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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 18.1948/​1950

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Kimmig, Wolfgang: Zur Frage der Rössener Kultur am südlichen Oberrhein
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https://doi.org/10.11588/diglit.42247#0055
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Zur Frage der Rössener Kultur am südlichen Oberrhein

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stempelte Muster (Taf. 7, C 1; 8, A 3; 15, 1; 16, 1. 10). Geißfußartige Doppel-
oder Dreistichstempel sind geschätzt (Taf. 8, J 7; 16, 1. 10). Daneben gibt es
Halbmond- (Taf. 7, C 1), breite Winkel- (Taf. 7, C 1) und Rechteckstempel
(Taf. 15, 1). Furchenstich ist selten, kommt aber vor (Taf. 7, C 4). Schnitt-
technik wird meist bei den Rauhzonen angewandt. Sonderfälle sind Schnitt-
motive unter einer Horizontralrille (Taf. 7, A 4) und die großen, sorgsam
schnittgefüllten Rhomben von Endingen (Taf. 7, C 2). Haken- und Bogenmotive
fehlen völlig.
Deutlich andere Züge weist Jechtingen auf. Ein Unikum ist der wahrschein-
lich rundbodige Becher (Taf. 7, B 5). Man kann ihn weder als einen verrohten
Kugelbecher noch als Derivat eines Bauchknickgefäßes ansprechen. Sicher ist
vielmehr bandkeramischer Einfluß, ein neues Beispiel für die vielfältigen Ver-
knüpfungen mit dieser Kultur. Seine sehr lockere Zierweise weist wieder auf
jüngeres Rössen hin. Das unterbrochene Mittelband verwendet die gleichen
breiten gestempelten oder gerädelten Rechteckgebilde, die wir auch schon in
Königschaffhausen (Taf. 8, A 3) und —- abgewandelt — auch in Endingen fan-
den (Taf. 7, C 1). Neuartig sind die fein gestochenen senkrechten und waag-
rechten Bänder, die in Endingen und Königschaffhausen fehlen. Ein anderer
Scherben zeigt Furchenstich in lockeren feinen Bändern (Taf. 7, B 2). Zur
unverzierten Ware gehört das Derivat eines Kugelbechers mit gestempelten
Halbmonden (Taf. 7, B 4), der Oberteil eines größeren Topfes mit engem Steil-
rand (Taf. 7, B 3) und die Warzenscherbe (Taf. 7, B 1). Vergleichbares findet
sich bei A. Stroh (a. a. O. 25 Abb. 1, 16. 13; 38 Abb. 4, 2. 26) sowohl unter äl-
terem wie jüngerem Rössen.
Die Streuscherben von Mengen (Taf. 8, B; 14 oben 2) und Tiengen (Taf. 8, C;
14 oben 3) teilt Stroh (a. a. O. 120) der älteren Rössener Kultur zu. Für das
in breitem Furchenstich wiedergegebene Winkelmotiv des Mengener Scherbens
mag dies zutreffen, auch wenn sich (entgegen Stroh a. a. O. 40) echter Furchen-
stich auch in dem jüngeren Rössen von Endingen (Taf. 7, C 4) und Jechtingen
(Taf. 7, B 2) vorfindet. Die tiefen, breiten Rechteckstempel entsprechen jedoch
ganz den ähnlichen Stempeln von Königschaffhausen (Taf. 8, A 3) und Jech-
tingen (Taf. 7, B 5). Technisch verwandt ist auch der Winkelstempel von En-
dingen (Taf. 7, C 1). Da genau die gleichen Stempel auch im jüngeren Rössen
der Schweiz und Liechtensteins Vorkommen (s. u.), da sie außerdem dem
älteren Rössen zu fehlen scheinen, so gehen wir wohl nicht fehl, wenn wir den
Tiengener Scherben der jüngeren Phase zurechnen.
Sehr schwierig gestaltet sich die Trennung der Rössener und Michelsberger
Materialien, die auf dem Hagschutz bei Niedereggenen zu Tage getreten sind.
Nach den oben gemachten Anmerkungen (s. Fundbericht) kann sie nur auf
typologischer Grundlage vorgenommen werden. Verhältnismäßig einfach ist
die Ausscheidung der verzierten Scherben nach Rössener Art (Taf. 9). Größere
Profilstücke, die eine Zuweisung nach älterem oder jüngerem Rössen gestatten,
sind zwar nicht vorhanden; jedoch muß nach den angewandten Ziertechniken
das jüngere Rössen mindestens stark vorgeherrscht haben. Älteres Rössen ist
(entgegen A. Stroh a. a. O. 122) vorläufig nicht sicher nachzuweisen. Bei den
Scherben (Taf 9, 17 und 21) fällt wieder die Reihung tiefer, großer Rechteck-
stempel wie in Königschaffhausen, Endingen und Jechtingen auf. Die fein ge-
stochenen, oft metopiert gesetzten Bänder (Taf. 9, 7—10) erinnern sofort an
Jechtingen (Taf. 7, B 5). Neuartig in unserem Bestand überhaupt sind die
feinen Rädchenzonen (Taf. 9, 12—13). Die Standringe (Taf. 9, 3—6) und die

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