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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 3.1844

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Sankt Georgen aus dem Schwarzwalde
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https://doi.org/10.11588/diglit.22585#0225
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2LV

alle Eigenschaften der rauhen und einsamen Natur des schwarzwäldischen
Hochlandes in sich vereinigt. Wie erst mag sie gewesen seyn in den
Tagen, als die erste Art der Jünger Sankt Benedikts durch den
ungeheuren Tannenforst erschallte? In der That, es würde unbegreif-
lich scheinen, wie es menschlichen Wesen beifallen konnte, in Zeiten
der kaum angehenden Bevölkerung unserer schwarzwäldischen Vor-
hügel, auf solcher Gebirgshöhe und in solcher rauhen Wildniß eine
bleibende Heimath zu gründen, wenn man nicht wüßte, daß gleichsam
durch eine höhere Anordnung jene Männer der Entbehrung und des
Gehorsams gerade die menschenleersten Einöden aufsuchten, um darin
die Werke ihrer Andacht und ihres Fleißes auözuüben.
In diesem Sinne wurde auch Saukt Georgen auf dem höchsten
und rauhesten Schwarzwalde gegründet, nachdem der Stifter desselben
sich hatte bewegen lassen, die eigentliche Absicht, in seiner freundlichen
Heimath, über den Grüften seiner Vorältern, ein Gotteshaus zu er-
richten, dem Geiste des strengen Mönchthumes aufzuopfern. Ich erzähle
diese interessante Stiftungsgeschichte nach dem Inhalte einiger alten
Pergamentblätter (H, welche aus den vielen Stürmen und Wechsel-
fällen des Gotteshauses gerettet wurden. Der Leser mag daraus den
Geist jener Tage erkennen.
„In dem Dorfe Wald lebte Herr Hezilo, dessen Vorältern
daselbst dem heiligen Georg eine Kirche erbaut hatten, um darin ihre
geweihte Ruhestätte zu finden. Diese Kirche nun wollte derselbe in
ein Klösterlein verwandeln, und verband, sich deswegen mit Herrn
H esso, einem reichbegüterten, vornehmen Nachbar, welcher den Wunsch
geoffenbart' hatte, von seinen Erbgütern einige Stücke an die Kirche
zu vermachen. Beide kamen sofort überein, daß aus ihrem Gute, in
dem Orte Wald, zur Ehre des heiligen Georg und für den Orden
des heiligen Benedikt, ein Kloster errichtet werden solle."
„Da aber derselbe Ort von Herrn Hezilo seiner Gemahlin zur
Morgengabe vermacht worden, und daher seinem Sohne Hermann
zu Eigenthum gehörte, so trat er demselben die Orte Degernau und
Ingoldingen, welche von seinem verstorbenen Bruder Albrecht an ihn

(1) Die functatioin8 monasterii 8. in niAia, deren Original
sicherlich ans der ersten Zeit des Klosters herstammt. Die Abschrift ist von
einer ganz schlechten Hand des 15. Jahrhunderts, und bereits von
saniml. 8uev. H, 34) und (8uev. eccle«. 348) benützt worden.
 
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