Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
reichlichen Liegehallen darf die im Pavillonstil erbaute Anlage den An-
spruch erheben, allen modernen Anforderungen zu entsprechen. Vorläufig
nur für erkrankte Soldaten bestimmt, soll die Heilstätte später den brei-
teren Schichten der Bevölkerung Wiens und Niederösterreichs zugute
kommen.

Schon ist ein günstiger Platz gesichert, auf dem das Gesundheitsheim
entstehen soll. In Stolzenwörth bei Puchberg am Aschersattel, an den
Hängen eines grünen waldigen Kessels, der sich vor dem Schneeberge
ausbreitet, wurde der nötige Grund erworben. Und noch mehr. Die ersten
Spatenstiche sind in das Erdreich getan. Hundert kriegsgefangene Russen
arbeiten an der Aushebung und Planierung der Baufläche.

Aber um den Bau genau in der Art entstehen zu lassen, wie er für
die gegebenen Verhältnisse zweckmäßig erscheint, ist das größte Hindernis
noch nicht überwunden. Es fehlt an den Mitteln, die Kosten zu decken.
Das derzeit vorhandene Kapital ist noch viel zu gering. Dieser Stein muß
noch aus dem Wege geräumt werden. Und dazu sind viele berufen. Ein
schöner Erfolg ist bereits aufzuweisen. Mehr als zweieinhalb Millionen
Kronen beträgt das Ergebnis einer anderthalbjährigen Werbetätigkeit.
Doch die Kosten wachsen in dem Grade, als die Teuerung der Lebensver-
hältnisse zunimmt und so bleibt noch eine große Summe zu sichern.

Der Wille, das Werk aus unter schwierigeren materiellen Bedin-
gungen, in seiner ursprünglichen Art entstehen zu lassen, mußte weiter-
wirken. Und e r war es, der die Veranstaltung einer Kunstauktio n
veranlaßte, dessen Reinerträgnis dem humanitären und patriotischen
Unternehmen zufließe. Unter dem Protektorate Ihrer kaiserlichen und
königlichen Hoheit der durchlauchtigsten Frau Erzherzogin Maria Therese
bildete sich ein Komitee, welches in monatelanger Arbeit die Vorbe-
reitungen dazu traf. Das Ehrenpräsidium der Veranstaltung gelangte in
die Hände der Fürstin Montenuovo. Fürst Franz Joseph Auersperg stellte
in äußerst entgegenkommender Weise sein historisches Palais zur Ver-
fügung. Gräfin Ottokar Czerhin, die Präsidentin, unterstützt von den
beiden Vizepräsidentinnen Prinzessin Franziska Hohenlohe und Gräfin
Albertine Spiegelfeld, hat es in mühevoller Arbeit zusande gebracht, mit
einem zahlreichen Damenkomitee aus allen Kreisen der Gesellschaft in
verhältnismäßig kurzer Zeit die Aktion einzuleiten und eine bedeutende
Anzahl von Kunstwerken zu gewinnen.

Die geschlossenen Vereinigungen der Wiener Künstlerschaft er-
klärten sich durch ihre Präsidenten bereit, sich möglichst vollzählig an der
Aktion zu beteiligen. Die Künstlergenossenschaft, die Sezession, der
Hagenbund und Klinntgruppe beschickten die Kunstauktion mit Werken,
die ein Zeugnis ablegen für die Blüte der österreichischen Kunst. Dazu
 
Annotationen