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Wieder ist ein Frühling ms Land gezogen, ein Frühling mit seinem
weichen Himmelsblau und goldigem Sonnenduft, mit hellem Vogelsang in
den zartüberlaubten Bäumen des Wienerwaldes. Wieder rührt dieser
Frühling an unser Herz und stimmt es doch nicht zum frohesten. Denn
viel Leid ist geschlagen worden in diesen letzten Jahren des bitteren
Krieges, viel Menschenleben wurden ausgelöscht und unzählige Wunden
kamen über die Menschheit. In tausend Formen trat die Gefährtin des
Todes, die Krankheit, an die Einzelnen heran und setzte ein trauriges
Zeichen auf ihre Opfer. Wahllos in ihrer Grausamkeit wurden gerade die
tapferen Helden, welche mit dem Blute stündlich für das Vaterland ein-
gestanden, von der Furie Krankheit am härtesten verfolgt. Diesem blinden
Wüten entgegenzutreten bleibt nach wie vor die gebotene Pflicht aller
derjenigen, die auf irgend eine Art die Möglichkeit vor sich sehen, helfend
einzugreifen. Und es gibt viele Möglichkeiten. Am wirksamsten werden
sie, wenn sie sich in einem großen Gefüge äußern, in einer Organisation.
Aus dieser Erkenntnis heraus hat sich der Patriotische Hilfsverein vom
Roten Kreuz für Niederösterreich gebildet, der nach mancherlei Richtun-
gen gegen Tod und Krankheit ankämpft und zu retten sucht, was zu retten
möglich ist.

Eine seiner wuchtigsten Aufgaben sieht das Rote Kreuz in der Be-
kämpfung der Tuberkulose. Ungeheuer sind die Verheerungen, welche
gerade diese Krankheit unter den Verwundeten angerichtet hat. Diese
.Seuche bildet eine stetige Gefahr, welche um sich greift und mit allen
Mitteln in ihren Keimen erstickt werden muß. Dazu wäre ein umfang-
reiches Wirken vonnöten; die Sanitätsanstalten und Spitäler haben sich
jedoch als unzureichend erwiesen. Im Jahre 1915 wurde daher der Ent-
schluß gefaßt, in Niederösterreich eine Heilanstalt für tuberkulöse
Krieger zu bauen. Der Wille war stark und überwand manche Hindernisse.
Noch nicht alle. Aber das Werk entsteht allmählich vor unseren Augen.

Was noch besonders anzumerken wäre, ist die Tatsache, daß der Bau
keineswegs einen irgendwie provisorischen Charakter haben soll, also
keineswegs ein Barackenbau sein soll, sondern ein aus dem solidesten
Material nach den neuesten technischen Erfahrungen hergestelltes Archi-
tekturwerk bedeuten wird. Die Pläne dazu stammen vom Landesbau-
Direktor Frans Berger. Der Bau ist seinen Dimensionen nach größer als
Alland angelegt und wird für 300 Betten eingerichtet sein. Versehen mit
 
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