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Robert, Carl [Editor]; Matz, Friedrich [Editor]; Andreae, Bernard [Editor]; Robert, Carl [Editor]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,3): Einzelmythen: Niobiden - Triptolemos ungedeutet — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.12730#0093
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KLASSIFIZIERUNG

451

drohende Gefahr aufmerksam macht 387 oder sich beim An-
blick des Pluto entfernt, um Ceres herbeizurufen 389. Am
weitesten geht dieses Zusammenziehen der Szenen bei der
nur durch ein .einziges Exemplar vertretenen ersten Gruppe
der dritten Klasse 393, wo die Überraschung mit der Ent-
führung in der Weise zusammengeschweißt ist, daß Pluto
von seinem galoppierenden Gespann zur knienden Proser-
pina herabsteigt, während man, ähnlich wie bei der ersten
Gruppe der zweiten Klasse, von Ceres den Eindruck hat,
daß sie bereits in demselben Augenblick herangefahren
kommt, ein Eindruck, der noch dadurch verstärkt oder rich-
tiger bestätigt wird, daß die unter den Pferden der Göttin
gelagerte Tellus ihre Aufmerksamkeit auf Pluto und Pro-
serpina richtet und ihr Entsetzen im Gesichtsausdruck und
in der Gebärde der rechten Hand deutlich zum Ausdruck
kommt. Tatsächlich sind also hier die verschiedenen Phasen
des Vorgangs zu einer zeitlichen Einheit zusammengefaßt,
wie auf den Achilleus-Sarkophagen II 45. 47 c und den Hip-
polytos-Sarkophagen III 161. 163. Dasselbe gilt von zwei
Exemplaren der dritten Gruppe der dritten Klasse, 410. 411 *,
wo nicht nur die kniende Proserpina, die noch gar nicht
von Pluto bedroht wird, nach ihrer nahenden Mutter sich
umblickt, sondern auch Venus, die in der rechten Seiten-
szene hinter dem Wagen des Pluto herläuft, über die kniende
Proserpina hinweg das Kommen der Ceres bemerkt. Das
sind freilich Extreme; aber auch sonst wird bei der zweiten
und dritten Gruppe der dritten Klasse die Suche der Ceres
mit der Überraschung der Proserpina dadurch in unmittel-
baren Zusammenhang gebracht, daß entweder wie auf 393.
394. 405. 406. 413. 415 die zu jener gehörige Tellus ihren
Schrecken über die Erscheinung des Pluto äußert oder Teil-
nehmer an dieser Szene die nahende Ceres erblicken, so
Mercur 405. 406, Diana 406.

Wenden wir uns nun zu den verschiedenen Typen der
drei Szenen. In der Entführungsszene können wir dann
folgende unterscheiden:

A. Pluto in Vorderansicht

a) hält Proserpina wagrecht

et) mit dem Kopfe nach rechts: stets in IIa
(mit Ausnahme von 378) und einmal in III b
auf 394,

ß) mit dem Kopfe nach links: nur in I und in
III b 406.

b) Proserpina hängt mehr oder weniger aufrecht
oder nach rückwärts zusammenknickend in Plutos
Arm: in IIa nur auf 378, stets in IIb. IIc (mit
Ausnahme von 392, wo sie aufrecht dasteht) und
meist in III b (mit Ausnahme von 394 und 406).

B. Pluto in Rückenansicht hält Proserpina mit dem Kopfe
nach links wagrecht im linken Arm: stets auf III c.

Das Gespann wird fast immer von dem vorausschrei-
tenden Mercur geleitet: I, fast stets in IIa (mit Ausnahme
von 359. 361) stets in II c, nur daß er 389 aus Raummangel
auf die Schmalseite versetzt ist und 387 hinter den Rossen
steht; ebenso in IIIa, in IIIb (mit Ausnahme von 394), in
IIIc (mit Ausnahme von 412). Zweimal führt er nicht die
Pferde, sondern legt die Rechte entsetzt an den Kopf, vor
den Pferden stehend in IIIb 394, hinter ihnen in IIIc 412.
Meistens fliegt über den Rossen ein Amor mit brennender
Fackel, also als Hymenäus gedacht; nur in I, in IIa auf 360.
370. 374. 376, in IIb auf 383. 384, in IIc auf 384. 387, in
IIIc auf 412 fehlt diese Figur. In IIIb auf 4051 und in IIIc
auf 415 schwebt noch ein zweiter Amor unter den Pferden,
als ob er den Weg zur Unterwelt weisen wollte. Auf den
ältesten Exemplaren von IIa 359—362 ist das Gespann
im Versinken dargestellt. Später wird der Eingang zur
Unterwelt durch den auftauchenden Ianitor Orci, neben
dem sich Schlangen emporringeln, angedeutet (vgl. Robert
Westdeutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst IV 1885
S. 279). Allein erscheint dieser Ianitor in II c auf 392 und
in IIIb auf 39g; mit dem Cerberus in IIa auf 378, in IIb
auf 383 und 384; Hecate statt des Ianitor neben Cerberus
in III b auf 405in III c auf 415, Hecate allein in III b auf
402, und danach auch wohl in der aus dem Boden aufstei-
genden Frau in IIa auf 362a und 377 zu erkennen, der
Cerberus allein in IIb auf 382, in IIIb auf 394. 397. 405.
Nicht zu passen scheint die Benennung Hecate auf die
nackte Frau, die in II c auf 392 hinter dem Ianitor Orci und
von diesem abgewandt aus dem Boden auftaucht und die
Hand geheimnisvoll an den Mund legt; vielleicht ist Lethe
gemeint.

Auch bei der Darstellung der suchenden Ceres tre-
ten, abgesehen von der Verschiedenheit des Gespanns, die
wir unserer Klassifikation zugrunde gelegt haben, charak-
teristische Unterschiede zutage. Auf den älteren Exempla-
ren erscheint Ceres in feierlicher Haltung nur mit einer
Fackel in der Hand, die mehr wie ihr Kultattribut erscheint,
als zur Beleuchtung ihres Weges dienend; so auf allen Ex-
emplaren von IIa mit Ausnahme von 378, das auch in dieser
Beziehung mit den jüngeren Gruppen übereinstimmt; auch
in IIIb auf 405 und in IIIc auf 412, doch ist ihre Haltung
hier weit erregter als in IIa. In allen andern Fällen, also
auch auf 378, hält sie in jeder Hand eine Fackel, von der
sie die in der Rechten meist weit vorstreckt, um den Weg
zu beleuchten. Sie erscheint in unordentlicher Gewandung
und mit gelöstem meist wirr flatterndem Haar, in großer Auf-
regung, die sich manchmal bis zur Ekstase steigert, in
theatralischer Pose mit rückwärts gewandtem Kopf auf 379.
392. 405. 405*. 415.

Vor ihr erblickt man häufig eine meist schwebende, selten
schreitende, fast immer geflügelte Figur, die ein großes Tuch
bogenförmig vor sich flattern läßt; sie fehlt nur in I, ferner
 
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