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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Uebersicht der Schicksale Ladenburgs
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0045
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37

welche Kurfürst Friedrich durch Auuahme der böhmischen Kroue seinen
Erblaudeu zuzog, gleich andern pfälzischen Städten empfinden.
Im Jahre sechszehuhundert ein und sechszig gedachte Bischof Hugo
Eberhard sein vermeintliches Wiederlösungsrccht auszuüben, und sich
wegen des von Seiten der Protestanten angerichteteu Schadens zu
rächen, belagerte und eroberte unversehens die Stadt. Der schwer-
beleidigte Kurfürst Karl Ludwig aber gewinnt einige Fürsten, erlangt
Hülfstruppen, zieht vor Ladenburg, stürzt die Mauern nieder, wirst
die Gräben zu und belagert den Bischof. Um dieses Feuer noch in
Zeiten zu ersticken, wurde durch Vermittlung des Kaisers und des Kur-
fürsten von Brandenburg die Sache aus eiuen schiedsrichterlichen Ent-
scheid ausgesetzt, und dem Markgrafen Wilhelm von Baden nebst dem
einstweiligen Besitze der Stadt übertragen. Als aber jene Fürsten sich nicht
vergleichen konnten, brachte der darüber erzürnte Bischof seine Klage bei
dem kaiserlichen Reichshofrathe an. Dieses Gericht entschied gegen den
Pfalzgrafen und gebot demselben, bei Strafe von zehn Mark löthigen
Goldes, jene Pfandschaft gegen baare Erlegung des darauf haftenden
Geldbetrags innerhalb zweier Monate an den Bischof abzutreten. Hier-
gegen wendete sich der Kurfürst an die allgemeine Reichsversammlung,
und stellte den Ungrund des reichshosräthlichen UrtheilS mit so leb-
haften Gründen dar, daß die Vollstreckung desselben ausgesetzt, die
Sache also unentschieden blieb, da ohnehin durch die erfolgte Erlöschung
der simmerischen Kurlinie und dem daraus entstandenen orleans'schen
Erbfolgestreit dieser Federkrieg in Stockung gerieth.
Inzwischen wüthete hier jenes berüchtigte französische Heer, und
verbrannte sechszehnhuudert neun und achtzig den größeren Theil der
Stadt; auch bei dem Mordbrennerzuge von sechszehnhuudert drei und
neunzig wurde sie ausgeplündert und niedergebranut. Endlich kam

an kaiserliche Majestät zu wenden. Es erfolgte ein zweites Mandat — so
wirkungslos wie das erste. Die verlassenen ladenbnrgischen Katholiken verloren
nun Alles, ihren Geistlichen, ihre Kirche, und waren täglichen Chikanen und
Beleidigungen ausgesetzt, bis ihnen die Besetzung der Pfalz durch die spanisch-
baierischen Truppen zn Anfänge des 30jährigen Kriegs ihr altes Recht wieder
verschaffte. Aber nunmehr hob ein neues garstiges Spiel an — die gehässig-
sten Reibungen einer theils evangelischen und reformirten, theils katho-
lischen Bürgerschaft, welche fast ununterbrochen fortdaucrten bis in die neuere
Zeit. Diese ladenburaische Reformations- und Kirchengeschichte soll der
Gegenstand eines besonder» Aufsatzes werden, da sic voll einzelner Züge ist,
welche den Charakter und daS Getriebe der damaligen Zeit höchst anschaulich
machen.
 
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