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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Ein Spaziergang durch´s Markgrafenland
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0121
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von Martinette ihre Winterquartiere daselbst nahm, und sofort das
umwohnende Landvolk in Kontribution setzte. Die armen Bauern
hatten aber solche Furcht vor den Franzosen, daß sie großenteils ihre
Wohnungen verließen und sich auf den Schwarzwald oder in die
Schweiz flüchteten. Es mußte also schlimm aussehen mit der Verpfle-
gung, was dann zu neuen Drohungen und Gewalttaten führte, bis
die zurückgebliebenen Unterthemen im Unwillen der Verzweiflung selbst
den Befehlen des Markgrafen und seiner Amtleute keine Folge mehr
leisteten. Eine Kontribution nach Breisach und eine nach Baden-
weiler leisten, dabei willkürlichen Gelderpressungen und brutalen Mis-
handlungen ausgesetzt seyn, nirgends einigen Schutz, nirgends eine
kräftige Verwendung sehen, und darum überall den Spott des über-
mütigen Feindes ertragen zu müssen — wer konnte da dem armen
Landvolke verargen, wenn es die Fesseln des Gehorsams von sich warf,
und auf eigene Faust sein Durchkommen suchte (^)?

(38) Bericht des Spezials Bar?tenstei n an den Markgrafen (Badenweiler, 14.
Jänner 1678):
„Den 10. dies feind General Monte lar und Herr Bouffler, Kom-
mandant zu Freiburg, hier um 9 Uhr angekommen, haben das Schloß und
die Gegend Wohl considerirt und besichtigt, und weilen sie ersters also befun-
den, daß sie es für einen importanten Ort gehalten, als haben sie darauf
vom Schlosse an bis zum Amthaus und dasselbige um und um mit Pallisaden
zu besetzen Anstalt gemacht. Und weilen selbiges Tags ans die 60 Dragoner
- angelangt, haben sie selbe in's Schloß, die Musquetirer aus dem Schlosse aber
in das Amthaus legen lassen, und sind nach eingenommener Mahlzeit wieder
auf Freiburg und Breisach abgereist. Sonsten hat es bis anher aller Orten
verdrießliche Reden gegeben, sonderlich wegen H a ch b e r g, indem sie unter
anderem vorgegeben: Euer fürstliche Durchlaucht hätten besser gethan, keine
kaiserlichen Völker einzunehmen und wären neutral geblieben, so würde man
keinen Gedanken auf die Schlösser gehabt haben. Nun aber gehe es, wie es gehe,
und werde noch viel schrecklicher hergehen, denn Euer Durchlaucht seye nicht
mehr Herr im Land, sondern der König. Der hiesige Kommandant, Herr
d'Ardan, hat den Unterthanen auch befohlen, Euer Durchlaucht nichts mehr
zu geben. Im Schlosse gehet es also her, daß man in kurzer Zeit von dem
reichen Segen an Frucht und Wein wenig übrig behalten wird. Diejenigen,
welche nichts hineingestüchtet, haben das Meiste herausgetragen, unter denen
sonderlich die Bergwerksleute, so französisch haben reden können, den größten
Schaden gethan, und die Säcke mit Frucht aus dem Schloß in den Graben
geworfen, wodurch sie versprungen und die Frucht verderbt worden."
„Es ist allerdings unmöglich, daß man bei solchem Unwesen im Land
werde bleiben können. Die oberen Herrschaften (Röteln und Sausenberg)
drohen sie gänzlich einzuäschern, wozu leider an Rümmingen und Sitzenkirch
 
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