Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 21.1958

DOI Artikel:
Schmid, Elisabeth: Die "Nebenfunde" auf dem Munzinger Berg
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.43788#0051
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die „Nebenfunde“ auf dem Munzinger Berg

45

im Neolithikum teils weniger deutlich ausgeprägt* * * 11) oder offenbar ganz fehlend12), teils
jedoch gut zu erkennen13), wobei offensichtlich die spitzovale Form angestrebt wird.14)
Bei den Mahlsteinen der früh- und mittelbronzezeitlichen Siedlungen Mutta/Fellers und
Cresta/Cazis in Graubünden15) ist die Rautenform der Mahlfläche durch gleiches Zu-
rechtschlagen wie in Munzingen erreicht worden.
Auch die Platten aus Buntsandstein, welche die Dorfbewohner vom etwa 10 km ent-
fernten Lorettoberg bei Freiburg i. Br., als nächstem Vorkommen, holen mußten, wei-
sen die gleiche Randbehandlung auf. Beide Materialien, der Quarzporphyr und der
Buntsandstein, eignen sich vorzüglich als Mahlsteine. Das wußten jene Menschen — ja,
daß der harte, weniger leicht abreibbare Quarzporphyr den Buntsandstein an Qualität
noch übertrifft, hatten sie ebenfalls erkannt, was in dem Zahlenverhältnis der Reste
zum Ausdruck kommt. Sie haben auch weder den weiten Weg noch die Mühe der Zu-
richtung gescheut, um einen größtmöglichen Nutzeffekt ihrer Tätigkeit zu gewinnen.
Der weiße Ganggranit, der nur in einem einzigen Mahlsteinfragment gefunden wurde,
stammt aus dem Klemmbachtal. Ob er dort geholt oder als im Rheinschotter eingela-
gertes Geröll gehoben worden ist, läßt sich nicht entscheiden.
Das Herbeischaffen geeigneten Rohmaterials für Mahlsteine hat Burkart für Cazis
festgestellt.10) Seine Erwägung des Erhandelns fertiger Mahlsteine kann für Munzingen
nicht entschieden werden, da sich nicht ermitteln läßt, ob die Bruchsteine aus dem glei-
chen Material wie die Abschlagstücke von ihrer Zurichtung oder nicht erkennbare
Fragmente vom Zerbrechen der Mahlsteine sind.
Läufer scheinen zu fehlen. Trotz genauer Prüfung konnte an keinem einzigen Bruch-
stück seine einstige Zugehörigkeit zu einem Läufer festgestellt werden.
Ein Fragment aus sehr feinem, ein anderes aus glimmerreichem Sandstein, ein drittes
aus Buntsandstein lassen sich durch die Art ihrer Schlifflächen als Bruchstücke von
Schleifsteinen erkennen. Sie können zum Schleifen der Knochengeräte gedient haben.
Ein Quarzitstück und das Mahlstein-Fragment aus Ganggranit zeigen auf einer kleinen
Fläche Pickmarken, die ihre Deutung als Ambosse zulassen. Sie müssen an dieser Stelle
als Unterlage bei einer Schlagtätigkeit gedient haben.
All diese Bruchstücke erwecken den Eindruck, als ob sie, nachdem sie zerbrochen waren,
wie die Bruchsteine verwendet worden wären; denn von den 14 Gruben der neuen
Grabung, in denen sie angetroffen wurden, enthielten sieben nur 1 Fragment, die sieben
n) z. B. Riedschachen: Reiner Ji, H., Die Jüngere Steinzeit der Schweiz, Augsburg 1926, S. 48,
Abb. 6, oder Vinelz, siehe Th. Ischer, Die Pfahlbauten des Bieler Sees, Biel, 1928, S. 83,
Abb. 72 — oder Robenhausen, siehe Tschumi, Urgeschichte der Schweiz I, Frauenfeld 1949,
S. 607, Abb. 236, 14.
12) wie z. B. in Berlin-Britz, siehe: C. Umbreit, Neue Forschungen zur ostdeutschen Steinzeit
und frühen Bronzezeit. Mannus-Bücherei Nr. 56, Leipzig 1937, S. 31 u. Taf. 20, a—c.
13) z. B. Sipplingen. Siehe: H. Reinerth, Das Pfahldorf Sipplingen am Bodensee. Leipzig 1938,
Taf. 23, 2.
14) siehe z. B. Leipzig-Eutritsch in: M. F. Nabe, Die steinzeitliche Besiedlung der Leipziger Ge-
gend. Veröff. d. Stadt. Mus. f. Völkerkunde zu Leipzig, H. 3, Leipzig 1908, S. 22, Fig. 52.
15) Burkart, W., Bronzezeitliche Mahlsteine von Mutta/Fellers und Cresta/Cazis (Kanton Grau-
bünden). 35. Jahrb. Schweiz. Ges. f. Urgesch., 1944, S. 136 u. Taf. 24 u. 25.
10) Burkart, W., a. a. O., S. 137.
 
Annotationen