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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,1): Einzelmythen: Actaeon - Hercules — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.12014#0161
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TAFEL XXXIV—XXXVIII ZWEITE CLASSE DRITTE GRUPPE 126. 127

H7

Taffl XXXVIIL

127) P. und F. Rom, Villa Borghese, im zweiten
Zimmer rechts vom Saal. .Fig. 127. Fig. 127 a. L. 2,63.
H. 1,00. Rh. 0,15. Zeichnung von Eichler 1886. Dazu
FF. Paris, Louvre, Magazin. Fig. 127b. Fig. 127c nach
Clarac.

Der seit Mitte des 16. Jahrhunderts bekannte Sarkophag war
offenbar schon bei der Auffindung stark mitgenommen. Leidlich er-
halten waren nur die Vorderseite und die linke Hälfte der Rück-
seite, die der Berolinensis in unergänztem Zustand giebt, Fig. 127'.
Fig. i27'a. Auch vom Sockel der Schmalseiten scheinen noch kleine
Reste erhalten gewesen zu sein, 127b. 127 c, s. unten. Hingegen
war der obere Theil der Schmalseiten nebst der anstosscnden
Hälfte der Rückseite bereits abgebrochen. Wo sich der Sarkophag
im 16. Jahrhundert befand, lässt sich nicht feststellen. Am An-
fang des 17. Jahrhunderts scheint er in den Besitz des Cardinais
Scipione Borghese gekommen zu sein. Dieser Hess ihn zersägen
und die Langseiten ergänzen, wobei die beiden auf der Rückseite
weggebrochenen Thaten aus der Phantasie eingesetzt wurden. So
hergerichtet wurden die beiden Platten an der Rückseite des Casinos
in der Mitte der untersten Reihe eingemauert, wo sie bis 1807
blieben. Indessen kamen sie damals nicht mit den übrigen Stücken
nach Paris, sondern wurden den Borghese gelassen und erhielten 181 5
ihren jetzigen Platz. Nur die beiden kleinen Sockelfragmente, die
vermuthlich irgendwo im Garten gestanden hatten, theilten das
Schicksal der übrigen Borghesischen Antiken.

Alte Z eichnungen: Berolinensis Fol. 40 noch unergänzt
Fig. 127'. Fig. 127'a. — dal Pozzo Franks Fol. 68 (238) die
Vorderseite. — Tophamianus Eton Bm I 74, 1—4 „Villa Borghese,
terza facciata".

Abbildungen: Nibby Monumcnti scelti della Villa Borghese
1832 Camera II nr. z tav. 10. nr. 5 tav. 20. — Die Sockelfrag-
mente Clarac Mus'ee de sculpture II 1826 pl. 113 nr. 785, 184
Fig. 127b, nr. 76p bis, 185 Fig. 127c.

Litteratur: Manilli Villa Borghese 1650 p. 45; Montelatici
Villa Borghese p. 170; Andreas Brigentius Patavinus Villa Burghesia
poetice descripta 1716 Üb. III p. 55 sq.; E. Visconti // Musco
Pio-Clementino IV 1788 p. 10z; Zoega Li Bassirilievi antichi di
Roma 1808 II p. 53 n. 38; Nibby a. a. O. p. 68 s. p. 7y, Be-
schreibung der Stadt Rom III 3, 1842, S. 242 Nr. 3. Nr. 17;
H. Keil Annali deW Instituto XVI 1844 p. 179 n. 1; Platner und
Urlichs Beschreibung Roms 1845 S. 473; Stephani a. a. O. S. 200
Nr. 6; Brunn Bullettino deW Instituto 1857 p. 70; Klügmann Annali
deW Instituto XXXVI 1864 p. 315; Matz ebd. XL 1868 p. 2 50sq.
(II)j Furtwängler in Roschers Mythologischem Lexikon I S. 2248;
Robert Jahrbuch des Archäologischen Instituts V 1800 S. 230 A. 22;
Helbig Führer durch die öffentlichen Sammlungen klassischer Alter-
thümer in Rom 1 8p 1 II S. 146 Nr. 910. Nr. 911 ; H. L. Urlichs
Verhandlungen der 40. Philologen-Versammlung zu Görlitz 1890
S. 319 (V); A. Venturi 77 Museo e la Galleria Borghese 1893
p. 26 s. nr. LXXIX. nr. LXXXXV; Pallat Mittheilungen des Rö-

mischen Instituts IX 1894 S. 345; Habich Die Amazonengruppe
des attalischen Weihgeschenks 1896 S. 52. — Die Sockelfragmcnte
Clarac Description du Mus'ee Royal des Antiques du Louvre 1830
p. 2 8 7 zu nr. 7 6 9 b. p. 2 9 8 zu nr. 785; Ders. Mus'ee de sculpture
II 1, 1841, p. 476, 184. 185.

Der Sarkophag ist wie 126 als peripteraler Tempel ge-
staltet, der Sockel als Fels charakterisirt, so dass der Tempel
gewissermassen auf einer Anhöhe liegend zu denken ist.
Eine ähnliche Sockelform kehrt bei dem Sarkophag in Pal.
Fiano (Matz und von Duhn Nr. 2739) und in Pal. Camuc-
cini (ebd. 3480) wieder; auch 132 Hesse sich vergleichen.

Auf der Vorderseite Fig. 127 zeigt der Sockel an seinen
Ecken bärtige, nur mit der Chlamys bekleidete Barbaren,
welche, die Hände auf dem Rücken gefesselt, knieen und
offenbar als Träger der Ecksäulen gedacht sind. Diese Fi-
guren hat der Ergänzer auch auf der Rückseite Fig. 127 a
wiederholt, schwerlich mit Recht, wie die linke Ecke be-
weist, wo das antike rechte Bein des knieenden Jägers mit
dem Knie des ergänzten Barbaren bedenklich in Conflict
geräth. Am Abhang des Felsens sind Jagdscenen ange-
bracht. An jedem Ende sieht man unter den beiden Eck-
intercolumnien einen mit Mantel und Schuhen bekleideten
jugendlichen Jäger, der knieend und seinen Jagdspiess ganz
kurz fassend einem Wild den Fang giebt, links einem Panther,
rechts einem Stier. Der Raum unter dem zweiten und
dritten Intercolumnium wird durch einen von zwei Hunden
angefallenen Eber ausgefüllt. Dann folgt rechts ein dritter
Jäger, der in derselben Stellung wie die beiden andern
einem Eber den Fang giebt. Die linke Eckgruppe wird zu
beiden Seiten durch einen Eichbaum eingefasst; ein dritter
ist links von der rechten Eckgruppe angebracht.

Die Rückseite Fig. 127 a zeigt an der linken Ecke
wieder einen Jäger, der in derselben Stellung wie die auf
der Vorderseite einem Stier den Fang giebt. Natürlich hat
ihm an der rechten Ecke ein zweiter entsprochen, der aber
wie auf der Vorderseite nach rechts gewandt gewesen sein
muss, während man ihn nach links knieend ergänzt hat.
Möglicherweise ist das an diese Stelle gehörige Stück in 127b
erhalten, auf dem ein knieender Jäger einem Eber den Fang
giebt. Unter dem zweiten und dritten Intercolumnium
folgt wieder eine grössere Scene: ein Eber wird einem
knieenden Jäger von seinem Hund zugetrieben. Rechts
davon ist noch das Hintertheil eines nach rechts springenden
Panthers oder Löwen erhalten, den statt des vom Ergänzer
angenommenen Jägers natürlich ebensogut ein Hund atta-
kiren konnte. Hinter der ersten und in der zweiten Scene
ist ein laubloser Baum angebracht.
 
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