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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1860-1862

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Grünsfeld im Zaubergau. Historisch-Topographisches
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https://doi.org/10.11588/diglit.22622#0594
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Bischofsheim abgehalteu wurde, zu welchem die Herrschaft Grüns-
feld den Centgrafen und zwei Centschöffen stellte.

Dieses Verhältnisses ungeachtet besaß die Stadt Grüns-
feld von Altem her ihr „eigcnes bürgerliches Stadtgericht
mit zwölf Personen besezt", welche die Herrschaft ernannte, wie
solche ihr auch den Schuldhcißen zu ordnete, ohne dessen
Verwilligung weder Gericht noch Rath gehalten werden durfte.
Das Gericht aber erstreckte sich über den städtischen Etter,
welcher durch „Riegel und Schranken" verwahrt war.

Ferner besaß Grünsfeld ein „eigenes Erbrecht" und nach
Jnhalt seines Stadtbuches auch „besondere Statuten." Zu-
mal aber erfreute sich die Stadt der Bcfreiung von der Leib-
eigenschaft, ihre Bürger entrichteten daher weder Besthaupt,
noch Leibhüner, noch Abzugsgeld.

Die Herrschaft bezog von der Gemeinde zu Grünsfeld
an Pfingsten und Martini als alte Bete, welche die verord-
neten „Setzer" erhoben, alljährlich 40 Gulden, und seit 1576
die Hälfte dieser Summe als nene Bete, was ein Ersatz da-
für war, daß sie auf Bitten der Stadt „die lange JahE darin
gewohnten Jnden^) ausgeschasft."

Weiter bezog dieselbe von neuen Bürgern das Annahms-
geld, von den beständigen und Heckenwirten das Ungeld und
das Weinfuhrgeld, den großen Zehenten an Wein und
Frucht und vom Kleinzehenten zwei Drittel, während das
übrige den beiden Thorwarten als Besoldung zufiel. Es gehör-
ten ihr die „Reichs- und fürstliche Land sch atzun g", sodann
das Geleite, die Reisfolge, die Frondienste und die
Jagd auf der ganzen Grünsfelder Gemarkung, wie die Fische-
rei in der Grün- und Wittigbach.

Sie besaß das „Berghaus in der Stadt", welches Bür-

9) Das Urbar von 1576 nennt auch die „Judenschule." Die erste Er-
wähnung der Grünsfelder Juden geschieht in einer Urkunde von 1274,
wornach das Kloster Bronbach einige Grundstücke verkaufte pro XVI lid-

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in Kruonslelt sdsolvit sb usuris. Zeitschr. für Geschichte des Ober-
rheins IV, 426.
 
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