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Robert, Carl [Editor]; Matz, Friedrich [Editor]; Andreae, Bernard [Editor]; Robert, Carl [Editor]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,3): Einzelmythen: Niobiden - Triptolemos ungedeutet — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.12730#0052
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^IO PHAETHON

phagateliers hinzugesetzt ist, läßt sich kaum entscheiden.
Auf 345. 3451 sind Cycnus und der Pädagoge entweder an
eine andere Stelle gerückt oder sie haben ganz gefehlt.

Dasselbe gilt von den Heliaden. Diese fehlen auf dem
Exemplar der zweiten Klasse, finden sich aber auf allen
Exemplaren der dritten. Bei der zweiten Gruppe sind sie
links angebracht und eng miteinander verbunden, bei der
dritten sind sie auf beide Seiten verteilt, mit Ausnahme von
347, wo alle drei nach rechts hinübergenommen werden. Bei
der ersten Gruppe, wo sie links erscheinen, sind scheinbar
nur zwei Heliaden dargestellt; denn die Eckfigur gehört,
wie sich gleich zeigen wird, nicht zu ihnen. Ob bei dieser
Zweizahl die beiden homerischen Heliaden (Od. [x 132 f.)
vorschweben, ist unsicher; die dritte könnte durch den Pap-
pelbaum repräsentiert und als schon vollständig verwandelt
gedacht sein. Bemerkenswert ist, daß Ovids Schilderung
sich mit der Gruppe auf 342 so stark berührt, daß jedenfalls
eine gemeinsame Quelle vorliegen muß; ob dies aber eine
Dichtung oder ein Kunstwerk war, ist nicht zu entscheiden.

Auch bei der konventionellen Figur des Berggottes
muß es dahingestellt bleiben, ob sie auf die malerische Vor-
lage zurückgeführt werden darf. Bei der ersten Gruppe
der dritten Klasse 337. 338. 340 ist er an die rechte Ecke
zwischen Tellus und Caelus gerückt und dort wahrschein-
lich als Olympus zu denken, eine Benennung, die auch für
342 zu erwägen ist, wo er über dem Eridanus sitzt. Auf
dem Turiner Fragmente 346 a, das aber schwerlich von einem
Sarkophage stammt, findet er sich in änderer Haltung und
scheint an ähnlicher Stelle wie auf 342 angebracht gewesen
zu sein. Bei der zweiten Klasse fehlt er.

Zu diesem ursprünglichen Typus, wie er am reinsten auf
342 vorliegt, treten nun immer mehr Nebenfiguren hinzu.
Zunächst wird der Begleitreiter verdoppelt, d. h. außer
Phosphorus reitet auch Hesperus neben dem Sonnen-
wagen her. Das älteste Beispiel hierfür ist das Exemplar
der zweiten Klasse 336. Bei der ersten Gruppe der dritten
Klasse werden diese Reiter durch den Pileus als die Dios-
curen charakterisiert 338. 341, vgl. II 11), die ja häufig mit
diesen Sternen identifiziert worden sind; ob dasselbe auch
bei der dritten Gruppe der Fall war, läßt sich nicht ent-
scheiden, da dort die Köpfe der Reiter nirgends erhalten
sind. Aber andererseits ist zu beachten, daß hier die Reiter
nicht zu beiden Seiten der Sonnenpferde postiert sind, wie
bei der ersten Gruppe und bei der zweiten Klasse, son-
dern beide von links herangaloppiert kommen. Man hat
also mit der Möglichkeit zu rechnen, daß sie gar nicht als
Begleiter des Wagens, sondern als Retter in der höchsten
Not gedacht sind; dann wären es also doch die Dioscuren
in ihrer Rolle als omr^pe;1) und ihre Köpfe hätten auf 344

') Theokr. XXII 6 s.: ävöpu)Tca>v aioT/jpa; ezl $upou rfirt sovtcuv ii:-
Ttiuv &' cuixarosvra T«potaao[j.sviuv -xai}' ojjuXov.

mit dem Pileus ergänzt werden müssen. Bei der ersten
Gruppe treten außer diesen Reitern links und rechts Phos-
phorus und Hesperus in knabenhafter Bildung auf, wie sie
auch auf dem Gemälde in Gaza dargestellt waren; Johannes

I 180 ff. II 203 ff. Auch hier ist also die Gleichsetzung der
Dioscuren mit Morgen- und Abendstern aufgegeben. Bei
der dritten Gruppe hingegen fehlen Phosphorus und Hespe-
rus, so daß hier möglicherweise die acor/jps:; doch zugleich
als Morgen- und Abendstern gedacht sind.

Der ersten und dritten Gruppe der zweiten Klasse ge-
meinsam sind zwei einander entsprechende Frauengestalten,
die auf jener gleichzeitig mit den Knabenfiguren des Phos-
phorus und Hesperus auftreten. Sie haben beide bogen-
förmig über dem Kopfe flatternde Mäntel und richten ihre
Blicke entsetzt nach oben. Die eine hat ihren festen Platz
an der linken Ecke, die andere erscheint auf der rechten
Hälfte der Bildfläche an wechselnder Stelle. Man hat sie
früher für die Hören gehalten, die das Himmelstor öffnen
und schließen; die richtige Benennung der einen gibt das
Gemälde in Gaza an die Hand, es ist die Anatole (Johannes

II 241 ff.). So heißt bei Hygin fab. 183 die zweite Tages-
hore, und da er die zwölfte Dysis nennt, so ist damit auch
die Deutung ihres Gegenstücks gefunden.

Nur auf je einem Exemplar der ersten und dritten
Gruppe 338. 345 ist ein vom Sonnenwagen abwärts flie-
gender Knabe mit einer brennenden Fackel erhalten, dessen
richtige Deutung Ceraunus, Personifikation des Donner-
keils, Wieseler verdankt wird. Auf dem Prometheus-Sarko-
phage 357, wo auch Anatole und Dysis wiederkehren, wird
er uns noch einmal begegnen. Für die übrigen Sarkophage
der ersten Gruppe läßt sich mit Sicherheit sein einstiges
Vorhandensein nachweisen; hingegen scheint er auf denen
der dritten Gruppe sonst zu fehlen. Eine ähnliche jedoch
weibliche Figur scheint auf dem Gemälde von Gaza die
Sterope gewesen zu sein, falls nicht der ihr beigegebene
angebliche Engel auch dort der als Knabe personifizierte
Keraunos war (Johannes II 166 ff.). Sein Gegenstück ist die
Personifikation des Blitzlichtes, Fulgur, das sich auf 345.
346 und 349 findet. Die Begründung dieser Benennung
wird in der Erläuterung von 345 gegeben werden.

Ferner zeigt die erste Gruppe in der unteren rechten
Ecke Tellus, in der oberen rechten Caelus und dazwi-
schen, wie schon oben bemerkt, den Olympus; der Tellus
gegenüber bringt sie als Vertreterin des Meeres Tethys an.
Bei der dritten Gruppe sind diese Figuren unter die rechte
Eckszene, die Bitte des Phaethon, gestellt, wobei Tethys
meist fehlt, einmal 343 durch Oceanus ersetzt ist. Aber
die Erdgöttin sowohl wie der Weltstrom oder seine Gattin
sind nur als die üblichen Füllfiguren angebracht; sie
zeigen weder Schrecken über den durch den Sturz des
Phaethon erzeugten Weltbrand, wie Tellus bei Ovid Met.
II 272 ss., dieselbe und Okeanos bei Sulpicius (IG XIV 2012,
 
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