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Baensch-Drugulin, Egbert Johannes [Hrsg.]; Sütterlin, Ludwig [Hrsg.]; Gutenberg, Johannes [Gefeierte Pers.]
Marksteine aus der Weltlitteratur in Originalschriften: zur Erinnerung an das fünfhundertjährige Geburtsfest des Altmeisters Johannes Gutenberg — Leipzig: Offizin W. Drugulin, 1902

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https://doi.org/10.11588/diglit.37369#0186
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Rübe an den Schwanz. 83. Schafe werden nicht der Hut eines Wolfes anver-
traut. 84. Was weht der Wind vom Felsen weg? 83. Laborant laborantes,
comedunt requiescentes. 86. Thue Gutes, und wirf es ins Meer, wenn die
Fische es nicht anerkennen, so erkennt es doch der Schöpfer an. 87. Gegen
tausend Vögel (genügt) Ein Stein. 88. Zum Wolfe sprach man: Geh den
Schafen voran! Er sagte: Ach, mein Kopf ist kahl, meine Beine sind nackt;
wie soll ich gehn? 8p. Zum Hasen sagt er: „lauf!'* und zum Jagdhund: „fass!"
90. Sagt man zur Henne „Kisch!", rührt sie sich nicht; schlägt man sie, bricht
man ihr die Pfote. 91. Man sagte zur Katze: Dein Unrat ist ein Heilmittel.
Da ging sie fort, es zu verstecken. 92. Der Narr hat alle Tage Fest. 93. Wäre
der Wurm nicht im Holze selbst, es würde in tausend Jahren nicht faulen.
94. Wer in die Höhe spuckt, bekommt es ins Gesicht wieder. 93. Wenn dir
der Kopf nicht schmerzt, binde kein Tuch um. 96. Das Hauskalb wird kein
Stier. 9/. Die Lampe wirft unter sich kein Licht (beleuchtet nicht ihren Fuss).
98. Der Hundeschwanz, steckte man ihn auch durch eine Flöte, er käme
immer krumm heraus. 99. Fällt der Ochse, werden die Messer gewetzt.
100. Der schlaue Fuchs plumpst (doch) mit allen Vieren ins Netz hinein.
101. Zwei Wassermelonen kann man nicht in einer Hand halten.
ERLÄUTERUNG.
Die oben mitgeteilten Sprichwörter sind ein Auszug aus einer in Vorbereitung be-
findlichen Sammlung neusyrischer Sprüche und Redensarten mit deutscher Übersetzung,
Erläuterung und Glossar. Das Material verdanke ich der Güte meines hochverehrten
Freundes PAUL BEDJAN. Für Näheres über Volk und Sprache der Neusyrer, sei auf die
Einleitung zu der geplanten Ausgabe verwiesen. Hier nur ein paar Bemerkungen.
Das neusyrisch redende Völkchen dürfte kaum 60000 Seelen zählen. Es lebt in der
Urmia-Ebene in Persien, in Adherbeidschan und Kurdistan. Seine ökonomische und
kulturelle Lage ist unter persischem Absolutismus traurig genug; dafür aber sind nicht
weniger als vier Missionsgesellschaften (The American Presbyterian Mission, The Church
of England, La Congregation de la Mission dite des Lazaristes und die Mission der Russischen
Orthodoxen Kirche) um dessen Seelenheil eifrigst bemüht. — Das Neusyrische birgt viel
altaramäisches Sprachgut, wenn es auch von fremdsprachlichen Elementen (aus dem
Persischen, Türkischen, etc.) vielfach durchsetzt und beeinflusst ist. Von den zahlreichen,
fast von Ortschaft zu Ortschaft differierenden Mundarten des Neusyrischen, wurde der
Dialekt von Urmia, in dem unsere Sprüche erscheinen, dank der literarischen Thätigkeit
der Amerikanischen Mission, besonders aber durch die mustergültigen neusyrischen
Schriften BEDJANS zu einer Art Schriftsprache erhoben. — Die nestorianische Schrift,
früher in Europa sogut wie unbekannt (für NöLDEKEs neusyrische Grammatik mussten
noch jakobitische Typen verwendet werden!), bildet seit Erscheinen der verdienstvollen
Publikationen von PAUL BEDJAN eine wohlgepflegte Specialität unserer Offizin.
Leipzig, im Juli 1902. M. CHAMIZER.
 
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