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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Der Rappenkrieg. Eine Schilderung aus dem vorvorigen Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0134
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anzubringen, und versicherte sie, daß ihnen von der Regierung billige
Abhilfe werden sollte.
Es war ein großes Versehen von Seite der Regierung zu Ensis-
heim gewesen, daß sie auf die ihr übergebene Beschwerdeschrist der
Gemeinden gar nichts geantwortet. Sie hätte wissen sollen, daß im
Jahre vierzehnhundert sechs und achtzig, als die Stadt Freiburg die
Ablieferung des bösen Pfennigs verweigerte, ihr Erzherzog Sigismund
drohte, sie bei den Gerichten zu belangen. Dieser Weg stund auch hier
wieder offen, und erst dann, wenn die Gemeinden ihn verschmähten,
waren sie, als Widerspännige gegen Gesetz und Recht, durch die Ge-
walt zu Recht zu weisen. Der Erzherzog würde diesen gesetzlichen
Weg sicherlich betreten haben, wenn seine Regierung darauf hiuge-
wiesen hätte. Durch den Weg, den diese wählte, ward aber Zeit und
damit viel verloren. Die Köpfe erhitzten sich und nahmen nun die
Drohungen des Landesfürsten nicht mit dem Geiste ruhiger Ueberlegung
auf; das Mandat hatte daher auch das Gegentheil des beabsichtigten
Erfolges.
Man schickte nach einem im Mai gehaltenen Ausschußtag von
Seite der Landstände die drei Syndike an die Landleute ab. Diese
weigerten sich anfänglich, vor ihnen zu erscheinen, gaben aber endlich
nach, und versammelten sich am siebten Juni zu Niedermumpf. Es
waren ihrer gegen achthundert an der Zahl, größtenteils mit Seiten-
gewehren versehen. Auf einem Acker ausserhalb des Dorfs hielt der
ganze Haufe stille, bildete einen Kreis, und hieß die Abgeordneten der
Stände in denselben treten. Da sprach der Wortführer derselben:
„Treue Mitlandleute und Ständeglieder! Mit großem Leidwesen haben
die versammelten Stände vernommen, daß ihr euch weigert, den Rap-
penpfennig ferner zu bezahlen. Und doch ist diese Abgabe das einzige
und sicherste Mittel, dem lieben Vaterland aus dem schweren Schulden-
stande zu Helsen, in dem es steckt. Und zu was soll endlich euer Wider-
spruch, euere Widersetzlichkeit führen? Glaubt uns, sch kann nicht
geduldet werden, und muß die schlimmsten Folgen für euch haben.
Treue Mitlaudleute und Ständeglieder, sondert euch doch von anderen
nicht ab, welche die gleiche Bürde tragen und gleiche Privilegien
genießen, wie ihr."
Sofort wurden von den Kommissarien zwei Schreiben an die
Landleute verlesen, deren Inhalt ihrem Vortrage gleich war, und eben
so wenig Eindruck machte. Ganz anders aber war es, als jetzt die
Landleute ihren Freiheitsbrief von Erzherzog Maximilian, wodurch
 
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