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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,3): Einzelmythen: Niobiden - Triptolemos ungedeutet — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.12730#0085
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TAFEL CXVI. CXVII 355

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hohen Pfeiler liegt, das Horoskop einzeichnet; zwei Sterne
links von ihrem Kopfe scheinen dieses andeuten zu sollen.
Im Rücken der Minerva wird wie ein Überbleibsel der drit-
ten Parze die Sonnenuhr sichtbar. Man kann zweifelhaft
sein, ob diese, die Atropos, aus Raummangel oder deshalb
weggelassen ist, weil wir sie in der lesenden Parze der
Sterbeszene zu erkennen haben, so daß die Götterdreiheit
auf die beiden Szenen verteilt wäre. Für diese Annahme
spricht die Analogie der drei Erinyen auf den Orestes-

Parca der aus dem toten Körper entwichene Schmetterling
(s. oben S. 436). Hinter Parca führt Mercur die geflügelte
Psyche hinweg. Auch in dieser Szene ist als Zuschauerin
die gelagerte Tellus angebracht, jedoch in kleineren Dimen-
sionen, als in der ersten Szene. Auch hier trägt sie einen
Ährenkranz und hält in den Händen ein Füllhorn, das von
einem einzelnen Amor gestützt wird. Im oberen Räume
sind in ganz kleinen Dimensionen links von den Parzen Sol
auf seinem Viergespann, links von Mercur Luna auf einem

355

Sarkophagen II 155—161, für jene der Vergleich mit 356,
wo neben dieser römischen Parca (s. S. 52) die Dreiheit
der griechischen Parzen beibehalten ist. Hinter Prometheus
sitzt, ungewöhnlich groß gebildet, Tellus mit Ähren im
Haar und einem mächtigen Füllhorn in den Händen, das ihr
zwei Amoren halten helfen. Mit nach rechts gewandtem
Kopf beobachtet sie die Erschaffung des Menschen.

Die Sterbeszene rechts nimmt nur halb soviel Raum
ein wie die Schöpfungsszene. Der Leichnam liegt auf dem
Rücken, zu den Füßen der sitzenden Parca, die in dem auf-
gerollten Schicksalsbuch liest, vgl. 37. 336 und 356. Über
ihm steht als Repräsentant des Todes ein trauernder Amor
mit halbgeschlossenen Augen, der sich mit der linken
Achsel auf eine umgekehrte brennende Fackel stützt; die
gesenkte Linke hält eine Hypothymis. Zwischen ihm und

Zweigespann von Pferden angebracht. Jener trägt den
langen Wagenlenkerchiton und ein weit zurückflatterndes
Mäntelchen; er wirft den Kopf in den Nacken und streckt
wie erstaunt die rechte Hand vor, als ob er, eben aufge-
hend, die ansteigende Himmelsbahn mit den Augen messe.
Unter seinen Rossen wird bis zu den Hüften ein kleiner
blasender Windgott sichtbar. Luna ist mit faltigem Chiton
und bogenförmig flatterndem Mäntelchen bekleidet; sie hält
mit beiden Händen die Zügel und scheint eben nach links
umlenken zu wollen; denn die Bewegung ihres Gespanns geht
in den Reliefgrund hinein. Da Sol und Luna in den Sar-
kophagateliers zu dem typischen Vorrat von Füllfiguren
gehören, ist es schwerlich erlaubt, in ihre Anwesenheit eine
besondere Beziehung zu legen, als ob die Erschaffung des
Menschen bei Sonnenaufgang, sein Tod aber bei Nacht
 
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