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Robert Lais f
Grimm führt als Beweis für die Anwendung des Formholzes offenbar das Auftreten kleiner
Tonwülste am unteren Rand der Gefäßhälse an. Dort sei unter dem Druck des Formholzes das
Material des ursprünglich etwas dickeren Randes herausgequollen. Dieselbe Wirkung mußte
aber auch dann eintreten, wenn der Rand auf der Töpferscheibe durch Andrücken irgendeines
harten Gegenstandes (aus Holz, Metall oder Stein) nachgearbeitet und gleichzeitig von innen her
mit den Fingern der notwendige Gegendruck ausgeübt wurde. Die waagrecht laufenden Riefen,
die mit scharfen Graten aneinanderstoßen, sind sicher in derselben Weise mit entsprechend
profilierten Formstücken hergestellt worden.
Es ist also nicht notwendig, die Entstehung der Hals- und Randprofile, wie Grimm meint, mit
der Erfindung des Formholzes zu erklären. Sie geht vielmehr auf die Anwendung der Töpfer-
scheibe zurück, die in der mittelalterlichen Keramik der Harzlandschaften im 12. Jahrhundert
Eingang fand, aber zunächst nur zum Nachdrehen der Hälse und Ränder benutzt wurde.
An der mittelalterlichen Keramik Merdingens weist ebenfalls nichts auf die Anwendung
des Formholzes hin. Alle Formen können durch Nacharbeit auf der langsam laufenden
Scheibe erklärt werden. Dabei mögen öfters Geräte aus Holz oder Eisen die formende
Hand des Töpfers unterstützt haben, vor allem bei der Gestaltung der scharfkantigen
Hals- und Randprofile.
Ein Teil der Merdinger Scherben ist verziert. Diese lassen sich zu mehreren Gruppen
zusammenfassen.
a) Kammstrich- und wellenverzierte Scherben. Die Verzierung
ist flüchtig und flach mit mehrzackigen kammähnlichen Werkzeugen angebracht. Der
Töpfer hat dabei rechtshändig am festgehaltenen oder auf der Scheibe langsam gedreh-
ten Gefäß gearbeitet. Da einige der auf diese Weise verzierten Gefäße auch Besenstrich
tragen, gehören diese drei Arten der Oberflächenbehandlung zusammen. Der Besen-
strich verläuft meist regellos und in verschiedenen Richtungen über die Gefäßwände, so
daß er weniger zur Schmückung als zur Aufrauhung oder zum Verstreichen des Tons
und damit zur Erzielung einer gleichmäßigen Wandstärke gedient haben mag. Die
Zusammengehörigkeit dieser Scherben wird fernerhin dadurch bewiesen, daß sie ohne
jede Ausnahme mit Kalkspat gemagert, also alle in der Breisgauwerkstatt hergestellt
sind.
b) Die von Hammel aufgestellte Gruppe von Sonderformen0) ist durch plastische Schmuck-
elemente: Grate, Leisten, Furchen und tiefe Rillen, gekennzeichnet. Das Magergut ist
durchweg feiner Quarz, die Scherben sind hart gebrannt und „meist hellgrau, ockergelb,
rötlich oder ziegelrot“ gefärbt. Soweit sich dies feststellen läßt, sind die Gefäße Dreh-
scheibenarbeit.
c) Ein einziger, ebenfalls mit Quarz gemagerter Scherben trägt auf dem Hals eine ring-
förmig umlaufende dichte Reihe kurzer senkrechter Einstiche, die mit einem gezähnten
Rädchen hergestellt sind.6 7) Durch Eindrücken eines Stäbchens von keilförmigem Quer-
schnitt in zickzackförmiger Anordnung ist ein weiterer mit Quarz gemagerter Scherben
verziert. Diese beiden Verzierungsarten muten hier etwas fremdartig an.8)
6) K. Hammel in Bad. Fundber. 18, 1948—1950, 169.
7) Bad. Fundber. 18, 1948—1950, Taf. 31, 5.
8) Bad. Fundber. 18, 1948—1950, Taf. 31, 18.
Robert Lais f
Grimm führt als Beweis für die Anwendung des Formholzes offenbar das Auftreten kleiner
Tonwülste am unteren Rand der Gefäßhälse an. Dort sei unter dem Druck des Formholzes das
Material des ursprünglich etwas dickeren Randes herausgequollen. Dieselbe Wirkung mußte
aber auch dann eintreten, wenn der Rand auf der Töpferscheibe durch Andrücken irgendeines
harten Gegenstandes (aus Holz, Metall oder Stein) nachgearbeitet und gleichzeitig von innen her
mit den Fingern der notwendige Gegendruck ausgeübt wurde. Die waagrecht laufenden Riefen,
die mit scharfen Graten aneinanderstoßen, sind sicher in derselben Weise mit entsprechend
profilierten Formstücken hergestellt worden.
Es ist also nicht notwendig, die Entstehung der Hals- und Randprofile, wie Grimm meint, mit
der Erfindung des Formholzes zu erklären. Sie geht vielmehr auf die Anwendung der Töpfer-
scheibe zurück, die in der mittelalterlichen Keramik der Harzlandschaften im 12. Jahrhundert
Eingang fand, aber zunächst nur zum Nachdrehen der Hälse und Ränder benutzt wurde.
An der mittelalterlichen Keramik Merdingens weist ebenfalls nichts auf die Anwendung
des Formholzes hin. Alle Formen können durch Nacharbeit auf der langsam laufenden
Scheibe erklärt werden. Dabei mögen öfters Geräte aus Holz oder Eisen die formende
Hand des Töpfers unterstützt haben, vor allem bei der Gestaltung der scharfkantigen
Hals- und Randprofile.
Ein Teil der Merdinger Scherben ist verziert. Diese lassen sich zu mehreren Gruppen
zusammenfassen.
a) Kammstrich- und wellenverzierte Scherben. Die Verzierung
ist flüchtig und flach mit mehrzackigen kammähnlichen Werkzeugen angebracht. Der
Töpfer hat dabei rechtshändig am festgehaltenen oder auf der Scheibe langsam gedreh-
ten Gefäß gearbeitet. Da einige der auf diese Weise verzierten Gefäße auch Besenstrich
tragen, gehören diese drei Arten der Oberflächenbehandlung zusammen. Der Besen-
strich verläuft meist regellos und in verschiedenen Richtungen über die Gefäßwände, so
daß er weniger zur Schmückung als zur Aufrauhung oder zum Verstreichen des Tons
und damit zur Erzielung einer gleichmäßigen Wandstärke gedient haben mag. Die
Zusammengehörigkeit dieser Scherben wird fernerhin dadurch bewiesen, daß sie ohne
jede Ausnahme mit Kalkspat gemagert, also alle in der Breisgauwerkstatt hergestellt
sind.
b) Die von Hammel aufgestellte Gruppe von Sonderformen0) ist durch plastische Schmuck-
elemente: Grate, Leisten, Furchen und tiefe Rillen, gekennzeichnet. Das Magergut ist
durchweg feiner Quarz, die Scherben sind hart gebrannt und „meist hellgrau, ockergelb,
rötlich oder ziegelrot“ gefärbt. Soweit sich dies feststellen läßt, sind die Gefäße Dreh-
scheibenarbeit.
c) Ein einziger, ebenfalls mit Quarz gemagerter Scherben trägt auf dem Hals eine ring-
förmig umlaufende dichte Reihe kurzer senkrechter Einstiche, die mit einem gezähnten
Rädchen hergestellt sind.6 7) Durch Eindrücken eines Stäbchens von keilförmigem Quer-
schnitt in zickzackförmiger Anordnung ist ein weiterer mit Quarz gemagerter Scherben
verziert. Diese beiden Verzierungsarten muten hier etwas fremdartig an.8)
6) K. Hammel in Bad. Fundber. 18, 1948—1950, 169.
7) Bad. Fundber. 18, 1948—1950, Taf. 31, 5.
8) Bad. Fundber. 18, 1948—1950, Taf. 31, 18.