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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Der Rappenkrieg. Eine Schilderung aus dem vorvorigen Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0136
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ihren Durst zu löschen. Der Mettauer Wein stieg ihnen da zu Kopf,
und als sie nach einiger Zeit zurückkamen, war ihre Sprache weit
heftiger, als zuvor.
„Nicht nur den neuen Rappen", sagten sie, „sondern auch sonst
keine Kontribution wollen wir mehr geben, sobald der letzte Termin
der wirklich ausgeschriebenen herum ist. Haltet die Mönche, die Pfaffen
und Nonnen dazu an, und nehmt von ihnen einige Hunderttausende,
so mag dem Lande geholfen werden. Wir Bauern müssen ohnedies
bereits allein bauen, hergeben und Alle erhalten, während die Mönche
und Nonnen in ihren Klöstern sitzen, vollauf Essen und Trinken und
einen Ueberfluß an Gold und Silber haben. Die Edelleute aber sind
sonst Müßiggänger, ziehen ihre Söhne zu Junkern, oder machen Amt-
leute aus ihnen, damit sie Herren bleiben. Dagegen muß der Haus-
vater auf dem Lande oft mit zehn Kindern Alles zu Haus und Felde
selbst thun, bauen und bauern, und ein armer Mann und Bettler
bleiben. Laßt uns daher mit andern Begehren in Ruhe. Sollte man^
aber ferner wieder au uus schicken, so werden wir zu Hause bleiben;
denn wir haben der Kosten bereits genug gehabt, die uus Niemand
vergütet, und scheuen unnützes Hin- und Herlaufen. Unser Entschluß
ist unerschütterlich, wir vertrauen auf Gott, der uns nicht verlassen
wird, und auf unsere Obrigkeit, die uns auch nicht aus dem Lande
wird treiben wollen; denn das wäre ihr eigenes Verderben. Komme
nun, was da wolle, wir werden beisammen stehen, leben und sterben."
Hierauf mahnten sie einander, um aufzubrechen. Es entstund ein
wilder Lärm und ein dumpfes Gemurr durcheinander, die Köpfe er-
hitzten sich und die Bauern griffen einzeln zu ihren Seitengewehren.
Da wurde es den Kommissarien unheimlich; sie dachten auf den Rück-
zug, beurlaubten sich mit höflichen Worten von der Versammlung und
eilten hinweg. Die Bauern gingen nun ebenfalls auseinander, ohne
den mindesten Unfug zu verüben.
Die Kommissarien begaben sich hierauf nach Waldshut. Dort
fanden sich auf Verlangen des Waldvogts die drei alten und neuen
Redmänner aus dem Hau en stein und die Abgeordneten der Thal-
gemeinden von Schönau und Todtnau ein, und trugen ihre An-
liegen vor. Ungeachtet alles Zuredens, Belehrens und Vorstellens von
Seiten der Kommissarien blieben diese Landleute auf ihrer Erklärung
stehen, den Rappenpfennig nicht geben zu wollen, und die ständischen
Abgeordneten mußten auch hier unbefriedigt abziehen.
In diesem Zustande blieben nun die Dinge bis in den Sommer
 
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