Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt (61): Badische Post: Heidelberger Zeitung (gegr. 1858) u. Handelsblatt — 1919 (September bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 255-279 (1. November 1919 - 29. November 1919)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3728#0391
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Z-l'§"K

'ttc.i. ri.'-
oiv. Nrl '
'T^än-

1.

«n rkls„ ??! !'


AN

>'d die

s. '1U>

:'r-S-.^

»u b,,^. '"^5 .

'''-5' .s>n° ?'°><-

"'d Ra^ ^

!' n>aruw

-.".rAS


Undisch, Z," °»d

7» D.„oL

b sum Tank^ " ^

"Nchcn Lik

Nw.-;"

i" -

Ancrkcnilullg rcs ^
^ °.°°?^

Dtomente bcüt«, so ^ ,
inr> ihn MisNilL^oda/
Mtml^Nl seinechijz E N:
tbeit . Lrech^t». ^
wsrlen. Dag krka-vnt«
Wortoii nicht obiic
ch der starke Beifall.^,^
--aechte: erLielttn. L-i-
ufe rein versönlih,!

-i bei, dcn GlauLen m, k
c Dcme-kmtie -lchcbc«. L
noch recht m-nslhlich p. Z»
ie rntcressante^achchr, lä
sür die Denwkrlltie gäch>
n einen lideiLlM Ecrtt-
ite, L'i v.'in dic- DemMi
ot> Neli'üüen LL'sammlbk
ihr?r AMnser ni^t d't 1
'Lneb.'i smd. T

Me.!

M-1

iierv'

Wtir

;S^



--K

ivrnch l P., »6^

Ldruni bu^

,m°n

7,-Kr-

»r^rs-r^A'^
seir n"- ^gil! .

2"r » V"5

-b-belU^^d-t

ha--A>

erenten

s n° di.- -"Ä-ii-", /
S°bl«n

,-- d^-g cinr-

u,v- -- "


Dienstag, den 11. November 1919

vadische post — Nr. 263

vellage

Wer sind die Ankläger?

Die Arbeit des Untersuchunas - Aus-
schusses der Nationalversammluna. die schon
von Anfang an merkwürdiae Züao aufwies,
schetnt, w'iL so manches Andere unter den Händen
der aeaenlwärtiaen Neaieruna. zu einem ernsten
nati 0 nalen Schaden zu merden. Der Unter-
.suchunas-Ausschuk beschästiat sich uoch immer mit
der Episode dor Wilsonschen sHriedensaktion und
dem Unterseebootkrica- Zu erklären ist in dieser
Anaeleaenheit länast nichts nrehr: der einfacho
Tatbestand war eiaentlich schon durch die Darstel-
lunaen. die sich in Kriegsbüchern und Verösfent-
lichunaen Ludendorsfs und Helsterichs finden,
völlia aust-ehellt. und die Vernehmuna des 'Erafen
Bernstorff hat kaum bemerkenswerte neue Tat-
sachcn zur Beurteiluna ans Ljcht aebracht. Das
Eleiche ailt von den Aussaaen der Herren von
Bethmann Hollwea und Zimmermann: sie be-
leuchten wolil die Psycholoaie dieser Politiker,
aber sie brachten nichts wesentlich Neues in der
Anaeleaenheit selbst. Wer sind nun diejeniaen. die
heute aeaen Bethiunnn Hollwea als Ankläaer auf-
treten'?

Eine starke führende politische Persönlichkeit
war Bethmann Hollwca aewi« nicht und niemand
hat. das mehr verstanden und bedauect. als iene
politischeu Kreise. die .ihre Vertretuna in den
Rechtsparteien aefunden haben. Aber wir haben
auch nicht veraessen und werden immer wteder
darauf hinweisen. dan aerade die heute Arm in
Arm mit Demokratie und So.staldemokraten in
der Reaieruna sihende. umd auch diese Untersuch-
chuna deckende Zentrumspartei es war. die
durch ihvs bekaunte Erkläruna'den zaudern-
den K.an;iler in der sfraae Les U-Boötkrieaes
dem Gebot der Heeresle.'itu.na unterwarf.
Trohdem ist weaen dieses Entschlusses seit dem
Zusainmenbruch mit Hilfe dieser Neaieruna cine
aemdezu unaeheuerliche Hehe aeaen die srührer
aroher auch im Unalück und aerade im Unalück
national empfindenden Teile des deutschen Vol-
kes inszeniert worden.

Sieht man dezin immer noch nicht ein. das;
diese un bea r e i f l i ch e nationale Selbst-
erniedria.una, und ZLrfleischuna die
Vemchtuna. die man in den stark national empfiir-
denden feindlichen Ländem heute für deutsches
Wescn und für das deutsche Volk empflndet. ins
Unaemesseile steiaert? Ieden Taa zeiarn i'.ns die
Entente-Ländrr voi, neuom, das; sie uns völlia
vernichten. uns nicht wieder hochkommen lassen
wollen. und w,ir finden m unserer tiefen Crnie-
driauna nichts Besseres zu tuu. als Bolveise zu
sammeln und nötiaenfalls auch aewaltsam zu kon-
Uru:cren. für nnsere eiaene Schlechtiakeit und für
dü: Moral und den auten Willen der Sieaer von
Veriailles.

Interessant ist auch. daß selbst Linem Vlatte
wie der ..Frankf. Zta". die doch eiaentlich an sol-
chem Schauspiel Freude empfinden miikte. nun-
mchr doch einiae Bedenken aufkommen. Ihr Ber-
lcner Vertreter schreibt nämlich unter anderm:

Von vornhorein litt dieser Untersuchunas-Aus-
schuk daran, das; das lanas aesichlete Akten-
material des Auswärtiaen Amtes und der
Neichskanzlei noch nicht der Oeffeiitlichkeit zu-
aänalich aem-acht word.'n ist. und es zeiat sich
leider fckst täalich bei der weit über eine Woche
durchaeflihrten Zruaenvernehmuna. dak auch die
Mitalieder des Untiersuchunas-Ausschusses dieses
Aktenmaterial nur sehr manaelhaft durch-
aearbeitet haben und üeberrschen. Wer
,den VerhandUl.naen beiwohnen konnte. mukte im-
mer ein nachteiliaes Abirren von dem
scharf umrlsseuen Beweisthenia feststellen. Es
maa für dsn Laien aanz interessant sein. einen
Vortraa über die Technik des U-Bootkrieacs zu hö-
ren. Das sollte man jedoch an anderen Orten
.run. Zur Lösuna der Aufaabe des Untersuchunas-
Ausschusses und zur Erforschuna drr Eründe. wa-
rmn der nach Ansicht des Grafen Vernstorsf aus-
vchtsreiche sfriedensschritt Wilsons zerstört worden
rst. traaen solche Belehrunaen nicht im imndrsten
bei. Eerade die Vernehmuna des Adni'rals Koch
hat mit erschreckender Deutlichkeit das Unver-
möaen derAusschukmitalieder zu sachaemä-


Laß dich von Zvrn und Leidcnscha't Ilicht knechteu Lü
A Sie 11,it Gewalt aus deinem Herzen fegen, ^
-- an ihrcr Stelle edle Sanftnmt Pflegen
S> heißt l-.'ben, heißt den schönsten Sieg erfechten 8
^ LevpoldVöhmer ^

ZonnLnfinstsrnlS

Non'.an von Else Stieler-Marshall
Eo;); rigiit bv OretlilemüiSo. O.m.b.ki. fteipxie l916
(34. Fvrts.hung)

Peler Lckam seinen redlichen Anteil Kuchen
ünd e'me Tasse heist.' >üs;r Schokolade und fand das
Leben wieder einmal umnderjchöii.

Was denn d. s für 'ein» Sachr niit der Schiwe-
srau sei, erlnudtate äch Künahart.

D c Bub crzählte üeheiminsoöll und wichtig.

Dort oben, wo man von hier oen ticfcn Ein-
fchnitt an dcr />.Isenwand der SonneilflügelipitsL
crlennen kann, ijt eine stcile eiska.lr Schlucht. da-
rrn avch im I"li und Auüust der Vchnce nie oanz
Pcrgehl. Dort wohnt die Schneefrau. Im Sam-
mer halt ste sich ucrborgen und komml nur selten
cinnml zum Voische'm. w;nil es in den Bersen
tv.tt'.'it und neb-rlt. Abcr ini Minter g.cht sie l,iw-
ous, m eine.il Llauweis;en weiten flieüenden Mam
tel. Wenn cs io rccht triLLrlt und grimnielt und
wirbc.t und tollt, wie etwa am gestrisen Tag,
dann freut sich 'oie Schueefrau Dann wandert str
im Eebirge rcrum und übt ihren Zauber. Sie
baut Sch'.ösi'r nnd Burgcn. sie wandelt dm Wa'd
iibcrm Sattel dort unten in wundersame Gebilde.
iIst sie g"t ac aunt. so wirü aus ihrem Zau-
ber n,ur Schinheit. Aber sie kann finster uud
stlrch.'bar w.rden. In solchen Fällen schwinat srr
ihren iMnntel gewaltig. dak ein Sturm dcrraus
'üb.r die HLHcn und nacb den Tälern fährt. Slie
streut wegmüdeii Wanderern Schnee in die Auaen,
das; sie erblinden. Ändere führt ste in der iIrve tm-
pier iin Kreise herum. bis sie ermattet niedersinken.
Daiin bogräbt fie die Armen. di: erst im Frühlina
-Lefuiiden, oit oeii Frischlebeiidtgen ähnlich, a's
wären sie erst vor oiner Stunde entschlummert. Am
liebsten crher holt sie stch Menschen ein, fü-hrt fie

ken und präzisen Fragen erkennen lassen.
Die Autorität des Untersuchungs-Ausschusses lei-
det. wenn eines seiner Mitglieder sich so pein-
liche Blöken givt. wie am Froitaa Herr Dr.
Sinzheimer. Er mag auf dem Nechtsaebiet Sach-
veriständiaer sein. ob er auch ein tüchtiaer Polt-
tiker ist. dafür wird er den Beweis noch schuldia
bleiben —aber er mukte sich doch selbst saaen.
dak er in marinetechnischen Fraaen erprobten
Seeoffizieren nicht aewachsen ist. Das; er sein
Sachverstündnis auch auf d'.o technischen Möalich-
keiten der Fuiikeiitelearaphie ausdehnen wollte.
hat ihn der Lächerlichreit der Zuhörer des Unter-
suchunas-Ausschüsses preisaeaeben. Solche Fülle
sind nicht vereinzelt. Immer wieder hat man das
Eefühl. dak die Mj.talieder des Untersuchu.ia's-
Ausfchusses in die zur Nerhandluna stehenden
Fraaen. in dte aroken politischen Probleme.
nicht aenüaend einaedrunaen stud. Die
Folae davon ist. dak die als Zeuaen vernomme-
neir früberen Staatsmänner di>e Verhandlunaen
aii sich reiken und der ztzx Erforschuna dcr-Wahr-
heit einaesetste UntersuMnas-Aüsschuß nicht mik-
zuverstehende Velehrunaen und Zurechtweisunaen
über sich eraehrn lassen muk.

Das ist nicht der Sinn eines solchen Verfüh-
rens, und es dient nicht dor Feststelluna der Wahr-
heit. wenn nun in Evwidsruna auf-solche Plat-
doyers Dr. David ebenfalls lanae politische Re-
den hielt. ohne an die Zeuaen b.estimmt formulie-
rends Fraaen zu richten. Die Objekttoität des
Verfahrens leidet darunter. uird bereits melden
stch -ie d e u t s ch na t i o n a l e n Blätter mtt der
nicht ohne weiteres von der Hand zu
weisendeii Anklaae. daf; die Parteipolitik
den Untersuchunas-Ausschuk beeinflusse. Vielleicht
wäre es. ncrckidem einmal so viel Zelt verstrichen
war, zweckdienlicher aewesen. wenn der zweite
Uiitersuchuiias-Ausschuk unter Zuziehuna unter-
richtcter Sachverständiaer sich auf Grund der
Akten besser vorbersitet bätte. anstatt dak nun vor
aller Oeffe-ntlichkeit mit allzu aroker Geschäftta-
leit — man kann sast saaen Ee s p r ef z t he i t
— einzelne seiner Mital'.eder schlechtc Figur ma-
chcn. Der Uiltersuch'.inas-Ausschuk soll uicht zum
Tribunal werde". seine Aufaabe ist nicht die eines
Staatsc,erichtshoses. Im Interesse des aanzen
Volkes, das aus den Fehlern der Veraanac, " .
lernen will und muk. würde es aeleaen sein. weirn
die weiteren Verhan^lunaen nicht durch partei--
polittsche Neden und Eeaei'.redsn in die Länar ae-
zoaen würden."

Dieses Klaaelied Ieremiä ist für die ..Franlf.
Zta." typisch. Zuorst war sie die lauteste Nu-
ferin im Strcit i ach dem Staatsaerichtshof: da
sie zwelfLllos alaubte. daf; dieser deu Stab über
die Mlinner des asten Snstems brechen würde.
Nnn sich jetst herausstellt. dak das Btld chch ver-
schiebt uud die ..realtionäre" Presse parteipo-
litisch daraus Nuhen ziehen köunte. ist mit
cinem Male -wicder — wie fein! — das vaterlän-
dlschs Ansehen in Ecfahr! Und das hiiljt stch dann
in d':e Toaa der DemolratieP

Dre sie?nickten Freiheitsbäume

Aus E> hei» der Franzosön mukten die Ortschaf--
ten In Eli'aß Lothringen cur Eriniieriung >rn dis
„B fre'ium" einen Frciheitsbanm vilairzen, der
iciner.'sits d-e'n vorläufigrn Zweck erfüllte, eiii'ön
Vorw.rnd zu einer geotzen pati',oti(chen Feftföier ab-
sngcH.'n. Es schemr aber, dok d'e VäMivö drr
Franzosen im Elstrk nicht In den HÄnmeL wachssn
werden: bald d>a, bald dort wlrd brrichtet von
nüchtlichen Frcoelir ccuf die jungen FreiheitsLäumch
was uni so schiiicizlicher ist, als in diesen Dörfern
kcine verruchteii „Boches" wohnen. au-f vis mmr die
.SHulid ich:cben kann, sondern „erlöstr" Elfäss.st und
Lothrlnger. D'.ö'es Knlckon dor kaum angswachle-
ncn Freiheitsbäume ist übrioens k-ine sonderliche
UöLer.jaschuna: >dün nachd7in dle Elsässer begrif-
sen hllben, wie rvenig Freih-it ihiirii die Befreiung
geÄracht hat, empsinden sie den Frelheltsbaum als
fchlechten Witz uud machLii der lücherlich n Erschei-
nung ein Lnde.

Deutsches Reich

Deutschlands Wirtschaft und ihre
Zukunst

Abg. Vögler in Darmstadt

Auf Einladung ider Deutschen Voltspar-
tei sprcrck) in Dar,mst-ad't in einer groken Ver-
sammrluna Abg. Esneraldivc.'ktor Vöaler (Dort-
müi^d) über „Demtschlands Wirtschaft
und ihre Zukunft." Der Roduer gab zunächst
einen wenig erbüulichen Nückblick über die vierjäl)-
riae Kriegswirtschaft und das orrflosf.'ne Nevolu-
tionsfcchr, aber das deutsche Volt sei trok der
Mligenschsinlrcheii Ohnmacht noch längst nicyt tot.
Unser WirtsckMftsleben mus; wieder aufgerichtet
werden. Di>o Zwangswirtschaft habe -aus einem
ehrlicheu Volk ein unehrliches VoU aemacht. Gro-
s;es ifür die. Zukunft verspricht die Arbeitssce-
,meiiischaft zwischen Arbeitgebern uno
A r b e t t n eih m e r n, die bereits während des
Krieglls von der deutschen Jndustrie anseströbt
wuvde. Di'che ArboitsMineinschaft soll'ein rei-
nes Vertraueiisverhältnis von Seite zu
Seite,cmslösen. Der Weg dahin ist weit und stei-
nig. Aber er muk beschritten werden. um wirklich
dre Kluft zuzuschütten. die seit 'Uiid-nklicheil Zeit-11
Arbeitgeber und -nohmer in zwei kriegerische und
streitbare Lager teilte. Der Arbriter und Ange-
stellte mutz wieder Jnterefse >am Wer-k sewinnen,
oie ALbeit nius; wieder vinen geistigen Znhült be-
kommen. der durch die Arbeitsteilung ver^oren
ging. D.er Erundsa: Mensch gefund. Werk gesuüd.
Land gosu-nd! muk miehr idenn ie in den Vorder-
gruiid der Arbeiterpolitik gestsllt werden. Wenn
dem Arbeiter sezeigt werden kaim. dak mit dem
Wrvk er'cvuch selbst fällt, dann ist alli-s gowonnen.

Mit fcharfen Morten wendet sich der Nsdner so-
dann aeasii das Be t r i ebs r ä teg efel;.
-durch das die Ruhe in den Betrieben nicht herge-
stollt, sbndern untergraben werde. Dam Undrrnch-
mer müsse in der Leitung dcs Betriobes seiner Be-
trö.ibskräftj.' ein Spielraum einzuräumen 'sein, dcr
durch die Arbeitsgemeinschaft in gevadezu idealer
Weise gcistchert sei: Zum Schluk seiner )!lussührunr
gen war; Eeneraldirektor Pögler die Fvage auf:
Wevden wir wieder hochkommen? Niemand, der
sie hsute scho'n beantworten könnte! Aber. wer
nacki eine.m Brcmd^ mit stieren Augen nebon den
Trümniern sitzt, der kann nicht hochkommen. Des-
halb: weg ni >it dem Trü m merhaufen! Es
m>uk Avbekt it der Hand aetan werden. Arbeit mit
dem Kops. — Arbcit mit dem Grist. Ieder helfe,
dns; 'die Freude an der Arbe'tt wieder -
k'Sh r s. Danir wird in nicht allzu k?ru.er Zukunft
ein heller Lichtbl'ick a Horizont des Deutschen Vol-
kes auftaiuchsn ünd es wird wcrhr. was der Arbei-
tcrdichter ,ge,sagt ihat: „Ich glaube an Deutschland
wie an Gott."

Langanhaltender Beifall lohnte die vortrefflichen
Ausführuus.'il Vöglers.

Das übermiidete Eefchlecht

AngeLlick) um den Massen Eclegenheit zu geben,
an de.n geistigen Cenüsjen teilzunehmen. wurie der
A ch t stun-de n i a g -eingeführt. Nun schrcübt aber
das sosi aldemot r a-t i sch e Euw'erk-
schaftskartell in Darmstadt: „Eino auker-
ordentlich rclge D.Lalte seßt bei der Frage „B-r-
kämpfung der Ncibenarb. it" ein. Nicht wontgu.r als
29 Rcidn>e.r Let.-iligeii sich daran. Bci violeii Av-
beitern scheint es aber so, nls ob sie sich nsch den
friiheren langen Arbeitszelten zurücksehnen, donn
sie Lönüeii eo nicht uiilcrlassen, nach Bcendigung
'da: Avbeit noch sogenailite Pfusch-aribeit zu
m achen. Weirn die Betrefftniden 'chon Raubbau
mit ihrec Eesuüvheit treib n und so d'rekt ibreFr-
imilie schädig-en, so wäu: das noch,'chro eiseiie An-
aelegenh'it: aLer diose nobm-.ii zahlre'chm Er-
wevbslosen die -Möglichkeit zu'., >Ü'rbeit und Esle-
gei'iheit ziM De.-dieüst und vergrößern sc> die Not
zahlreicher Familic'n. Deshalb ist cs unbedingt
notwöndig, dak alle dorartige Arb itcü unterblei-
beii. iSollte es widrr Erwartclii nicht gescheheii, so
sieht sich das E'cjwrk.chastcEartcll gcjwung.m, hier

mvt Hilfe deä Gewerkschaften ganz energisch eingu-
greifen."

Die ArLeiter. die sich nach ALlaus der 8 Stundenj
noch einen Neb^nv erd i on st suchen, haHiidelu
vcmünstiger, alls diejenilgen, Idie ins Kino lausen.
Merd'ings sollteü sie auf diese Neibenarbeiten. s-r
lango verzrchten, als es noch Erwerbslolse gibt.

^ Perionalmeldungen. Durch Verfüguna des
Noichspräsidenten voni 6. Okt. wurde bestimmt:
Der Abschied bewilliat mit dem Charakter als
Ma)or dem Hauptmann der Üandw.-Feldart. 1
Robert Burckhardt mit der Erlaubnis zmi»
Traigeu der Uniform der Res.-Offlziere d.'s Jeld
art.-Neats. Nr. 11._

Badische Politik

Demokratische Windmacherei

Seitdem dor Leipziger Pacteitag der Deutschen
Volkspartei dcu Negieningspartieien und im be-
sonderen den Demokraten den Kampf angesagt
hat, wird es im demokratischen Lagir leben-
di g. An Stelle der spöttisck>en Ueberlegenheit
mit der man ursprünglich die Anhänger der Deut-
schen liberalen Volkspartei -abtat. ist jetzt die
Sorge um den g.ckährveten Besitz getreten, und dsr
Hohn über die „Weitzen Böcke" und ähnttche lieb-
kosende NMien ist o-sfensichtlich der Angst, über-
rannt zu werden, gewichen.

Da es nun innerhalb d-'r Demokraten immer
noch Leute gibt. Lenen die Bomiffe Demokralie
und Nkangel 'an guten Manieven identtsch sind,
kann man stch auch nicht wundern. wenn eiirzeine
von ihnen, im be;onderen die Partetfunktionäre,
-glauben, die Wucht ihrer Arsumente durch beson--.
deftr Schdmpfereilon unterstützen zu müsien. Zu.
ihnen üchört ^uch eine nvue Parteileuchte in
Mann h ie i m, dessen deniotvatische, Prinzipilen».
trsue stch zumeist ,in SchimpfkanoniaDen . erschöpst.
iiber die die Nvue Badische Laudeszoitung gckreu-
lich berichtet. Diese Zeitung bringr nun in ihrem
Doiinerstag Abendblütt einen Artikel „W i e der
Wind bläst", der auf denselben Ton gestimmt
ist, wi> die Rcden und daher den Rückschlük crus
den gleichen Urheber zuläkt. Nachdem der Ver-
fasser zunächst die Eeschmacklostatoit bewiesen hat.
die von der Deutschen Volkspartet evsvhnte und
-erstrvbte Zukunft als „bluttriessnde Morgsnröte"
zu bezeichnen, redet er von der Aktien-Gesellschaft
d.r Deutschnationalien nnd Liberalen, die nach ssi»
ner Meinuüg glauben, jctzt auf den politischen
Schl-eichhandel gehen zu-rönneii. Im besonderen
hat e§ rhm die Stellung der Libevalen zur Wte-
dera'ufrichtmng der Monarchie angetan, wob-ei
diese sjch nach seiner Meinuüg glelch einer Mrt-!
terfalhne g'.chreht hab.'>!l. Zum Bsweis dafür führt-
er einig: Sätze aus der pragramniatischen Mnd-,
-gebung der Dsutschen Volkspartei vom 17. Dozem-
,ber 1918 an, in dex es u. a. hoikt: «Wir be-ken-
nsn uns zu einer nationcrleii -und wahrhäft demo-
lratischsn Politik. Von der derzeitigen Reaierung
vcriongm wir, dak sie lernstlich für Ruhe «und.
Ordnmig sovat. Wir find bereit dafür unter der^
jetzi'gen Neaierungsform mitzuarüeitech
und alle Bestrebungen der tatsächlichen Rsaie-
rung nach dieseim Zicle zu unterstützen." Nach,
der Mc-inung des Verfassers bedeutet nun das>
Programin der Doutschen Volksvartei das Gssen-
teil davon. Die Partei habe stch je iiachdem ncke
Ler 'Wind kommt, gedreht und üa zur Zeit einej
nionarchische Windsbraut die Segol des Deutsch-^
ncrtionalen Schifsleins schwelle, hätten die Ltbe-,
ralen tasch iden mcmarchlscheii Wimpel gehitzt.

W-nn sich der kritisch» Wetterbeobachter auch!
nur >ein einziges Mal das neus Prosramlm deri
Deutscheii Volkspartei angesehen hätte, so urürdss
er friiden, das; stch die Anschauungen aus der De-
Mibrr-Kundgebi'.ng nicht geändert haüen, son->
dern, dak ausd'rücklich aüagt ckst. das? dte Deiutsche-
Volkspartei unter und mrt der Republik mitzü-
arbeiten gewillt ist. indem sie vollv politlsche
Eleichberechtigung nller Staatsbürger fordert, datz
sie nber die Monarchie nls die nach Geschichte und
Entmicklung gegeb.me Staatsform für Doutsch-
land ansiöht. Es ist also genau unterschie-
den zwiiäft'n Geg e 11 w a r t s,a r b e i t und Z u-
k u 11 ft sfo r m. Recht haben die Liberalen
es vermieden, sich wie die Demokraten Nuf div Re°

hinauf auf abeilteuerlichen Wegrn. die im Soni-
mer nie jeinano siiiden uno wagen würde, an den
Nand ihker Schlucht und stiirzte sie hinab. Denn
manchmal hungert sie nach Menschenfleisch rmd sie
hat g.'rn g'bftichtrs E'bein zum Spielen für dkr
langs Sommerszeit.

„Hast du sie eiumal gesehen. die Schneefvau?"
fvagtu Klinghart.

„Herr, behüt mich Eott und alle H-'iligen!" rief
der Knabe entsetzt. „Muk rch nach den Bersen
gchrn im SckMetreib-'n, dami mache ;ch meine Au-
gen fest zu. denn leicht laiin man ihr einmal be-
gsgnen. Wer sie aber aniftht. dem bläst ste das
Augcnlicht a,.is. Aber gchört hab ick: ste mehr als
einmal."

„Erzähl doch, Peter", ermunterte Klinghart üe-
gierig.

„Fhre Stimme ist manchiiial tie; und rauh wie
von eincm alftn Mann. aürr wivb.rnm fann ste
sein wie voii einem kleinen Kinde oder wie wenn
die Eva lacht. Immcr absc ist ein Sauson darin,
das seltsam an die Ohrcn greift."

. „Was singt oder sagt sie denn. Pster?

„Herr! Sie rust und loclt, Las; man nit widsr-
st.üeii tann. Da n'.us, man stark sein. Vsrgangenen
Winter einmal, als ich gegen den EraslevhgL hin-
üüerging, hat st? mich bsi dsr Haid geiiaimnen,
eiskalt häts 'nich überschauert, ich haü erst nit se-
wus;t von was das rührt. und hat mich aegsu dan
Berg hinausgeführt, hoch hinauf. mo sar nit mein
Weg aing. Ich habs aber noch böizeiten g:merkt,
und dcr Schrecken ist mir wie eine heike Mamine
iil deii»MM.'il geschlagcii. Fch ftaiü mich losvingen
köiliieii imd bin bergunter gvlaufeu so 'Seschwind,
wie ich nit L-wusst hab, dasi ich l.-uifen ^aiin. .Dä
hat sie mit der Stimme dsr Eva hinter mir drein
gvspottet und gelacht. Ei lauf nit io duinmer Bub,
hat mirs geklungen. willst nit dcu Netchtum dir
bolen von der Notnadelwand? Heutr erglänzt er
dort hell, heut wäre er ire>j! Wer die Bediiigun-
tirn kennt, kann ihn h.-ute lösen... Und ivivklich,
Herr. es war cm Dkaria Lichtmes;. und an den
Marientcrgen kaiin man ihn greifsn, dsn Rotnadel-
schatz."

„Kennst du die B.'dingungen. Peter? Dle mutzt
du mir -sagen, Bub."

Aber Pet.'r stand vou der Bank unf. wischtze stch
den Mund >mit dem Handrücken und nahm ven lee-
ren Rucksack üüer die Schultern.

„Heim will ich. Herr."

„So eilig, Petsr. Willst du mir nicht exst noch
etwas von dem Schatz crzählen? Ich wükle gerne
»nohr davon..."

Peter schüttekts ernsthaft den Kopf, er war sauz
blatz geworden und in den blankeii BraunMsen
stand l.iin underer Slusdvuck wie sonst.

„Nnr dem, der Hchweiaet, der Sckatz stch neiaet."

Klinghart lachte laät auf.

„O du Kindskopfl Behalte liöber deme gesun-
den Glieder und steig> nicht sakenhafrsii Schätzen
nach."

Sie traten zinsammeil ins Freie. Da lag die
Berawelt, festtäalich still und schön vor ihnen und
trug estn jKleid. wAK. ülau und golden imd über-
fiimmert wie von Silbevfteriien.

„Heute hat die Schnesfrau gute Lalime. wie »mir
schriiit", svvach Klinghart lächstnd. .Zeigs mir dcch
ihre gute Stube. Peter."

Klinghart erkannte die Stelke genau. die d'r
Hütüub ihm wies, Er hatte im Spätsommer ein-
mal mn Rande der gewaltig.ii. schauerlick) wirkeu-
'oen Schlucht geslanden.

«Also mir aerads ges-iiüb.'r wohnt dieses un-
heimliche Weib?" sragte Klingihart.

«I!a. Herr, und es könnte cinen für euch üvau-
seu, wützte man nit, datz Ihr'e'me starke Gewalt
habt."

„Ich haüe die starke Eewall. mich an Mürchen
und Sagöii zu'srfreueii, ohne an ihren Schrcck'n zu
glauüen, mein S0H11". faate Klinghart, „ich möchte
dich giern auch dahin brinaeii."

;Mit arotzen -angstvolleii Augeii fah der l eine
Hütbuü don Wettermacher an..

.,Herr lasset mich!" bat er „ein armer Hütbnü
inutz «lauben. soust werden ihm die E ister der
Berge gpam, die auten werden stch von ihm weu-
den, die bösen ihn pemiacn. Herr lasfet mich. Ei"
Mann wie Ihr ist vielleicht slärker als alle Gei-
ster."

„Sicherltch, Peter: uiid weim du das weitzt, ich
bin deln Freuiid. sollte ich nicht stark senug sein,
dich zu schützen?"

„Ihr ssid nit immer bei mir. Herr. sehet es
ein", flehte Peter.

(Fortsetzimg folst>

Neue Bücher

Bicv neue Zugendbüchcr sind im Verlaa von

K. Thienvmaikn, Stuttaart erschienen. Jn der
Flut von Knnbeilschrifteu, die deu Büchscmävkt
überschwemmt, ist -es fchwer, die rrchtiaeu herauszu-
finden und zu erkeniien, was Eefchrei und was
Wolle ist. Da ist cs Sache unv Pslicht dcs Kriti-

L. 'rs, dem Puülikum den rechben Wc-,a zu ze-igen
imd auf däs „Dentfche K 11 a ü e n b u ch". von
d.111 nunmehr d.'r 30. Band (1919, in — wie im-
mer — loüenswertsr Ausstattimg und unter Dar-
bietuiig wsrtvoller. reich uiid tünftlerisch illästrier-
1er Beiträge zu cünem als sehr mätzig zu üezeich-
neiiden Preise vorliegt. bvsonders hinzuwriseii. >In
buntem Wech'el briugt dieies Lieb.ingsbuch un-
i'.'rer Knabni crnste und kftitere Erzähluiigvii a.iis
Eeschichto und Leüen. Aiiekdoieii und Schnurren.
fern.r ebenso anregMdo wie untcrhaltendr Auf-
sätze ,a-us den Eebieteii der Läuder- imd»Völ'cer-
lunde, KuUürgsschichte, Zoologie. 'Naturwisftn-
ischaft, Industrie imü Technik. lowie Astronomie,
iodann Sportliches. Spi-ls. Handfertiakeiteu,
Kunststiicke, Bhsteleien und nicht znletzt eine rrich-
haltiä^ Eck: züm Kopfzrrbrechen.

Auch das „Deulsche Mädchcuüuch" rit
wi-.derholt Vurch das Feucr dsr Lffrntlichen Krit>e
gegangrn. Aber es h.it jeglicher Prüfnng slanoge-
bä tcn 'imd sick) iin Lauf dcr vis cn Iahr.' seines
Bsstel^ns bei dsr MädchenweU dauernd und ais
Li^Iingsbuck) ring-bürgert! Das ist -uinjo bc.nsr-
Unswerter, da aerade a.i wirklicki Lüten BAchern
sür uiis.re Töcht:r ein fühiüarer t'stanL- l hercscht.
und eben deshalb wollen wir eriieut ou den soeöen
erschicueneii 24. Vand tI919; die Auu.ierksamc.il
derer, die junge Mädche i zu üeschenkcn habcn.
hinlenkeu. Die kiinstleriick'') Auss.a'ttul'g ist wie
alle Iahre auch heuer mit grotzer Sorgfalt durch-
geführt und patzt stch sinn-' und lieb oo'l dsm ft'"
wsiligeil Wartlaut -an. Das Dsutjche Aiädchen«
buch regt au und bs(ehrt. es cr.mtzU iliid^chuzt
imd beieitet f,omil wahrhafis un-v reinc <vre.
Iedes diesor Büch.-r ko,tet scin 6' üunden 11. ^ Mk.

ülltc u»d ncuc Gejchichtett oün Till 6ul»u.pi^^
gei. Nach dem ültesteii Druck neu üb-i,etzt u»d
craäiiu von H. Köttia. Mit :!0 Bild.'rn nuch Ori-
glnalen von 9tolf Winkler. ir.-n>. Tm'.senb l.i.
Seiten; Oktav. (äebunden NN 4.00. K. Tft/M.e-
manns Berlaa. Stuttgart. Uebecnll war der lose
 
Annotationen