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Obwohl ein gebornes Fürstenberger Kind, hegte dieBeckin
doch auch patriotische Gefühle für Baden, welchem ihre Heimat
seit 1806 als ^tandesherrliches Gebiet angehörte. Der frühe
Hingang des Großherzogs Karl veranlaßte ihre herzliche Theil-
nahme zu einem Tranergedichte; sodann begrüßte sie den neuen
Landesherrn, Großherzog Ludwig, mit dem Ausdrucke ihrer
freudigen Hoffnung auf seine Regierungszeit, und besang mit
dankbarem Herzen die große Wohlthat, welche durch Errichtung
der Saline Dürrheim dem ganzen Lande geworden.
Etliche Lieder der Beckin, nach bekannten Volksmelodieen
gedichtet, haben die Mordthaten zum Jnhalte, welche zu ihrer
Zeit in der Gegend vorgefaklen, wovon eine auch mich berührte.
.Der Student Mühlbach von Tegerfelden bei Klingenau
kam am Schlusse der Osterferien 1824 zu mir herüber nach
Thiengen, damit ich den Rückweg nach Freiburg in seiner
Gesellschaft machen möchte. Mich hielt jedoch Dies und Jenes
noch einige Tage fest — und der Unglückliche gieng allein!
Unterwegs traf er mit zwei badischen Soldaten zusammen
und glaubte nun, in ihrer Begleitung erst recht sicher zu reisen.
Die Ruchlosen griffen ihn aber in der einsamen Gegend zwischen
Rothhaus und Dreselbach straßenräubcrisch an, und obwohl
er ihnen all' seine Barschaft hingab, begiengen sie doch den
abscheulichsten Mord, welcher seit längster Zeit auf weithin im
Lande geschehen war.
Als die Nachricht davon zu meinen Aeltern kam, glaubten
sie, ihr Sohn sei der Ermordete Für mich aber konnte
26) Es dauerte volle 14 Tage, bis über den Voriall eine Nachricht in
der Freibnrger Zeitung (Num. 125, vom 25sten Mai) erschien! Die-
selbe tautete:
„Bondorf, den 17ten Mai. Am lOten d. M. ist der Freiburger
Akademiker Josef Mülbach von Degerfelden auf seiner Meise nach Frei-
burg, zwischen Grafenhausen und Dresselbach, mittelst 23 auf Kopf und
HLnde beigebrachten Hiebwunden in grausamer Weise ermordet worden. Der
Verdacht dieser Gräuelthat ruht auf zwei Soldaten des Negiments in Kon-
stanz, Tb. Baumann von Dauchingen und K. GLng von Ueberachen,
welche am 5ten Abends aus ihrer Garnison entwichen sind. Diese Deserteurs
Obwohl ein gebornes Fürstenberger Kind, hegte dieBeckin
doch auch patriotische Gefühle für Baden, welchem ihre Heimat
seit 1806 als ^tandesherrliches Gebiet angehörte. Der frühe
Hingang des Großherzogs Karl veranlaßte ihre herzliche Theil-
nahme zu einem Tranergedichte; sodann begrüßte sie den neuen
Landesherrn, Großherzog Ludwig, mit dem Ausdrucke ihrer
freudigen Hoffnung auf seine Regierungszeit, und besang mit
dankbarem Herzen die große Wohlthat, welche durch Errichtung
der Saline Dürrheim dem ganzen Lande geworden.
Etliche Lieder der Beckin, nach bekannten Volksmelodieen
gedichtet, haben die Mordthaten zum Jnhalte, welche zu ihrer
Zeit in der Gegend vorgefaklen, wovon eine auch mich berührte.
.Der Student Mühlbach von Tegerfelden bei Klingenau
kam am Schlusse der Osterferien 1824 zu mir herüber nach
Thiengen, damit ich den Rückweg nach Freiburg in seiner
Gesellschaft machen möchte. Mich hielt jedoch Dies und Jenes
noch einige Tage fest — und der Unglückliche gieng allein!
Unterwegs traf er mit zwei badischen Soldaten zusammen
und glaubte nun, in ihrer Begleitung erst recht sicher zu reisen.
Die Ruchlosen griffen ihn aber in der einsamen Gegend zwischen
Rothhaus und Dreselbach straßenräubcrisch an, und obwohl
er ihnen all' seine Barschaft hingab, begiengen sie doch den
abscheulichsten Mord, welcher seit längster Zeit auf weithin im
Lande geschehen war.
Als die Nachricht davon zu meinen Aeltern kam, glaubten
sie, ihr Sohn sei der Ermordete Für mich aber konnte
26) Es dauerte volle 14 Tage, bis über den Voriall eine Nachricht in
der Freibnrger Zeitung (Num. 125, vom 25sten Mai) erschien! Die-
selbe tautete:
„Bondorf, den 17ten Mai. Am lOten d. M. ist der Freiburger
Akademiker Josef Mülbach von Degerfelden auf seiner Meise nach Frei-
burg, zwischen Grafenhausen und Dresselbach, mittelst 23 auf Kopf und
HLnde beigebrachten Hiebwunden in grausamer Weise ermordet worden. Der
Verdacht dieser Gräuelthat ruht auf zwei Soldaten des Negiments in Kon-
stanz, Tb. Baumann von Dauchingen und K. GLng von Ueberachen,
welche am 5ten Abends aus ihrer Garnison entwichen sind. Diese Deserteurs