TAFEL XXX ZWEITE CLASSE ERSTE GRUPPE 106. 107 [ ■> j
Hälfte des 1 6. Jahrhunderts für Bianaca Capelli erbauten Landsitz.
Er diente dort, wie das Ausflussrohr an der linken Schmalseite
zeigt, als Brunnentrog. In jener Zeit mügen auch die jetzt wieder
entfernten Ergänzungen hergestellt worden sein. Von der Ueber-
führung an seinen jetzigen Platz, wo ihn zuerst Stephani gesehen
hat, rühren zwei viereckige Löcher an den Schmalseiten her, offenbar
für das Eingreifen der Zangen. Wahrscheinlich ist es die Hydra
dieses Sarkophags, die Lionardo da Vinci die Idee für sein
berühmtes Medusenhaupt (Uffizien 1150) gegeben hat, dem offen-
bar nicht der antike Medusentypus, sondern der Hydratypus zu
Grunde liegt. Von allen Sarkophagen dieser Gruppe aber, die
Lionardo kennen konnte, ist nur auf diesem der Hydrakopf gut
erhalten; 104 kommt nicht in Betracht, da dort die Hydra alte
Züge hat. Weiter scheint der Hercules der ersten Scene das Ur-
bild des bärtigen Fauns mit dem Löwenfell auf der im Berliner
Kupferstich-Cabinet befindlichen Silberstiftzeichnung einer Faun-
familie von Lucas Cranach dem Aelteren zu sein, dem also eine
Skizze des Sarkophags vorgelegen haben muss; s. F. Lippmann
1) Löwe, wie auf 101—106. Im Haar des Hercules
ist der Pappelkranz mit den herabhangenden Binden noch
deutlich zu erkennen. Der Kopf ist mit einem trotzigen
Ausdruck erhoben. Am Baum hängt der Köcher.
2) Hydra. Die Gruppe ist wie auf 106 nach links
gewandt. Der Frauenkopf der Hydra trägt jugendlich
schöne, aber vor Angst verzerrte Züge. Aus den Haaren
wachsen sieben Schlangen hervor; eine hat Hercules mit
der linken Hand gefasst, drei bäumen sich gegen ihn empor,
drei sinken erschlagen herab. Auf das Schwanzende der
Hydra setzt Hercules seinen linken Fuss.
3) Eber, wie auf 101—106. Der im Fass steckende
Eurystheus ist hier vollständig erhalten; er ist bärtig und
mit einem langen Aermelchiton bekleidet.
4) Hirsch, wie auf 101—106. Das auffallend breite
Gesicht des Hercules trägt deutlich Porträtzüge; die kurzen
Haare sind in die Stirn gekämmt, und nicht, wie bei sämmt-
lichen andern Köpfen dieses Sarkophags, gebohrt. Das Ge-
sicht ist rasirt. Vgl. die Münzen des Elagabal, in dessen
Zeit der Sarkophag zu gehören scheint. Unter dem Hirsch
liegt die Keule.
5) Stymphaliden, wie auf 101—-104. 106. Das Ge-
sicht des Hercules zeigt einen triumphirenden Ausdruck.
Der Schweif des Löwenfells flattert ihm im Nacken. Vor
der Hand des Hercules fliegt einer der stymphalischen
Vögel, nach dem er eben geschossen hat.
6) Amazone, wie auf 101—105. Der Kopf des
Hercules ist, wie auf 104. 106 gesenkt und ins Profil ge-
stellt. In seiner rechten Hand ist das Ende des Gürtels er-
halten, während dessen mittlerer bis zur Hüfte der Amazone
reichender Theil abgebrochen ist. Hippolyta liegt in der-
selben Stellung wie auf 102 und 105 da, den rechten Arm
über das Haupt erhoben, in der linken Hand die Bipennis;
vgl. 102. 103. 105 und II 97. Der Mund ist geöffnet, das
Gesicht schmerzhaft verzogen.
Lucas Cranach S. 3. Hiernach muss das Exemplar schon in der
zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts bekannt und in den damaligen
Künstlerkreisen sehr geschätzt gewesen sein.
Abbildung: Gori Inscriptiones antiquae Graecae et Romanae
III 1743 tab. 38.
Litteratur: Gori a. a. O. p. 126; Borsa Museo della Reale
Accademia di Mantova 1790 p. 55; Zoega Li Bassirilievi anficht di
Roma 1808 II p. 53 ;;. 38. p. 66 n. 66. n. 6%. n. 69. p. 70 ;;. 83.
p. 74 «. 95. p. 76 ff. 101; Zannoni Galleria di Firenze 1824 Sei: IV
vol. III p. 1. p. 10 f; Hagen a. a. O. p. 63; Stephani a. a. O.
S. 200 Nr. 13; Klügmann Annali dell' Instituto XXXVI 1864
p. 319 (E); Matz ebd. XL 1868 p. ^55; Dütschke Antike Bild-
werke in Oberitalien II 1875 S. 43 Nr. 86; Heydemann Mit- ,'
theilungen aus den Antikensammlungen in Ober- und Mittelitalien
(Drittes Hallisches Winckelmannsprogramm 1879) S. 101 Nr. 86;
H. L. Urlichs Verhandlungen der 40. Philologenversammlung in
Görlitz 1890 S. 11 (VII); Pallat Mittheilungen des Römischen
Instituts IX 1894 344.
Die Vorderseite Fig. 107 enthält acht Thaten.
Hälfte des 1 6. Jahrhunderts für Bianaca Capelli erbauten Landsitz.
Er diente dort, wie das Ausflussrohr an der linken Schmalseite
zeigt, als Brunnentrog. In jener Zeit mügen auch die jetzt wieder
entfernten Ergänzungen hergestellt worden sein. Von der Ueber-
führung an seinen jetzigen Platz, wo ihn zuerst Stephani gesehen
hat, rühren zwei viereckige Löcher an den Schmalseiten her, offenbar
für das Eingreifen der Zangen. Wahrscheinlich ist es die Hydra
dieses Sarkophags, die Lionardo da Vinci die Idee für sein
berühmtes Medusenhaupt (Uffizien 1150) gegeben hat, dem offen-
bar nicht der antike Medusentypus, sondern der Hydratypus zu
Grunde liegt. Von allen Sarkophagen dieser Gruppe aber, die
Lionardo kennen konnte, ist nur auf diesem der Hydrakopf gut
erhalten; 104 kommt nicht in Betracht, da dort die Hydra alte
Züge hat. Weiter scheint der Hercules der ersten Scene das Ur-
bild des bärtigen Fauns mit dem Löwenfell auf der im Berliner
Kupferstich-Cabinet befindlichen Silberstiftzeichnung einer Faun-
familie von Lucas Cranach dem Aelteren zu sein, dem also eine
Skizze des Sarkophags vorgelegen haben muss; s. F. Lippmann
1) Löwe, wie auf 101—106. Im Haar des Hercules
ist der Pappelkranz mit den herabhangenden Binden noch
deutlich zu erkennen. Der Kopf ist mit einem trotzigen
Ausdruck erhoben. Am Baum hängt der Köcher.
2) Hydra. Die Gruppe ist wie auf 106 nach links
gewandt. Der Frauenkopf der Hydra trägt jugendlich
schöne, aber vor Angst verzerrte Züge. Aus den Haaren
wachsen sieben Schlangen hervor; eine hat Hercules mit
der linken Hand gefasst, drei bäumen sich gegen ihn empor,
drei sinken erschlagen herab. Auf das Schwanzende der
Hydra setzt Hercules seinen linken Fuss.
3) Eber, wie auf 101—106. Der im Fass steckende
Eurystheus ist hier vollständig erhalten; er ist bärtig und
mit einem langen Aermelchiton bekleidet.
4) Hirsch, wie auf 101—106. Das auffallend breite
Gesicht des Hercules trägt deutlich Porträtzüge; die kurzen
Haare sind in die Stirn gekämmt, und nicht, wie bei sämmt-
lichen andern Köpfen dieses Sarkophags, gebohrt. Das Ge-
sicht ist rasirt. Vgl. die Münzen des Elagabal, in dessen
Zeit der Sarkophag zu gehören scheint. Unter dem Hirsch
liegt die Keule.
5) Stymphaliden, wie auf 101—-104. 106. Das Ge-
sicht des Hercules zeigt einen triumphirenden Ausdruck.
Der Schweif des Löwenfells flattert ihm im Nacken. Vor
der Hand des Hercules fliegt einer der stymphalischen
Vögel, nach dem er eben geschossen hat.
6) Amazone, wie auf 101—105. Der Kopf des
Hercules ist, wie auf 104. 106 gesenkt und ins Profil ge-
stellt. In seiner rechten Hand ist das Ende des Gürtels er-
halten, während dessen mittlerer bis zur Hüfte der Amazone
reichender Theil abgebrochen ist. Hippolyta liegt in der-
selben Stellung wie auf 102 und 105 da, den rechten Arm
über das Haupt erhoben, in der linken Hand die Bipennis;
vgl. 102. 103. 105 und II 97. Der Mund ist geöffnet, das
Gesicht schmerzhaft verzogen.
Lucas Cranach S. 3. Hiernach muss das Exemplar schon in der
zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts bekannt und in den damaligen
Künstlerkreisen sehr geschätzt gewesen sein.
Abbildung: Gori Inscriptiones antiquae Graecae et Romanae
III 1743 tab. 38.
Litteratur: Gori a. a. O. p. 126; Borsa Museo della Reale
Accademia di Mantova 1790 p. 55; Zoega Li Bassirilievi anficht di
Roma 1808 II p. 53 ;;. 38. p. 66 n. 66. n. 6%. n. 69. p. 70 ;;. 83.
p. 74 «. 95. p. 76 ff. 101; Zannoni Galleria di Firenze 1824 Sei: IV
vol. III p. 1. p. 10 f; Hagen a. a. O. p. 63; Stephani a. a. O.
S. 200 Nr. 13; Klügmann Annali dell' Instituto XXXVI 1864
p. 319 (E); Matz ebd. XL 1868 p. ^55; Dütschke Antike Bild-
werke in Oberitalien II 1875 S. 43 Nr. 86; Heydemann Mit- ,'
theilungen aus den Antikensammlungen in Ober- und Mittelitalien
(Drittes Hallisches Winckelmannsprogramm 1879) S. 101 Nr. 86;
H. L. Urlichs Verhandlungen der 40. Philologenversammlung in
Görlitz 1890 S. 11 (VII); Pallat Mittheilungen des Römischen
Instituts IX 1894 344.
Die Vorderseite Fig. 107 enthält acht Thaten.