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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 1.1859

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Asbrand, Carl: Das Kriegsjahr 1796 am Oberrheine
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https://doi.org/10.11588/diglit.42306#0583
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565

in der einen Hälfte von Deutschland lokalisierte, indessen die
andere Hälfte ganz ruhig neben dran saß.
Furchtbare Folgen hat diese Jammerpolitik nun schon so ost
über uns hereingezogen, flammender noch als an Belsazars
Mauern hat des Herren Hand vor kaum 50 Jahren die Todes-
warnung uns vor Augen geschrieben. An die ganze Nation er-
geht diese Warnung, doch zuvörderst an ihre Regierer.
Wer den Zeug genau betrachtet, aus welchem unser Volks-
leib gewirkt ist, wer ihn mit seinen Nachbarn vergleicht, der wird
die Ueberzeugung gewinnen, solch ein Leib werde sobald noch nicht
der Verwesung zum Raub und sei für die Spanne unseres
Denkens, unserer Voraussicht unverwüstlich.
Nicht um seine Zukunft ist uns bang, nur um jene der
heutigen Generation, um uns Lebende, deren Augen so arge
Dinge geschaut haben und ärgere nicht schauen möchten. Nur
denen mag es grauen, welche zeitweise Hüter und Lenker des
gewaltigen Volkskörpers find; denn ihnen kann seine äußere
Drangsal und sein innerer Krampf bei ungeschickter Behandlung
Verderben bringen und zwar ohne Wiederauferstehung.
Ein tiefer Riß scheint durchs deutsche Volk zu gehen, Gegen-
sätze schlimmster Vorbedeutung schärfen sich austs Neue. Aber
doch, das ist unser fester Glaube, doch ist der Riß nur schein-
bar. Nur die zumeist zu Tage tretenden Schichten tragen ihn
grell zur Schau, in die gesundesten, breitesten Grundlagen
der Nation dringt er nicht. Dort wirken anregend zur That nur
jene großen, einfachen Grundsätze, welche wir so gerne auch in
der hohen Politik als allein giltig. wüßten und klar auf die
Fahue geschrieben sähen.
Festen Sinn für Recht und innige Liebe zum heimischen
Land hat unser Volk zur Aussteuer erhalten. Die sind ein
herrlicher, untrüglicher Compaß. Komme hiezu endlich einmal
durch Stolz weckende nationale Staatslenkung das Selbstge-
fühl, welches wir am Franzosen, am Briten beneiden, dann
mochte ich den sehen, welcher mit uns in die Schranken träte!
Das Volk steht treu zu seinen großen Herzensdogmen: Vater-
land und Recht, Alles setzt es mit Freuden dafür ein. Erst
 
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