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Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,3): Einzelmythen: Niobiden - Triptolemos ungedeutet — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.12730#0153
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TAFEL CXXXVI 432

Aristaeus, ohne daß sie an der Handlung eigentlichen
Anteil nehmen, verbunden, also die Lehrer der Getreide-,
Wein- und Ölbaumzucht. Dabei wird man sich erinnern,
daß auf die Kultur dieser Pflanzen Attika besonders stolz
ist, ja daß es als ptTj-pöiroXic; xwv xctpirwv (Aristeid. I 168
Dind.) ein Monopol darauf für sich beansprucht, wie dies
vor allem in der bekannten Stelle des Ephebeneides opoic
-/pyjasadai ttji; 'Attlxyjc Tzopoi<; xptdaii afATrsXoi^ iXäaic, (Plutarch.
Alk. 15; Cic. de republ. III 9) zum Ausdruck kommt. Da nun





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triptolemus auf einem p0mpeianisc11en bild.

die attische Demeter die xapTto'föpo; xcit' Hv/t^ ist, kann
neben ihrem Pflegling Triptolemus und neben dem als Jak-
chos mit ihr im eleusinischen Kult verbundenen Dionysos
auch sehr wohl Aristaeus als ihr dienendes Organ gedacht
werden.

Zu beiden Seiten schließen sich an diese Mittelgruppe
Seitengruppen von ungefähr der gleichen Ausdehnung,
aber von sehr verschiedenem Charakter an. Rechts vor
dem Schlangenwagen vier stehende Figuren, von denen
drei zu einer engeren Gruppe verbunden sind. In dieser
nimmt die Mitte ein in Vorderansicht ruhig dastehender
Jüngling ein, der die eine Hand auf die linke Schulter
einer zu seiner Rechten stehenden Frau legt, während
sein linker Arm hinter einer zweiten Frau, die ihren Platz
zu seiner Linken einnimmt, verschwindet, so daß er sie
zu umfassen scheint. Dieser Jüngling trägt keinerlei At-

tribut; um das Haar ist eine Binde gelegt; bekleidet ist
er mit einer Chlamys, die, auf der rechten Schulter ge-
heftet, doch an der linken Seite offen ist, so daß sie aus
zwei Teilen zu bestehen scheint, von denen der eine die
Brust, der andere den Rücken bedeckt. Michaelis ver-
gleicht den Apollon Egremont, Clarac Mus. d. smlpt. III
pl. 496 nr. 966. Die Frau zu seiner Rechten hält in der lin-
ken Hand ein langes Szepter, dessen unteres Ende abgebro-
chen ist. Bekleidet ist sie mit einem Chiton, der von der
rechten Schulter abgeglitten ist, einem Mantel und Schuhen.
Sie wendet den Kopf nach links, indem sie mit der er-
hobenen Rechten eine Gebärde des Staunens macht. Ob
diese dem Triptolemus oder der Proserpina gilt, läßt sich
nicht entscheiden. Unverständlich ist mir der von der
Schläfe über die linke Wange bis zur Kinnlade laufende
schmale Streifen, der auf der Photographie ganz deutlich
ist, aber weder in Eichlers Zeichnung erscheint noch in
irgend einer Beschreibung erwähnt wird. Die Frau zur
Linken des Jünglings blickt gleichfalls nach links und ist
genau so bekleidet, wie die erste, trägt aber außerdem eine
Binde, die „über der Stirn mit einem kleinen vierblätte-
rigen Anthemion (Palmette) geschmückt" ist (Michaelis).
Mit beiden Händen hält sie einen rätselhaften Gegenstand
empor; Conze schwankt zwischen Fackel oder Ährengarbe,
hebt aber die Schwierigkeiten hervor, die sich jeder dieser
Auffassungen entgegenstellen; Michaelis betont, daß der
Gegenstand an seinem unteren Ende deutlich eine Blätter-
umhüllung trage und meint, daß es sicher eine Pflanze,
wahrscheinlich Korn, sei. Die Art, wie die Frau den Ge-
genstand hält, ist die wie Blumenflechterinnen bei ihrer
Arbeit die Girlanden halten; vgl. Gori Inscr. gr. et rom.
III 9, Clarac Mus. de sculpt. pl. 180, 335 nr. 25. Aber dieser
Auffassung scheinen die parallelen Stäbe, in die der Gegen-
stand ausläuft, zu widersprechen. Die isoliert an der rech-
ten Ecke stehende Frau trägt dieselbe Gewandung wie die
beiden anderen, nur ist ihre rechte Schulter bedeckt. In
der Linken hält sie eine Sichel; die Rechte verschwindet
hinter dem Kopfe eines nackten Knaben, der mit beiden
Händen ein paar Weizenhalme anfaßt, die zu seinen Füßen
aus der Erde emporsprießen. Die Frau ist augenschein-
lich die Herbsthore; will man dem Knaben einen indivi-
duellen Namen geben, so ist die Benennung Messor (Serv.
Georg. I 21) wahrscheinlicher als die vielfach gebilligte
Plutus; vermutlich ist es aber nur einer der ungeflügel-
ten Amoren, wie sie häufig in Gesellschaft der Hören zu
finden sind. Es liegt nahe in der Dreifiguren-Gruppe die
Repräsentanten der drei anderen Jahreszeiten zu sehen;
nur sind diese als solche nicht deutlich genug charakterisiert.
Warum es bedenklich ist, das Attribut der nächststehenden
Frau, die dann der Frühling sein müßte, für eine Blumen-
girlande zu halten, ist soeben gezeigt worden. Ein Szepter,

wie es die dritte Frau hält, findet sich zwar auch auf dem

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