HERCULES
7) Augeas-Stall, wie auf 101—103. Hercules fasst
mit der Rechten den Zipfel des Löwenfells, wie aut 102.
Zu dieser Scene gehört, wie Hevdemann gesehen hat, die
in der rechten unteren Ecke gelagerte Figur, die indessen
nicht, wie er im Anschluss an Dütschke meint, weiblich,
sondern männlich ist. Der Oberkörper ist nackt, das hoch
gezogene Bein mit einem Mantel bedeckt, der linke Arm
ruht auf einer durch Abmeisselung entstellten Urne, die
rechte Hand stützt sich auf einen stabartigen Gegenstand.
Ohne Zweifel ist es der Flussgott Alpheus und der
Gegenstand in seiner Rechten ein Schilfstengel.
8) Stier, wie auf 101—106. Von der rechten Hand
des Hercules sind am Maul des Stieres der Daumen und
zwei Finger erhalten.
Dass die beiden Schmalseiten, deren Darstellungen jetzt
abgemeisselt sind, die vier übrigen Thaten des Hercules
enthielten, hat Heydemann richtig bemerkt; doch ist er in
der Deutung der Reste mehrfach fehlgegangen.
Auf der rechten Schmalseite, wo Heydemann zu-
nächst den Cerberus sehen will, waren auf den Stier folgend !
vielmehr die Rosse des Diomedes dargestellt. Man er- j
kennt noch, dass Hercules ähnlich dastand, wie auf 101—103,
also in Rückenansicht nach rechts ausschreitend. Zu seinen
Füssen liegt ein nach links gestürztes Ross, vgl. 101. Von
einem zweiten, gegen das Hercules die Keule hob, sind weiter
rechts schwache Spuren vorhanden. Den rechts folgenden
Geryones haben schon Dütschke und Heydemann erkannt.
Hercules dringt in Angriffsstellung nach rechts vor, den
rechten Arm, der ohne Zweifel die Keule schwang, rück-
wärts erhoben. Von Geryones sind noch zw ei Körper leid-
lich erhalten. Der eine, noch aufrecht stehende scheint nach
rechts zurückzuweichen. Deutlich sind die beiden über
den Kopf erhobenen Arme, die Schild und Schwert halten;
das Haupt ist behelmt. Der zweite Körper sinkt zu Boden;
der Helm und der Schild sind noch zu erkennen.
Auf der linken Schmalseite war, wie gleichfalls schon
Heidemann richtig bemerkt hat, zunächst das Hesperiden-
abenteuer dargestellt. Erhalten ist der an die Ecke ge-
stellte und auf die Vorderseite übergreifende Hesperiden-
baum, um den sich die hütende Schlange windet. Diese
hat hier merkwürdiger Weise zwei Köpfe; der eine ist er-
hoben und wird auf der Vorderseite neben dem Wipfel
des Baumes sichtbar. Der zweite, auf der Schmalseite dar-
gestellte sinkt matt mit heraushangender Zunge herab,
wahrscheinlich erschlagen. Der mittlere Theil der Schmal-
seite ist vollständig abgemeisselt, aber am linken Ende, wo
Heydemann Pferdereste erkennen wollte und Dütschke
das Fragment einer halbbekleideten (weiblichen?) Figur in
einer Grotte zu sehen glaubte, ist vielmehr der aus seiner
Höhle herauskommende Cerberus dargestellt, von dem
zwei Köpfe, die Brust und das rechte Vorderbein erhalten
sind. Rechts davon sind die von Heydemann notirten
Spuren des Hercules in der That vorhanden; nur führte
er natürlich nicht die Rosse des Diomedes mit sich fort,
ein überhaupt von der antiken Kunst niemals dargestellter
Vorgang, sondern den eben beschriebenen Cerberus.
Der Sarkophag stammt aus der ersten Hälfte des dritten
Jahrhunderts.
108) F. Rom, Pal. Giustiniani, im Hof hoch einge-
mauert. Mit dem Fragment eines Meleagersarkophags und
zwei anderen nicht zugehörigen Bruchstücken verbunden
und mittels eingesetzter Füllstücke zur Darstellung eines
Centaurenkampfes gemacht (s. die beistehende Abbildung
Fig. 108' nach Galleria Giustiniani). Fig. 108. L. 0,27. H. 0,32.
Zeichnung von Eichler 1876.
Abbildungen: Galleria Giustiniani II 1631 tav. 81. Danach
Beger Hercules Etbnicorum 1705 tab. 14.
Litteratur: V. Pacetti Raccolta Giustiniani 1793 (Documenti
inedtti per servire alla storia dei Musei d'Italia IV p. 422: „// Cen-
tauro Nesso con Dejanira ed Ercole che col dardo vuof ojfendere detto
Centauro per liberare Deianira"; Zoega App. Fol. 363 Nr. 11; Be-
schreibung der Stadt Rom III 3, 1842, S. 368 („der Kampf der
Lapithcn und Centauren, sehr verstümmelt"); Platner und Urltchs
Beschreibung Roms 1845 S. 514; Matz Annali deW Instituto XL
1868 p. 258 n. 2; Matz und von Duhn Antike Bildwerke in
Rom II 1881 S. 249 Nr. 2883.
Das Fragment ist als Bruchstück eines Herculessarko-
phags von Matz erkannt worden, der nur in der Be-
stimmung der zweiten Scene fehlgegriffen hat. Es gehört
zu einem Sarkophag dieser ersten Gruppe. Erhalten ist der
Oberkörper des Hercules aus der Scene mit dem Eber (3)
und daneben der des Hercules aus der Scene mit dem
Hirsch (4).
109) S.S. München, Glyptothek, Römersaal (262a).
Fig. 109. L. 0,56". H. 0,65. Rh. 0,02. Zeichnung von
Eichler 1892.
Früher in Rom, Villa Albani, in der Porticus des Caf'e-
house, unter dem sechsten Bogen angebracht, schon damals mit dem
modernen unteren Theil. 1797 kam es nach Paris. 1815 wurde es
durch Kronprinz Ludwig dem Principe Albani abgekauft, aber auf
7) Augeas-Stall, wie auf 101—103. Hercules fasst
mit der Rechten den Zipfel des Löwenfells, wie aut 102.
Zu dieser Scene gehört, wie Hevdemann gesehen hat, die
in der rechten unteren Ecke gelagerte Figur, die indessen
nicht, wie er im Anschluss an Dütschke meint, weiblich,
sondern männlich ist. Der Oberkörper ist nackt, das hoch
gezogene Bein mit einem Mantel bedeckt, der linke Arm
ruht auf einer durch Abmeisselung entstellten Urne, die
rechte Hand stützt sich auf einen stabartigen Gegenstand.
Ohne Zweifel ist es der Flussgott Alpheus und der
Gegenstand in seiner Rechten ein Schilfstengel.
8) Stier, wie auf 101—106. Von der rechten Hand
des Hercules sind am Maul des Stieres der Daumen und
zwei Finger erhalten.
Dass die beiden Schmalseiten, deren Darstellungen jetzt
abgemeisselt sind, die vier übrigen Thaten des Hercules
enthielten, hat Heydemann richtig bemerkt; doch ist er in
der Deutung der Reste mehrfach fehlgegangen.
Auf der rechten Schmalseite, wo Heydemann zu-
nächst den Cerberus sehen will, waren auf den Stier folgend !
vielmehr die Rosse des Diomedes dargestellt. Man er- j
kennt noch, dass Hercules ähnlich dastand, wie auf 101—103,
also in Rückenansicht nach rechts ausschreitend. Zu seinen
Füssen liegt ein nach links gestürztes Ross, vgl. 101. Von
einem zweiten, gegen das Hercules die Keule hob, sind weiter
rechts schwache Spuren vorhanden. Den rechts folgenden
Geryones haben schon Dütschke und Heydemann erkannt.
Hercules dringt in Angriffsstellung nach rechts vor, den
rechten Arm, der ohne Zweifel die Keule schwang, rück-
wärts erhoben. Von Geryones sind noch zw ei Körper leid-
lich erhalten. Der eine, noch aufrecht stehende scheint nach
rechts zurückzuweichen. Deutlich sind die beiden über
den Kopf erhobenen Arme, die Schild und Schwert halten;
das Haupt ist behelmt. Der zweite Körper sinkt zu Boden;
der Helm und der Schild sind noch zu erkennen.
Auf der linken Schmalseite war, wie gleichfalls schon
Heidemann richtig bemerkt hat, zunächst das Hesperiden-
abenteuer dargestellt. Erhalten ist der an die Ecke ge-
stellte und auf die Vorderseite übergreifende Hesperiden-
baum, um den sich die hütende Schlange windet. Diese
hat hier merkwürdiger Weise zwei Köpfe; der eine ist er-
hoben und wird auf der Vorderseite neben dem Wipfel
des Baumes sichtbar. Der zweite, auf der Schmalseite dar-
gestellte sinkt matt mit heraushangender Zunge herab,
wahrscheinlich erschlagen. Der mittlere Theil der Schmal-
seite ist vollständig abgemeisselt, aber am linken Ende, wo
Heydemann Pferdereste erkennen wollte und Dütschke
das Fragment einer halbbekleideten (weiblichen?) Figur in
einer Grotte zu sehen glaubte, ist vielmehr der aus seiner
Höhle herauskommende Cerberus dargestellt, von dem
zwei Köpfe, die Brust und das rechte Vorderbein erhalten
sind. Rechts davon sind die von Heydemann notirten
Spuren des Hercules in der That vorhanden; nur führte
er natürlich nicht die Rosse des Diomedes mit sich fort,
ein überhaupt von der antiken Kunst niemals dargestellter
Vorgang, sondern den eben beschriebenen Cerberus.
Der Sarkophag stammt aus der ersten Hälfte des dritten
Jahrhunderts.
108) F. Rom, Pal. Giustiniani, im Hof hoch einge-
mauert. Mit dem Fragment eines Meleagersarkophags und
zwei anderen nicht zugehörigen Bruchstücken verbunden
und mittels eingesetzter Füllstücke zur Darstellung eines
Centaurenkampfes gemacht (s. die beistehende Abbildung
Fig. 108' nach Galleria Giustiniani). Fig. 108. L. 0,27. H. 0,32.
Zeichnung von Eichler 1876.
Abbildungen: Galleria Giustiniani II 1631 tav. 81. Danach
Beger Hercules Etbnicorum 1705 tab. 14.
Litteratur: V. Pacetti Raccolta Giustiniani 1793 (Documenti
inedtti per servire alla storia dei Musei d'Italia IV p. 422: „// Cen-
tauro Nesso con Dejanira ed Ercole che col dardo vuof ojfendere detto
Centauro per liberare Deianira"; Zoega App. Fol. 363 Nr. 11; Be-
schreibung der Stadt Rom III 3, 1842, S. 368 („der Kampf der
Lapithcn und Centauren, sehr verstümmelt"); Platner und Urltchs
Beschreibung Roms 1845 S. 514; Matz Annali deW Instituto XL
1868 p. 258 n. 2; Matz und von Duhn Antike Bildwerke in
Rom II 1881 S. 249 Nr. 2883.
Das Fragment ist als Bruchstück eines Herculessarko-
phags von Matz erkannt worden, der nur in der Be-
stimmung der zweiten Scene fehlgegriffen hat. Es gehört
zu einem Sarkophag dieser ersten Gruppe. Erhalten ist der
Oberkörper des Hercules aus der Scene mit dem Eber (3)
und daneben der des Hercules aus der Scene mit dem
Hirsch (4).
109) S.S. München, Glyptothek, Römersaal (262a).
Fig. 109. L. 0,56". H. 0,65. Rh. 0,02. Zeichnung von
Eichler 1892.
Früher in Rom, Villa Albani, in der Porticus des Caf'e-
house, unter dem sechsten Bogen angebracht, schon damals mit dem
modernen unteren Theil. 1797 kam es nach Paris. 1815 wurde es
durch Kronprinz Ludwig dem Principe Albani abgekauft, aber auf