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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,3): Einzelmythen: Niobiden - Triptolemos ungedeutet — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.12730#0034
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392

PELOPS

Kurt Müller, der auf meine Bitte das Original noch-
mals genau untersucht hat, nicht denken möchte, ohne
selbst eine Erklärung geben zu können. Unterhalb davon
ist ein kleiner Pfeiler angebracht, dessen Stirnfläche auf
der Rückseite sichtbar wird, s. Fig. 322 c. Hier erkennt
man, daß er von einem Akanthosblatt bekrönt wird, über
dem, vielleicht aus ihm hervorwachsend zu denken, ein
kleiner Pferdekopf erscheint. Möglich ist, daß dieser
Pfeiler den Anfang der Rennbahn andeuten soll, und mit
dem Gegenstand, auf den sich der Eros der Schmalseite
auflehnt, in gar keiner Verbindung steht. An der linken
Ecke zwei Dienerinnen der Hippodameia, beide im hoch-
gegürteten ärmellosen Chiton. Die eine, deren Haar kurz
geschnitten ist, blickt teilnahmsvoll auf ihre Herrin, indem
sie die Hand auf die Schulter ihrer Genossin legt; diese,
die gewelltes Haar trägt, wendet ihr, wie fragend, das
Antlitz zu; vgl. die Gruppe auf 152b im Hintergrunde.
Zum Verständnis der Situation empfiehlt es sich die Worte
der Hippodameia aus dem Oinomaos des Sophokles hier-
herzusetzen, fr. 433 (Athen. XIII 564 B):

xotdvS' ev o'jiei Xu-j-p {bjpaxTjptav
epioxo?, aaxpaTojv xiv öp.fi.dxu>v Gysi"
\ ödXusxat [xsv auxoc, l^oitxä o' s|as,
i'aov [xsxptöv öcpdaAfiov, waxs xszxovoq
uapd axd&fxvjv iovxoc öpdouxai xavwv.

Es folgt auf der Rückseite Fig. 322 der Tod des
Oinomaos. Die sich aufbäumenden Pferde, von denen das
vierte seinen Kopf über den Nacken des dritten legt, sucht
ein mit der Exomis bekleideter Pferdediener zu bändigen.
Es ist der in der Kaiserzeit typische Begleiter der Qua-
drigen, der allerdings meist beritten erscheint, s. die römi-
schen Exemplare 325—327, die Hippolytos-Sarkophage
152 a. 154 a, die Phaethon-Sarkophage 336—338. 340—345.
Auf 324 b hingegen ist er zu Fuß. Von dem gestürzten
Oinomaos ist in der linken unteren Ecke noch der Hinter-
kopf und der eine Ellenbogen erhalten. Darüber das Ober-

teil eines sich weit zurückbeugenden Zuschauers, der ent-
setzt die rechte Hand erhebt, vermutlich ein weiterer
Diener des Oinomaos. An der rechten Ecke Pelops, hier
mit einem Köcher auf dem Rücken, der sich nach Hippo-
dameia umschaut, die sich mit der R. auf einen Speer
oder ein Szepter stützt. Über die Anwesenheit beider
s. oben S. 38g. Links von Pelops ein nackter Jüngling,
der sich dem Pferdediener zuwendet. Man könnte an Myr-
tilos denken; aber diesen wird man vielmehr in der großen
Lücke links vorauszusetzen haben, wo der Raum über dem
Körper des Oinomaos ausgefüllt werden mußte. So wird
der Jüngling vielmehr einer der vornehmen Hofleute sein,
die auf der Vorderseite die Umgebung des Königs bilden.
Auf jeden Fall ist er eine bloße Füllfigur, vgl. die ähn-
liche Figur auf 325—328.

Auf der linken Schmalseite Fig. 322a die Ent-
führung der Hippodameia. Pelops trägt sie mit dem
rechten Arm, während die linke Hand die Zügel geführt
haben wird. Er steht auf einem Zweigespann, das auch
hier, nach dem Brauch der Kaiserzeit, von einem Diener in
Exomis geleitet wird, der diesmal ein Schwert an der Seite
trägt, vgl. 324b. Unten sind Meereswellen angedeutet;
Hippodameia erhebt erstaunt die Hand, ihr Kopf scheint
dem Meere zugewandt gewesen zu sein. Es ist also die-
selbe Szene wie auf dem künstlerisch unendlich höher
stehenden Krater von Arezzo (s. oben S. 387): Pelops ent-
führt seine Braut über das Meer. Das paßt allerdings
schlecht zu der sonst auf diesem Sarkophag befolgten So-
phokleischen Version, und es überrascht, daß diese älteste
Sagenform, für die ich auf Bild und Lied S. 187 A. 35 ver-
weise, noch in der Kaiserzeit populär war.

Die Dekoration des oberen Randes und des Sockels ist
die bei Sarkophagen dieser Gattung übliche; vgl. II 26.
III 152. 154.

Aus Hadrianischer Zeit.

II. ZWEITE KLASSE.

römische sarkophage.

Tafel CIV.

1. ERSTE GRUPPE.

323) S. Rom, Vatikan, Sala de IIa biga. L. 1,69. H. 0,35.
T. 0,49. Rh. d.Vorders. 0,025, d.Schmals. 0,02. Die Vorder-
seite ist so stark überarbeitet und interpoliert, daß von der
antiken Oberfläche überhaupt nichts mehr vorhanden ist:

„greco(?) lavoro non del tutto terminato^>\ m parte moder-
namente ritocco e rifattol,\ Zoega. Durch diesen Zustand
cetäuscht haben sich Gsell und E. Petersen verführen
lassen, den ganzen Sarkophag für modern zu erklären, was
 
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