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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,3): Einzelmythen: Niobiden - Triptolemos ungedeutet — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.12730#0033
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TAFEL CHI 322

391

Tür befindet, ein auf ionischer Säule ruhender Bogen, der
am Kämpfer mit einer Sphinx geschmückt ist (s. Fig. 322 b).
Ein großes Gefolge umgibt den Herrscher; auf den Ge-
sichtern aller, soweit sie erhalten sind, erkennt man Sorge
oder Erschrecken, alle blicken in derselben Richtung wie
der König. Rechts steht die Leibwache, im Vordergrund
drei junge Krieger in geschürzter Ärmeltunika, Mantel und
Stiefeln; der erste scheint in der L. einen Knüppel zu
halten; der zweite schultert mit der L. eine kurze Keule; der
dritte, der unter dem Türbogen steht und den Zugang zum
Frauengemach zu bewachen scheint, stützt die Rechte auf
einen Speer. Über der r. Schulter des zweiten wird im
Hintergrund der Kopf, über der r. Schulter des ersten die
r. auf einen Speer gestützte Hand eines vierten Kriegers
sichtbar. Es ist wohl der Doryphoros des Oinomaos. Links
von dem König Jünglinge, die nur mit der Chlamys be-
kleidet und ohne Waffen sind, also, da Oinomaos keine
Söhne hat, wohl seine adligen Hofleute. Zunächst dem
König ein etwas bewegter Jüngling, der mit der R. eine
Gebärde der Besorgnis macht. Neben ihm ist, wie oben
gezeigt, eine Figur verloren gegangen, zu der wohl das
Gewandstück gehört, das links von dem über die r. Hüfte
des eben besprochenen Jünglings gezogenen Chlamysteil
im Reliefgrund erhalten ist. Dann folgt auf dem isolierten
Fragment ein dritter Jüngling, dessen rechter Arm die
Brust überschneidet; die Hand hielt vielleicht einen Stab;
vgl. die Figur an der linken Ecke von III 154. Zwischen
diesem und dem zweiten Jüngling war im Hintergrunde
noch eine Figur angebracht, zu der die bereits oben be-
sprochene rechte Hand mit dem Speer gehört; der Kopf
war, soweit sich aus der Bruchstelle schließen läßt, dem
König zugewandt. Es war also wohl ein zweiter Dory-
phoros. Diese Königsgruppe ist streng symmetrisch kom-
poniert; links drei junge Edelleute, rechts drei Trabanten
und auf jeder Seite außerdem ein Doryphoros.

Die Hauptfigur der linken Seite, auf die sich alle Blicke
richten, Pelops, ist verloren; doch wird ihm wahrschein-
lich der beschuhte rechte Fuß auf dem isolierten unteren
Randstück gehören. Vor ihm war im Hintergrunde einer
seiner Begleiter angebracht, dessen mit einer phrygischen
Mütze bedeckter, nach r. gewandter Kopf auf dem Frag-
ment in der Mitte erhalten ist. Auf Pelops folgten dann
aber wieder zwei Figuren aus dem Gefolge des Oinomaos;
ein in hohem Relief dargestellter Jüngling, von dem die
Unterschenkel, ein Zipfel der Chlamys und auf einem ein-
zelnen Fragment der nach der Mitte gewandte Kopf er-
halten sind, und eine rechts von ihm im Hintergrunde an-
gebrachte Figur, von der nur noch die Bruchstelle des
einen Unterschenkels erhalten ist. Man hat sich wohl vor-
zustellen, daß diese beiden den fremden Ankömmling vor
das Angesicht ihres Fürsten geleitet haben, vgl. 328.
Drei Begleiter des Pelops in phrygischer Tracht nehmen

die linke Ecke ein. Zwei von ihnen sind zu einer Gruppe
verbunden, indem der eine den andern am Arme packt
und die rechte Hand auf seine Schulter legt, wie um dem
Zaghaften Mut zu machen.

Auf der rechten Schmalseite Fig. 322b (vgl. die
Textabbildung 322b') ist Hippodameia im Schema der
liebeskranken Phaidra dargestellt, vgl. 151b, jedoch als
Unvermählte ohne Schleier. An ihre Knie lehnt sich ein
Eros; vgl. 154b. Eine Dienerin stützt ihren rechten Arm
und hält in der erhobenen Linken einen undeutlichen Gegen-
stand, der wie ein Mantelzipfel aussieht, aber nach unten
keine Fortsetzung hat. An der Stelle der Amme erscheint

322 b'

eine ältere Frau, die den Mantel schleierartig über den
Hinterkopf gezogen hat. Sie legt die 1. Hand auf die ent-
blößte Brust der Hippodameia und hebt den gebogenen
Zeigefinger der r. Hand nachdenklich empor. Für eine
Amme erscheint die Figur zu königlich, vielmehr wird es
die Mutter der Hippodameia sein, die gewöhnlich nach
Apollodor (III 10, 1, 2) und Pausanias (V 10, 6) Sterope
genannt wird, bei Hygin aber Aenarete heißt1). In der r.
oberen Ecke erscheint von der Szene abgewandt ein Eros
'auf einen unverständlichen Gegenstand gelehnt, der eine
entfernte Ähnlichkeit mit einem Füllhorn hat, an das aber

*) Hygin fab. 84 Aenareten Acrisii filiam, also eine Schwester der Danae.
Damit hängt zusammen, daß bei Apollodor II 4, 2, i der um Danae
werbende Polydektes einen Eranos für die Hochzeit der Hippodameia ver-
anstalten will. Woher dieser Zug stammt, ist unbekannt. Aus Phere-
kydes, der für Apollodor in dieser Partie sonst Hauptquelle ist, stammt
er nicht. Wenn in dem Lykophron-Scholion V. 15 7 als dritter Name für
die Mutter der Hippodameia Eurythoe, Tochter des Danaos, erscheint,
so beruht das auf einem Mißverständnis des Apollonios-Scholions I 752,
wo diese die Mutter des Oinomaos ist.
 
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