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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,3): Einzelmythen: Niobiden - Triptolemos ungedeutet — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.12730#0080
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43§

PROMETHEUS

In der ersten Szene sitzt Prometheus auf einem Felsen,
neben sich den Korb mit den Tonklößen, in der Rechten
das Modellierholz. Vor ihm steht auf einer viereckigen altar-
artigen Basis der fertig modellierte Mensch; der linke er-
gänzte Unterarm war mehr vom Körper abgespreizt; mit
der Hand, deren Stelle durch den Bruch an dem Ölbaum
bezeichnet wird, machte er wohl einen ähnlichen Gestus
wie mit der rechten. Minerva hält dicht über seinem
Haupte die Chrysalide. Der Bruch an der Basis rührt von
dem Ende ihres Lanzenschafts her. Hinter ihr ist ihr hei-
liger Ölbaum angebracht.

In der zweiten Szene liegt das Geschöpf des Prome-
theus, zum bärtigen Mann gereift, tot am Boden, während
Mercur die aus dem Leichnam entflohene Psyche mit sich
fortzuführen im Begriff ist, vgl. auch 423.

rechten hochgezogenen Beines sitzt der seine Brust zerflei-
schende Adler, ganz wie auf dem von Milchhöfer a. a. O.
zusammengesetzten Relief aus Pergamon, und wie dort la-
gert am Fuße des Felsens der Caucasus, allerdings nicht
in Rückenansicht, sondern im Profil, als bärtiger Mann mit
einem Baumast in der Hand gebildet. Hinter ihm Hercules,
der eben den Pfeil abgeschossen hat.

Was auf der linken verlorenen Schmalseite dargestellt
war, ist schwer zu erraten; vielleicht die beiden Nymphen,
die auf 352 die linke Ecke der Vorderseite einnehmen.

Mitte des zweiten Jahrhunderts.

352) F. Madrid, königliche Skulpturensammlung im
Prado. Fig. 352. L. 0,90. H. 0,50. Zeichnung von Dewer-

Rechts folgt auf die Parzen die Schmiede Vulcans. Der
Gott sitzt in Vorderansicht vor seinem Amboß, nur mit dem
Pileus und einem Schurz bekleidet; er hebt den Hammer
zum Schlage auf ein Stück Eisen, das er mit der Zange
auf den Amboß hält und auf das auch drei seiner Gesellen,
die man wegen dieser Zahl wohl Cyclopen nennen darf,
losschlagen. Dagegen gebührt den beiden übrigen Gesellen
diese Bezeichnung nicht. Von dem einen werden hinter
dem Cyclopen zur Linken nur der Hinterkopf und der r.
gebogene Arm sichtbar. Wie die Vergleichung mit 353
lehrt, bedient er den Blasebalg des neben Vulcan befind-
lichen Hochofens. Der andere blickt erschreckt dem Pro-
metheus nach, über dessen linker Schulter seine erhobene
linke Hand sichtbar wird. Der Titan entfernt sich nach
rechts, das Feuer in einer großen Fackel entführend.

Die rechte Ecke nimmt als dekorativer Abschluß ein,
wie es scheint, ungeflügelter Amor ein, dem an der linken
Ecke ein ähnlicher entsprochen haben muß. Der rechte
Arm scheint, wie der Ergänzer angenommen hat, wirklich
gebogen gewesen zu sein; die Hand hielt vielleicht den
Bogen.

Auf der rechten nur in der Zeichnung des Topha-
mianus Fig. 351' und dem Stich bei Lamberti und Visconti
Fig. 351" erhaltenen Schmalseite ist der an den Felsen
geschmiedete Prometheus dargestellt. Auf dem Knie des

zeny 1909 nach einer Photographie, die ich im Texte
Fig. 352' abbilde.

Früher in San Ildefonso im 7. Zimmer, Pedro Michel und
celedonio de Auce Handschriftliches Inventar (bald nach 1788; mir
nicht zugänglich, nach hübner zitiert). Der Sarkophag scheint damals
noch vollständig gewesen zu sein, da ihn Don antonio Ponz Viage
de Espana X 1787/. 132 §40 folgendermaßen beschreibt: iina urna
cinericia con excelente baxo relieve, que representa al paracer el
nacimiento de Minerva, y se compone de varias figuras; es A saber
Iüpiter (der Prometheus), las Parcas, un sacrificante (der Vul-
can), etc. Die Vermutung, daß der ohne Zweifel stadtrömische Sarko-
phag, wie die meisten Antiken von San Ildefonso, aus der Sammlung
der Königin Christine von Schweden stamme, scheint dadurch aus-
geschlossen, daß er im Inventar des Museo Odescalchi, wohin diese
Sammlung zuerst gelangte, fehlt [Doc. in. IV p. 329 s.), vgl. Bd. II S. 6g
zu 62. Beim Transport nach Madrid scheint der Sarkophag zerbrochen
und an das erhaltene Fragment rechts unten das absurde moderne Fels-
stück angesetzt worden zu sein; s. Fig. 352'.

Literatur: Ponz a.a.O.; Hübner Die antiken Bildwerke in Madrid
1862 S. 146f. Nr. 290; O. Jahn Ber. d. sächs. Ges. XIII 1861 S. 294.

Das Fragment Fig. 352 gehört zu einer Replik von 351
und repräsentiert ungefähr die linke Hälfte der Vorderseite.
Prometheus sitzt wie dort auf einem Felsen und ist mit dem
Modellieren des ersten Menschen beschäftigt, jedoch blickt
er geradeaus, auch hat er majestätischere Züge, die an Iupiter
erinnern. Das neue Gebilde scheint sich bereits zu beleben,
da es den Kopf nach Minerva hinwendet. Diese ist in stol-
 
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