Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Robert, Carl [Hrsg.]; Matz, Friedrich [Hrsg.]; Andreae, Bernard [Hrsg.]; Robert, Carl [Hrsg.]
Die antiken Sarkophagreliefs (3,3): Einzelmythen: Niobiden - Triptolemos ungedeutet — Berlin, 1919

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12730#0154
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
rjo TRIPTOLEMUS
3 1 2

Phaethon-Sarkophage 345 in der Hand der Herbsthore;
doch ist diese dort durch eine Traube im Haar noch be-
stimmter gekennzeichnet; anderseits ist der Thyrsus, den
auf 378 a der als Knabe gebildete Herbst hält, diesem
Szepter recht ähnlich. Der Winter endlich wäre nur da-
durch bezeichnet, daß er als Verbindungsglied um Frühjahr
und Herbst die Arme legt; denn die Chlamys kann man
als winterliche Tracht wohl kaum bezeichnen. Vielleicht
ist aber eine weiter unten mitzuteilende Beobachtung ge-
eignet, diese Bedenken aus dem Wege zu räumen.

Diesen vier Figuren entspricht links eine von den En-
dymionsarkophagen her wohlbekannte Gruppe (vgl. nament-
lich 64. 65. 72. 83. 86), Luna mit bogenförmig geblähtem
Mantel auf einem Wagen, dessen sich bäumende Pferde von
einem Mädchen in geschürztem Chiton, gleichfalls geblähtem
Mantel und Jagdstiefeln und mit einer Peitsche in der Linken
gehalten werden, eine Figur, für die oben S. 54 die Benen-
nung Aura vorgeschlagen ist, welche Deutung ich nicht
mehr aufrecht halte, ohne sie durch eine bessere ersetzen
zu können. Unter den Pferden liegt, wie auf den Endy-
mionsarkophagen, Tellus, jedoch mit Weinlaub und Trau-
ben im Haar, was ja für diese Göttin wohl denkbar, aber
immerhin ungewöhnlich ist. Auch daß die erstaunt erho-
bene rechte Hand hinter dem Leibe der Pferde verschwin-
det, ist auffallend; noch mehr, daß den Pferden, abgesehen
von den Zügeln, alles Zaumzeug, Geschirr und Joch, dem
Wagen die Deichsel und über der Stirn der Luna der
kleine Halbmond fehlt. Doch berechtigt dies nicht, an
der Richtigkeit der Deutung zu zweifeln und in der Dar-
stellung die Rückkehr der Proserpina zu sehen. Vielmehr
enthält die Vorderseite, wie das bei den griechischen Sar-
kophagen die Regel ist, nur eine einzige Szene; in dieser
Beziehung hat sich die Bestellerin offenbar dem Landes-
brauch angeschlossen. Ob nun die Gruppe nur zur Raum-
füllung eingefügt ist, woran niemand Anstoß nehmen würde,
wenn nur nicht die obligate Gegenfigur des Sol, aus dem
umgekehrten Grunde des Raummangels, weggelassen wäre,
oder ob die Anwesenheit der Luna auf die nächtliche Feier
zu Eleusis1), speziell den Iakchostag anspielen soll, wie die
Fackeln an den Schmalseiten des Deckels, und die Gruppe
deshalb neben diesem Gotte angebracht ist, darüber ist
eine Entscheidung nicht möglich; im ersten Falle hätten
wir es mit einem Notbehelf des Künstlers, im anderen mit
einem Einfall der Antonia Valeria zu tun.

Auf jeder der Schmalseiten Fig. 432 a. Fig. 432 b zwei
um einen Dreifuß antithetisch gruppierte Adlergreife.

An der Vorderseite des Deckels Fig. 432 sind die Per-
sonifikationen der vier Jahreszeiten am Boden gelagert,

") Vgl. Euripides Ion 1078 ss.: ots v.ai Aiö? daTspwiro? avs^opsuosv
a?{Wjp, ^opsusi os SsXava xat irsvtYjxovToi xdpai N7jpso;. Vgl. Prf.ller
Griech. Myth.4 I 792 f.

jede mit einem Füllhorn, auf das sie die eine Hand legt, im
Schoß und mit einem Amoren neben sich. Sie sitzen paar-
weise einander gegenüber, doch wenden sich die beiden
mittleren die Köpfe zu, und da sich derselbe strenge Par-
allelismus in Stellung, Armhaltung und Gewandung, sowie
in den Bewegungen der Amoren findet, so wirkt das Ganze
wie ein Ornamentstreifen. Ähnlich wie am Deckel von 425
(oben S. 505) ist die Reihenfolge nicht genau innegehalten,
sondern dadurch gestört, daß Frühling und Herbst in der
Mitte liegen. Links die Sommerhore, nur mit einem
Mantel bekleidet, der sich wie bei ihren drei Schwestern
bogenförmig über ihrem Haupte wölbt. Die Herbst- und
die Frühlingshore sind außerdem mit einem Chiton beklei-
det, der bei jener die rechte, bei dieser die linke Brust frei-
läßt. Außerdem sind sie durch Kränze, die jedoch sehr ver-
scheuert sind, charakterisiert; der Sommer hat Ähren, der
Herbst Weinlaub und Trauben, der Frühling Blumen im
Haar. Dagegen ist der Inhalt der Füllhörner bei allen
dreien der gleiche, Äpfel, Ähren und Weintrauben. Die
Winterhore trägt außer dem Mantel einen die Brust ganz
bedeckenden Chiton und einen Schleier; ihr Füllhorn ent-
hält Äpfel und ein Johannisbrot. Die beiden Amoren links
schweben auf ihre Gebieterinnen zu; der der Sommerhore
streckt die Rechte nach den Früchten des Füllhorns aus
und hält in der Linken eine Sichel, deren Umrisse sehr
verscheuert auf seinem Flügel kenntlich sind; der Amor
der Herbsthore greift mit beiden Händen nach den Früch-
ten. Die beiden Amoren rechts sind im Lauf dargestellt.
Der des Frühlings greift wie sein Gegenstück mit beiden
Händen nach dem Füllhorn, der d,er Winterhore ist un-
geflügelt, mit gegürtetem Ärmelgewand, Mantel, Hosen
und Schuhen bekleidet und hält in beiden Händen einen
erbeuteten Hasen.

Als Eckmasken sind Jünglingsköpfe mit langen Locken
in phrygischer Mütze und mit trotzigem Gesichtsausdruck
verwandt.

An jeder Schmalseite Fig. 432 a. Fig. 432 b eine lie-
gende brennende Fackel als Anspielung auf die nächtliche
Feier zu Eleusis.

„Erhalten ist dieser jedenfalls zu den besten zählende
Sarkophag bis auf Kleinigkeiten sehr gut; ergänzt ist
nichts." Conze. Um so mehr müssen die bei der Beschrei-
bung aufgezählten Inkorrektheiten und Seltsamkeiten an der
Vorderseite des Kastens auffallen, von denen hier nur noch
einmal hervorgehoben werden mögen das Fehlen des Zaum-
zeugs an den Pferden und der Deichsel und des Jochs am
Wagen, das unerhört kurze Szepter der Ceres, der rätsel-
hafte Gegenstand in den Händen der zweiten Frau rechts,
die verdeckte rechte Hand des Tellus, endlich die Flauheit
der Formengebung. Nun vergleiche man diese mit der der
Schmalseiten, zu welchem Behufe die unserer Tafel zugrunde
 
Annotationen