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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,3): Einzelmythen: Niobiden - Triptolemos ungedeutet — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.12730#0091
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TAFEL CXVIII 357

449

zugleich mit ihrer rechten Hand sein eines Maul anfaßt. Ihr
Typus gleicht dem auf den apulischen Unterweltsvasen (s.
z. B. Furtwängler-Reichhold Griech. Vasenm. I Taf. 10);
ihr von einem Band zusammengehaltenes Haar fällt in kur-
zen Locken auf Schulter und Nacken; bekleidet ist sie mit
Exomis und Stiefeln. Unter ihr liegt ein kleiner Leichnam
zwischen zwei verdörrten Köpfen von größeren Dimensio-
nen, vgl. die Köpfe der Freier auf den Pelops-Sarkophagen
324 a. 325. 327. Auf ältere bildliche Tradition geht auch
der vor Hecate sitzende Knabe zurück, der auf das Knie
seines hochgezogenen linken Beines beide Hände legt und
seinen Kopf müde geneigt hat; es ist der Typus des schla-
fenden Sklaven auf den attischen Grabreliefs, Conze Taf. CIL
Als einzelne Rundfigur kehrt er, worauf Wieseler aufmerk-
sam gemacht hat, in einer Statuette des
Pal. Doria wieder (Clarac Mus. de sculpt.
644 A 1499, danach unsere Textabbildung,
Matz u. v. Duhn Ant. Bildw. in Rom I 273),
die ihn über einer Höhle sitzend zeigt, aus
der das Vorderteil des Cerberus nebst sei-
nem mittleren Löwenkopf zum Vorschein
kommt. Danach hat Wieseler in dem Kna-
ben auf dem Sarkophage richtig die Perso-
sopor nifikation des Todesschlafes erkannt, und

wir dürfen ihn daher Sopor benennen.
Die nun noch übrigen leeren Stellen der Bildfiäche wer-
den durch Naturpersonifikationen ausgefüllt. Unter Neptun
ist Tethys gelagert, mit Krebsscheren über der Stirn,
einem Delphin auf der Linken, einem Ruder in der Rech-
ten und einer Ente neben sich. Der Personifikation des
Meeres entspricht in der r. unteren Ecke die gelagerte
Tellus, über deren Haupt die Krone eines Eichbaumes
sichtbar wird; sie hält in der Linken ein Füllhorn, in der
Rechten Mohn und Ähren. Zwischen ihren Beinen steht ein
Amboß, auf dem Vulcan ein Eisen schmiedet, ein rudi-
mentärer Rest der Feuerraubszene von den Exemplaren der
ersten Klasse. Oberhalb von Vulcan stürzt sich feuerbrin-
gend Ceraunus mit einer brennenden Fackel in der Rech-
ten vom Himmel herab, vgl. die Phaethon-Sarkophage 338.
345. Hinter ihm wird der unbärtig gebildete Caelus, der
mit beiden Händen den bogenförmig über seinem Kopfe
gewölbten Mantel hält, bis zur Hüfte sichtbar. Den Kna-
ben unter ihm, der mit erhobenem rechten Arm den Ce-
raunus begrüßt, und in der Linken eine Trompete mit ge-
bogener Mündung hält, wird man für eine Personifikation
des Donners, entsprechend der Bpovr/] des Apelles (s. oben
S. 428}, halten und Tonitrus benennen dürfen. In der
rechten oberen Ecke ist in kleinen Dimensionen Sol auf
seinem Viergespann angebracht; auf dem Haupte trägt er
eine Strahlenkrone, die rechte Hand hebt er wie auf 355.

356, scheint aber auch den linken Arm, dessen unterer
Teil abgebrochen ist, mit einem ähnlichen Gestus erhoben
zu haben; seine Verwunderung gilt offenbar der Schöpfung
und Beseelung des Menschen. Hinter ihm erscheint aber-
mals ein kleiner Eichbaum. Als Gegenstück zum Sonnen-
gott nimmt Luna die linke obere Ecke ein; mit der linken
Hand hält sie die Zügel ihres Rindergespanns; der rechte
Arm scheint vorgestreckt gewesen zu sein. Sie fährt natur-
widrig dem Sonnengott entgegen, wohl nicht nur um die
Symmetrie noch strenger zu gestalten, sondern weil aller
Aufmerksamkeit auf die Menschenschöpfung gerichtet sein
soll. So wird auch Luna, wie Sol, mit der Rechten einen
Gestus des Staunens gemacht haben. Vor ihr schwebt
Hesperus mit einer brennenden Fackel in beiden Händen,
den Kopf nach der Göttin zurückwendend. Weiter rechts,
zwischen Neptun und Mercur, erblickt man einen zweiten
schwebenden Knaben, der, obgleich deutlich nach rechts
bewegt, sich ganz der Luna zukehrt und mit beiden Hän-
den die Zipfel seines Mantels hält, der, sich bogenförmig
wölbend, sein Hinterhaupt umgibt, ähnlich wie bei Caelus.
Man wird in ihm eine Personifikation der Dämmerung, des
crepusculum, erkennen, ihn aber, da er männlich ist, Vesper
benennen müssen. Unter Luna ist Dysis, unter Sol Ana-
tole in großen Dimensionen angebracht; beide blicken nach
dem Vorgang in der Mitte, indem sie mit den Händen eine
erstaunte Gebärde machen, vgl. 337. 338. 340. 341. 345.
Endlich sieht man genau in der Mitte, zwischen Mercur und
Iuno, einen in sein Muschelhorn blasenden Windgott.

Auf der linken Schmalseite Fig. 357a eilt eine Frau,
vermutlich Atropos, mit erstaunt erhobenen Händen auf
eine Sonnenuhr zu, vgl. 351. Unter der rechten Hand der
Figur ist Bosse stehengeblieben, die in der Abbildung bei
Gerhard wie ein Attribut erscheint, das sich die Interpreten
zu erklären vergeblich bemüht haben. An der linken Ecke
bildet wiederum ein Eichbaum den Abschluß. Über der
Sonnenuhr befindet sich ein Klammerloch.

Auf der rechten Schmalseite Fig. 357b hält ein
Jüngling, der einen Speer in der Linken trägt, ein mit
einem Pantherfell als Schabracke bedecktes Pferd am Zügel.
Der Vergleich mit 342 a. 342 b und 350 legt es nahe, in
ihm, trotz des Fehlens des Pileus einen Dioscuren zu
sehen. An der rechten Ecke wieder ein Eichbaum.

„Auf der Rückseite, wie ich beim Transport des Sar-
kophags gesehen, zwei Löwen, die symmetrisch eine Tatze
auf ein großes Gefäß setzen." Matz. Vgl. 161 b (S. 200).
216 c.

Aus dem dritten Jahrhundert.
 
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