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Heidelberg — Knobloehtzer
Heinrich Knobloehtzer
146a
f. 2: Dysz. owentürlich buch beweysed Wye / von einer frouwe genät. Melu-
sin a dye / ein merfeye vil dar zu ein geborne. kün- / gin In fine
f'. 39, 2. col. 1. 31: Hye endet sich dise warhafftige history / Dye so vor kurtzen
zeyten von latinn / Vnd von welscher vnnd frantzosischer / sprechen in teütsch
gemacht vnd trans- / feriert ist worden. Vnd das buch hat ge / druckt. Hein-
ricus knoblochtzern zu Hey- / delberg auff sant lucien vfi Otilien tag / Nach
Cristi vnsers herren gebürt Tau- / sent vierhundert vnd dar nach in dem /
eyn vnd nüntzigsten iare. / f. 39 v bl. Fol. Goth. char. 2 col. 45—46 l.
39 ff- Mit 67 Holzschnitten und vielen Holzschnittinitialen.
Ein Holzschnitt leicht angetuscht, alle übrigen uncoloriert. f. 37 in täu-
schender Reproduction. Schönes, breitrandiges Exemplar. Lederbd.
(1491) M. 1600.—
Hain 11066. Nicht bei Proctor. Goedeke I 355, 8. Vergl. Zeitschrift für Bücher-
freunde I. Jahrgang S. 139 ff. Schorbach, Die Historie von der schönen Melusine.
Die seltene Heidelberger Ausgabe der Melusine. Schorbach
kennt von dieser Ausgabe nur noch zwei Exemplare (München u. Heidelberg). Es ist
dies die erste Ausgabe, die einen wirklichen Titel hat. Der schöne Titel ist ganz in
Holz geschnitten. Ausserdem enthält das Buch noch zahlreiche, höchst merkwürdige
Illustrationen, die von einem Heidelberger Formschneider gefertigt sind. In die Initialen
sind Genrescenen eingezeichnet: Ein Liebespaar, ein Hirt, ein pflügender Bauer, ein
Winzer, ein Fleischer etc. (Vergl. Abb. Zeitschrift f. Bücherfreunde 1 S. 35.)
Das alte Volksbuch von der schönen Melusine ist in Frankreich entstanden. Die
Sage wurde zuerst von Jehan d’Arras im Auftrage des Duc de Berry in den Jahren
1387—94 zu einem Prosaroman umgearbeitet. Wenige Jahre darauf verfasste der
Trouvbre Couldrette auf Wunsch des Grafen Jean de Parthenay ein Gedicht „Mellu-
signe“. Die Fassung benutzte der Schweizer Thüring von Ringoltingen^ aus Bem, als
er im Jahre 1456 für den Markgrafen Pudolf von Höchberg eine Übersetzung an-
fertigte. Diese Übersetzung liegt den gedruckten Ausgaben des Buches zu Grunde. Sie
ist, wie Ringoltingen selbst in der Vorrede sagt, mehr eine freie Bearbeitung, als eine
wortgetreue Übersetzung des französischen Textes. Der Stil der Übersetzung ist sehr
bemerkenswert, sodass Schorbach (a. a. O. S. 137) von Ringoltingen sagt, dass er als
„einer der tüchtigsten Ausbildner unserer deutschen Sprache genannt zu werden“ ver-
dient. „Unstreitig ist Ringoltingens Melusine“, sagt Schorbach ferner, „eines der besten
deutschen Volksbücher, dem der verdiente Beifall der Menge durch Jahrhunderte hin-
durch bis auf unsere Tage blieb“.
Joseph Baer & Co., Frankfurt a. M.
Heidelberg — Knobloehtzer
Heinrich Knobloehtzer
146a
f. 2: Dysz. owentürlich buch beweysed Wye / von einer frouwe genät. Melu-
sin a dye / ein merfeye vil dar zu ein geborne. kün- / gin In fine
f'. 39, 2. col. 1. 31: Hye endet sich dise warhafftige history / Dye so vor kurtzen
zeyten von latinn / Vnd von welscher vnnd frantzosischer / sprechen in teütsch
gemacht vnd trans- / feriert ist worden. Vnd das buch hat ge / druckt. Hein-
ricus knoblochtzern zu Hey- / delberg auff sant lucien vfi Otilien tag / Nach
Cristi vnsers herren gebürt Tau- / sent vierhundert vnd dar nach in dem /
eyn vnd nüntzigsten iare. / f. 39 v bl. Fol. Goth. char. 2 col. 45—46 l.
39 ff- Mit 67 Holzschnitten und vielen Holzschnittinitialen.
Ein Holzschnitt leicht angetuscht, alle übrigen uncoloriert. f. 37 in täu-
schender Reproduction. Schönes, breitrandiges Exemplar. Lederbd.
(1491) M. 1600.—
Hain 11066. Nicht bei Proctor. Goedeke I 355, 8. Vergl. Zeitschrift für Bücher-
freunde I. Jahrgang S. 139 ff. Schorbach, Die Historie von der schönen Melusine.
Die seltene Heidelberger Ausgabe der Melusine. Schorbach
kennt von dieser Ausgabe nur noch zwei Exemplare (München u. Heidelberg). Es ist
dies die erste Ausgabe, die einen wirklichen Titel hat. Der schöne Titel ist ganz in
Holz geschnitten. Ausserdem enthält das Buch noch zahlreiche, höchst merkwürdige
Illustrationen, die von einem Heidelberger Formschneider gefertigt sind. In die Initialen
sind Genrescenen eingezeichnet: Ein Liebespaar, ein Hirt, ein pflügender Bauer, ein
Winzer, ein Fleischer etc. (Vergl. Abb. Zeitschrift f. Bücherfreunde 1 S. 35.)
Das alte Volksbuch von der schönen Melusine ist in Frankreich entstanden. Die
Sage wurde zuerst von Jehan d’Arras im Auftrage des Duc de Berry in den Jahren
1387—94 zu einem Prosaroman umgearbeitet. Wenige Jahre darauf verfasste der
Trouvbre Couldrette auf Wunsch des Grafen Jean de Parthenay ein Gedicht „Mellu-
signe“. Die Fassung benutzte der Schweizer Thüring von Ringoltingen^ aus Bem, als
er im Jahre 1456 für den Markgrafen Pudolf von Höchberg eine Übersetzung an-
fertigte. Diese Übersetzung liegt den gedruckten Ausgaben des Buches zu Grunde. Sie
ist, wie Ringoltingen selbst in der Vorrede sagt, mehr eine freie Bearbeitung, als eine
wortgetreue Übersetzung des französischen Textes. Der Stil der Übersetzung ist sehr
bemerkenswert, sodass Schorbach (a. a. O. S. 137) von Ringoltingen sagt, dass er als
„einer der tüchtigsten Ausbildner unserer deutschen Sprache genannt zu werden“ ver-
dient. „Unstreitig ist Ringoltingens Melusine“, sagt Schorbach ferner, „eines der besten
deutschen Volksbücher, dem der verdiente Beifall der Menge durch Jahrhunderte hin-
durch bis auf unsere Tage blieb“.
Joseph Baer & Co., Frankfurt a. M.