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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Die kirchliche Glaubensänderung zu Ladenburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0211
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196

Stellung zu belassen, und den Bischof anzuweisen, sich auf anderem
Wege mit ihm und seinen Unterthanen zu vergleichen (°).
So stunden die ladenburgischen Kirchenangelegeuheiten, alö
Kurfürst Friedrich, unter welchem die Reformation in der Rheinpfalz
ihren Anfang genommen, zu den Vätern ging. Es war dieser Fürst
streng in den katholischen Grundsätzen erzogen worden, aber seine
vielen Reisen und Lebenserfahrungen hatten ihn dermaßen aufgeklärt,
daß er sich der ueuen Lehre zuwandte, dem schmalkaldischen Bunde
beitrat, und durch den straßburgischen Theologen Fagius die prote-
stantische Kirchenordnung in seinen Landen einführen ließ. Friedrich
hegte die besten Absichten in Beziehung auf die kirchliche Neuerung;
da ihn aber der erzürnte Kaiser mit dem Verlust der Kurwürde bedrohte,
suchte er denselben durch Einstellung seines Reformationswerkeö wieder
zu versöhnen, entsagte dein schmalkaldischen Bunde, und nahm das
Interim uüd das Trideutinum an.
Auf seinen Hingang folgte ihm sein Neffe Otto Heinrich in
der Regierung, ein Fürst, dessen Seele voll des Eifers für die Wieder-
herstellung der Wissenschaften und die Verbesserung der Kirche war.
Daher traf ihn auch die ganze Ungnade des Kaisers, und in Folge
dessen erschien im Mai sechsundfünfzig zn Ladenburg eine Citation,
welche Bürgermeister, Rath und Viertelmeister zur Verantwortung vor
das Kammergericht nach Speier forderte G). Die armen Ladenburger
waren nicht wenig erstaunt und entsetzt, so Plötzlich aus einer Lage,
worin sie „bei ihrem christlichen Werke bis daher ruhiglich verblieben",
wieder verdrängt werden zu sollen. Sie ersuchten daher den Baut
Und Amtsschreiber unverweilt um Rath, wurden aber von demselben
an den kurfürstlichen Kanzler abgefertigt, und wendeten sich nun „als
die Einfältigen, welche sich in dieser Sache nicht zu helfen wüßten",
an den Kurfürsten mit der flehentlichen Bitte, er wolle sie „um Gottes
willen in Erhaltung ihres christlichen Werks schirmen und schützen,
welches sie ja nicht aus eigener Gewalt, sondern aus Verwilligung
kurfürstlicher Guade gethan" G).
Der neue Landesherr ließe sich die Ladenburger nun eilends'
huldigen, um sie als pfälzische Unterthanen von diesem Gerichte

(6) Schreiben des Kurfürsten an den Kaiser, äat. Alzei, 1. Juli 1555.
(7) Kaiserliche Vorladung, ctat. Speier, 22. Mai 1556.
(8) Bitt sch reib en der Ladenburger au den Kurfürsten, praes. 6. Juni 1556.
 
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