452
PROSERPINA
in IIa auf den älteren Exemplaren 35g. 361. 377, und voll-
ständig in IIb. IIc. IIIa, dagegen niemals in IIIb und IIIc,
wo sie den Kopf der Ceres zuwendet, während dieser in
IIa ins Profil gestellt ist. Daß die übliche Benennung Iris
dieser Figur nicht gerecht wird, leuchtet ein. Von der
Götterbotin geleitet könnte die suchende Ceres nicht in
der Weite umherirren. Vielmehr gehört die Figur in den
Kreis der in der Kaiserzeit so beliebten Personifikationen
abstrakter Begriffe, deren Bedeutung nicht immer ganz
leicht zu erkennen ist. In diesem Falle aber läßt sich das
Wesen dieser Figur aus dem Zusammenhange des Vorgangs
und dem charakteristischen Attribut des von ihr gehaltenen
und vor ihr und vor Ceres flatternden Tuches mit Wahrschein-
lichkeit fassen. Man wird in ihr die Personifikation der
pruinosae tenebrae (Ovid Met. V 443), durch die sich Ceres
mittels der Fackeln ihren Weg sucht, zu erkennen haben, und
sie Caligo benennen dürfen. In denselben Kreis von Perso-
nifikationen gehört das kleine geflügelte Mädchen, das in II b
regelmäßig, aber auch in II a auf 378, in II c auf 390, in III a,
in III b 397. 39g. 405 *. 40g und in III c auf 413 als Wagen-
lenkerin der Ceres erscheint und für das die Deutung als
Victoria unmöglich, die als Höre nur ein übler Notbehelf ist.
Es personifiziert die unruhige Hast der suchenden Mutter,
und kann daher als Properatio, Festinatio oder Trepi-
datio bezeichnet werden, von welchen Namen wir den drit-
ten wählen, ohne seine Richtigkeit garantieren zu wollen.
Statt dieser lenkt in II c auf 38g, in III b auf 405. 406 ein
Flügelknabe das Gespann1), und in III a auf 3g3, III b 3g4.
406, in IIIc auf 410 und 413 fliegt dieser Knabe mit einer
Fackel über den Pferden, so daß er dem als Hymenäus
gedachten Amor über dem Gespanne des Pluto entspricht.
War nun hierfür auch das Bestreben maßgebend, die bei-
den Wagengruppen einander möglichst ähnlich zu machen,
so darf man den Sarkophagarbeitern doch schwerlich zu-
trauen, daß sie diesen Amor nur gedankenlos wiederholt
oder als Vertreter der Mutterliebe eingeführt hätten, was
dieser Gott bekanntlich niemals ist. Vielmehr ist es ein
männlicher Repräsentant derselben eifrigen Eile wie die
Trepidatio und wird daher passend als Ardor oder Fervor
zu bezeichnen sein. Förster ist also mit seiner Benennung
Pathos dem Richtigen ganz nahe gekommen, nur daß der
griechische Name und Begriff nicht zu brauchen sind. Bei
der dritten Gruppe der dritten Klasse geht die Assimilierung
der beiden Darstellungen zuweilen so weit, daß sogar die
Caligo und die Trepidatio aus der Ceresszene in der
Plutoszene wiederholt werden, Trepidatio in III b auf 3g7
und 40g, Caligo ebenda auf 406. Auch hier wäre der Vor-
wurf einer Gedankenlosigkeit unberechtigt, da die Verbin-
dung dieser beiden Personifikationen mit Pluto sich sachlich
') Ob auf 4111 Trepidatio oder dieser Knabe den Wagen lenkt,
läßt sich aus Matz' Beschreibung und bei der Zerstörung der Figur viel-
leicht überhaupt nicht feststellen.
durchaus begründen läßt. Denn bei der eiligen Entführung
ist Trepidatio als Wagenlenkerin ebenso passend wie bei der
eiligen Suche, und für den Gott der Unterwelt ist die perso-
nifizierte Finsternis eine durchaus angemessene Begleiterin.
Wenn hingegen zuweilen auch Pluto einen geflügelten Kna-
ben als Wagenlenker hat, wie in IIb auf 383. 384 und in
III b auf 3gg. 405l, so ist es nicht gerechtfertigt auch hierin
eine Anleihe an die Ceresszene zu sehen und diesen Kna-
ben Fervor oder Ardor statt Amor zu benennen. Denn bei
der Entführungsszene kann natürlich die Zahl der Amoren
beliebig vermehrt werden. Wie auf 4051 und 415 ein zwei-
ter Amor unter den Pferden hinzugefügt ist, so leuchtet ein
zweiter auf 405 der Proserpina ins Gesicht, oder schwebt
auf 3g2 neben ihr, oder sitzt auf 378 zwischen den Füßen
des Pluto im Wagen.
o
Nach der beliebten Manier der Sarkophagateliers wer-
den meist unter den Gespannen zur Raumausfüllung Natur-
gottheiten angebracht, so bei den zwei ersten Gruppen der
zweiten Klasse unter den Pferden des Pluto fast regelmäßig
Tellus 363. 372. 373. 376. 378. 37g. 382. 383, während,
wie oben gezeigt, die an derselben Stelle auf 362 und
377 angebrachte aus der Erde auftauchende Frau wohl
eher Hecate zu benennen ist. Bei dem Schlangengespann
der Ceres liegt ein solches Bedürfnis der Raumfüllung nicht
vor; dennoch wird auch hier in IIa einmal Tellus ange-
bracht 35g. Statt Tellus erscheint auf 372 Eleusis, auf
374 Arethusa. Bei der dritten Klasse hingegen, wo der
Wagen der Ceres von Rossen gezogen wird, mußte auch bei
dieser Szene regelmäßig für Raumfüllung gesorgt werden;
es wird nun Tellus unter dem Gespanne der Ceres ange-
bracht, während ihr früherer Platz unter den Pferden des
Pluto von Oceanus eingenommen wird, 3g3. 3g4_ 3g7.
402. 405. 405406. 410. 411V. 413; Ausnahmen bilden 40g,
wo an beiden Stellen Tellus angebracht ist, 3gg, wo Tellus,
415, wo Oceanus fehlt, und das auf die notwendigsten Figu-
ren sich beschränkende Exemplar 412, wo beide fehlen.
Offenbar nach dem Muster dieser dritten Klasse erscheint
auch zuweilen bei der dritten Gruppe der zweiten unter den
Pferden des Pluto Oceanus, unter denen der Ceres Tellus
39°- 392, und auf 3gi Oceanus allein. Auf 37g ist außer
Tellus vor dem Gespanne des Pluto Arethusa angebracht.
In ganz seltenen Fällen werden noch in den oberen Raum
der beiden Szenen Lokalgottheiten in kleineren Dimensionen
gestellt, die üblichen Berg-, Fluß- und Quellgötter und
Nymphen, die eine individuelle Benennung nicht vertragen,
in der Ceresszene auf 37g, in der Plutoszene auf 402. 405
Auf 3gi ist als Anspielung auf die Stiftung des Acker-
baus hinter Ceres das Säen und Pflügen dargestellt, auf
3g2 als etwas sehr gesuchte Anspielung auf die Wieder-
kehr der Proserpina der aus dem Orcus heimkehrende Her-
cules. Die an derselben Stelle auf 413 angebrachte Figur
eines trauernden Jünglings hat eine befriedigende Erklärung
PROSERPINA
in IIa auf den älteren Exemplaren 35g. 361. 377, und voll-
ständig in IIb. IIc. IIIa, dagegen niemals in IIIb und IIIc,
wo sie den Kopf der Ceres zuwendet, während dieser in
IIa ins Profil gestellt ist. Daß die übliche Benennung Iris
dieser Figur nicht gerecht wird, leuchtet ein. Von der
Götterbotin geleitet könnte die suchende Ceres nicht in
der Weite umherirren. Vielmehr gehört die Figur in den
Kreis der in der Kaiserzeit so beliebten Personifikationen
abstrakter Begriffe, deren Bedeutung nicht immer ganz
leicht zu erkennen ist. In diesem Falle aber läßt sich das
Wesen dieser Figur aus dem Zusammenhange des Vorgangs
und dem charakteristischen Attribut des von ihr gehaltenen
und vor ihr und vor Ceres flatternden Tuches mit Wahrschein-
lichkeit fassen. Man wird in ihr die Personifikation der
pruinosae tenebrae (Ovid Met. V 443), durch die sich Ceres
mittels der Fackeln ihren Weg sucht, zu erkennen haben, und
sie Caligo benennen dürfen. In denselben Kreis von Perso-
nifikationen gehört das kleine geflügelte Mädchen, das in II b
regelmäßig, aber auch in II a auf 378, in II c auf 390, in III a,
in III b 397. 39g. 405 *. 40g und in III c auf 413 als Wagen-
lenkerin der Ceres erscheint und für das die Deutung als
Victoria unmöglich, die als Höre nur ein übler Notbehelf ist.
Es personifiziert die unruhige Hast der suchenden Mutter,
und kann daher als Properatio, Festinatio oder Trepi-
datio bezeichnet werden, von welchen Namen wir den drit-
ten wählen, ohne seine Richtigkeit garantieren zu wollen.
Statt dieser lenkt in II c auf 38g, in III b auf 405. 406 ein
Flügelknabe das Gespann1), und in III a auf 3g3, III b 3g4.
406, in IIIc auf 410 und 413 fliegt dieser Knabe mit einer
Fackel über den Pferden, so daß er dem als Hymenäus
gedachten Amor über dem Gespanne des Pluto entspricht.
War nun hierfür auch das Bestreben maßgebend, die bei-
den Wagengruppen einander möglichst ähnlich zu machen,
so darf man den Sarkophagarbeitern doch schwerlich zu-
trauen, daß sie diesen Amor nur gedankenlos wiederholt
oder als Vertreter der Mutterliebe eingeführt hätten, was
dieser Gott bekanntlich niemals ist. Vielmehr ist es ein
männlicher Repräsentant derselben eifrigen Eile wie die
Trepidatio und wird daher passend als Ardor oder Fervor
zu bezeichnen sein. Förster ist also mit seiner Benennung
Pathos dem Richtigen ganz nahe gekommen, nur daß der
griechische Name und Begriff nicht zu brauchen sind. Bei
der dritten Gruppe der dritten Klasse geht die Assimilierung
der beiden Darstellungen zuweilen so weit, daß sogar die
Caligo und die Trepidatio aus der Ceresszene in der
Plutoszene wiederholt werden, Trepidatio in III b auf 3g7
und 40g, Caligo ebenda auf 406. Auch hier wäre der Vor-
wurf einer Gedankenlosigkeit unberechtigt, da die Verbin-
dung dieser beiden Personifikationen mit Pluto sich sachlich
') Ob auf 4111 Trepidatio oder dieser Knabe den Wagen lenkt,
läßt sich aus Matz' Beschreibung und bei der Zerstörung der Figur viel-
leicht überhaupt nicht feststellen.
durchaus begründen läßt. Denn bei der eiligen Entführung
ist Trepidatio als Wagenlenkerin ebenso passend wie bei der
eiligen Suche, und für den Gott der Unterwelt ist die perso-
nifizierte Finsternis eine durchaus angemessene Begleiterin.
Wenn hingegen zuweilen auch Pluto einen geflügelten Kna-
ben als Wagenlenker hat, wie in IIb auf 383. 384 und in
III b auf 3gg. 405l, so ist es nicht gerechtfertigt auch hierin
eine Anleihe an die Ceresszene zu sehen und diesen Kna-
ben Fervor oder Ardor statt Amor zu benennen. Denn bei
der Entführungsszene kann natürlich die Zahl der Amoren
beliebig vermehrt werden. Wie auf 4051 und 415 ein zwei-
ter Amor unter den Pferden hinzugefügt ist, so leuchtet ein
zweiter auf 405 der Proserpina ins Gesicht, oder schwebt
auf 3g2 neben ihr, oder sitzt auf 378 zwischen den Füßen
des Pluto im Wagen.
o
Nach der beliebten Manier der Sarkophagateliers wer-
den meist unter den Gespannen zur Raumausfüllung Natur-
gottheiten angebracht, so bei den zwei ersten Gruppen der
zweiten Klasse unter den Pferden des Pluto fast regelmäßig
Tellus 363. 372. 373. 376. 378. 37g. 382. 383, während,
wie oben gezeigt, die an derselben Stelle auf 362 und
377 angebrachte aus der Erde auftauchende Frau wohl
eher Hecate zu benennen ist. Bei dem Schlangengespann
der Ceres liegt ein solches Bedürfnis der Raumfüllung nicht
vor; dennoch wird auch hier in IIa einmal Tellus ange-
bracht 35g. Statt Tellus erscheint auf 372 Eleusis, auf
374 Arethusa. Bei der dritten Klasse hingegen, wo der
Wagen der Ceres von Rossen gezogen wird, mußte auch bei
dieser Szene regelmäßig für Raumfüllung gesorgt werden;
es wird nun Tellus unter dem Gespanne der Ceres ange-
bracht, während ihr früherer Platz unter den Pferden des
Pluto von Oceanus eingenommen wird, 3g3. 3g4_ 3g7.
402. 405. 405406. 410. 411V. 413; Ausnahmen bilden 40g,
wo an beiden Stellen Tellus angebracht ist, 3gg, wo Tellus,
415, wo Oceanus fehlt, und das auf die notwendigsten Figu-
ren sich beschränkende Exemplar 412, wo beide fehlen.
Offenbar nach dem Muster dieser dritten Klasse erscheint
auch zuweilen bei der dritten Gruppe der zweiten unter den
Pferden des Pluto Oceanus, unter denen der Ceres Tellus
39°- 392, und auf 3gi Oceanus allein. Auf 37g ist außer
Tellus vor dem Gespanne des Pluto Arethusa angebracht.
In ganz seltenen Fällen werden noch in den oberen Raum
der beiden Szenen Lokalgottheiten in kleineren Dimensionen
gestellt, die üblichen Berg-, Fluß- und Quellgötter und
Nymphen, die eine individuelle Benennung nicht vertragen,
in der Ceresszene auf 37g, in der Plutoszene auf 402. 405
Auf 3gi ist als Anspielung auf die Stiftung des Acker-
baus hinter Ceres das Säen und Pflügen dargestellt, auf
3g2 als etwas sehr gesuchte Anspielung auf die Wieder-
kehr der Proserpina der aus dem Orcus heimkehrende Her-
cules. Die an derselben Stelle auf 413 angebrachte Figur
eines trauernden Jünglings hat eine befriedigende Erklärung