechten
Vollbart; dieser wendet dem Beschauer die Brust, jener
den Rücken zu. Letzterer entspricht somit fast genau dem
einen Gegner des Zeus auf dem pergamenischen Altar,
den Puchstein für Porphyrion hält. In der rechten unteren
Ecke liegt ein vornübergestürzter Gigant.

Das Centrum der linken Seitengruppe bilden zwei
besiegte jugendliche Giganten. Der eine liegt unten auf
dem Rücken, die linke Hand, die noch den Baumast hält,
rückwärts ausgestreckt. In der Stellung erinnert er an den
toten Gallier vom attalischen Weihgeschenk. Oben stürzt
der andere, dessen Schlangenfüsse auf einem Felsen ruhen,
rückwärts hin, mit hintenüber gesunkenem Kopf und schlaff
herabhangendem rechten Arm, mit dem er sich vergeblich
an dem Felsen zu halten sucht. Weiter rechts ist ein Baum
angebracht. Die zu beiden Seiten der Gestürzten kampfenden
Giganten sind als Gegenstücke zu denen der rechten Seiten-
gruppe componirt. Der zur Rechten, der vom Rücken
gesehen wieder an den sogenannten Porphyrion erinnert,
hebt den rechten Arm etwas höher; der zur Linken, der
dem Beschauer die Brust zuwendet, senkt die wohl einen
Stein haltende Hand. Beide sind bärtig.

Auf der linken Schmalseite Fig. 94a sind in flüchtiger
Ausführung zwei verwundete Giganten dargestellt. Die
Abbildung bei Visconti ist stark interpolirt, vermutlich
weil die Aufstellung des Sarkophags die Betrachtung dieser
Seite sehr erschwert. Beide Giganten sind jugendlich und
unbärtig. Der zur Rechten legt die Rechte auf den Kopf,
wo er verwundet zu sein scheint, während er in der
Linken noch einen Stein hält. Der zur Linken bricht zum
Tode getroffen in sich zusammen; die Linke fasst krampfhaft

die Stierhaut. Links schliesst ein Baum die Darstellung ab.

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