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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Daniel Schöpflin. Eine biographische Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0075
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Ueberhaupt war er bei weitem mehr ein geistreicher Kompilator
als scharfsinniger Forscher. Es trifft bei ihm vollkommen ein, was
Büffon sagte: le stvle e'e8t l'llomme. Sein Latein ist leicht, klar, an-
genehm; aber cs mangelt seinen Darstellungen das Gepräge des tieferen
Gehalts. So Schöpf!in selbst — ein gelehrter, wie eleganter Mann,
dessen Sache ein scharfes, mühsames, kritisches Eindringen in die
Quellen nicht war, und dem es öfters nicht darauf ankam, der glat-
ten, passenden Form mehr oder weniger von der Wahrheit aufzuopfern.
Ja, hätte Schöpflin mit seiner Deutlichkeit und Eleganz den Spür-
sinn und die Deduktionsgabe des bescheidenen Crollius vereinigt,
dann wäre er wirklich der große Historiograph, welchen seine Zeit
in ihm bewunderte.

Arbeit über das,Colloquium zu Emmendingen mitgetheilt. Dieser Mangel
veranlaßte sowohl den durlachischen Archioiakon Wechsler, den vertrauten
Freund Malsch's, als diesen selbst, über die Geschichte der Markgrafschaft
fleißig zu sammeln; aber der französische Krieg, welcher auch Durlach zu einer
Beute der Flammen machte, beraubte sie ihrer Sammlungen wieder, und
Malsch erwartete jetzt Alles von dem Regicrungsrathe Schmaus und von
dem markgräflichen Archivar Drollinger, während er in seiner »I^ueerna«
mit dem Beschriebe der Gründung von Karlsruhe einen bescheidenen Anfang
vaterländisch-geschichtlicher Arbeiten machte.
Was Schmaus geleistet hat, ist mir nicht bekannt; Drollinger aber,
dieser würdige Gelehrte und Dichter, arbeitete mit allem Fleiß und aller Liebe
an seiner kustoria mnrcliica, und man konnte von dem ebenso allgemein gründ-
lich gebildeten, als in die badischen Akten und Urkunden speziell eingeweihtcn
Manne etwas Tüchtiges erwarten; er würde auch deutsch geschrieben haben
— aber Drollinger hatte keinen Karl Friedrich zum Mäcen, sondern hing
von der Schätzung pedantischer Regierungsräthe ab. Als er einen Urlaub
nachgesucht, um die lang und sorgfältig gepflogene Arbeit ungestört zu voll-
enden, wurde ihm bedeutet, daß dieses ohne Anstand in seinen Nebenstun-
den geschehen könne, worauf er die Feder für immer weglegte.
Sein Nachfolger im Amte war Herbster (auch an Kenntnissen und
Charakter ihm ebenbürtig), welcher die Sammlungen für die Haus- und
Landesgeschichte mit neuem Fleiße begann — aber, wie das Geschick es wollte,
nicht für sich selber, sondern für Schöpflin! Seit der lUstoria rarmAo-
üaäensis ist nun für die badische Spezialgeschichte sehr vieles geschehen; eine
Gesammtgeschichte des Hauses und Landes mußte noch immer aber ein Ver-
such bleiben, da es an der Vollständigkeit der Quellen mangelt.
 
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