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Baedeker, Karl
Handbuch für Reisende in Deutschland und dem österreichischen Kaiserstaat: nach eigener Anschauung und den besten Hülfsquellen (1. Theil): Österreich, Süd- und Westdeutschland — 1855

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https://doi.org/10.11588/diglit.38909#0171
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nach Verona.

TRIENT.

27. Route. 135

S. Michele Lombardo oder Welsch-Michael (Adler) mit statt-
lichem ehern. Augustinerkloster. Unterhalb desselben ist eine
schon in uralten Zeiten bekannte Ueberfahrt über die Etsch,.
Nave S. Rocco, an der Strasse, die. aus dem Nonsherg kommt.
2V2 Lavls (Corona, Stella d’oro in S. Lazaro jenseit der
Brücke) am Avisio, der hier aus dem Fleimserthal (R. 25) tritt.
Weingehänge, Maulbeerbäume, Cicadengezirp bis
1 Trient ital. Trento lat. Tridentum. *Europa, im Speisesaal
eine Anzahl Wappen fürstl. Personen, die im Gasthof übernach-
teten, u. a. Graf Artois (später Carl X. von Frankreich) 23. Mai
1791, Eugen Napoleon, Vicekönig von Italien, 7. April 1809.
*Corona (Kaiserkrone), deutscher Wirth, von Offizieren viel be-
sucht. Kaffehaus der Europa gegenüber, Nachm. Gefrornes (Sor-
betto). Frühstück nimmt hier, wie in Italien, Jedermann nicht
im Gasthof, sondern im Kaffehaus. In den Gasthöfen, selbst in
der Krone nach den Preisen des Zimmers und des Mittagessens
zuvor sich zu erkundigen, ist immerhin rathsam.
Trient, 734/ ü. M., mit 13,000 Einw., war früher die be-
deutendste und reichste Stadt Tirols, der Sage nach von den
Etruskern gegründet, schon von Strabo, Plinius und Ptole-
maeus erwähnt. Seine zahlreichen Thürme, seine Marmor-
Paläste, verfallene Schlösser und breite Strassen geben ihm, von
grossartigen Felsgruppen umgeben, an der rasch strömenden
Etsch (Adige), ein stattliches Ansehen. Ueber der Stadt erhebt
sich das Schloss Buon-Consiglio, einst Sitz der Fürstbischöfe,
von ansehnlichem Umfang, jetzt befestigte Caserne.
Das schönste Gebäude ist der *Dom, 1048 begonnen, so wie
er heute ist, zu Anfang des 15. Jahrh. vollendet, mit zwei Kup-
peln, am Portal wie zu Bozen, ein Löwenpaar (S. 133). Höchst
eigenthümlieh sind in den beiden Seitenschiffen die Treppenauf-
gänge; im südl. Kreuzschiff neben andern alten Grabdenkmälern
und halbverblichenen Wandgemälden der Porphyr-Grabstein des
venet. Feldherrn Sanseverino, den 1487 die Trientiner bei Cal-
liano (S. 136) schlugen und tödteten. Die Mitte des Dom-
platzes ziert ein Springbrunnen, eine Seite der Justizpalast.
Die Kirche St. Maria maggiore (vorzügliche Orgel) ist be-
sonders in geschichtlicher Beziehung merkwürdig; in ihr wurde
das berühmte Tridentiner Concilium 1545 bis 1563 gehalten.
Auf einem Gemälde in der Kirche sind die Bildnisse der Mit-
glieder dieser Versammlung, worunter 7 Oardinäle, 3 Patriarchen,
33 Erzbischöfe und 235 Bischöfe dargestellt.
Schöne Aussicht von der Felsenterrasse der Bierbrauerei an
dem auf dem rechten Etschufer gelegene hasteiartigen Felsen-
hügel Verruca oder Dos Trento, zur Gemeinde Pie del Castello
gehörig, der befestigt wird.
(Von Trient führt ein romantischer Weg gerade nach Venedig
 
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