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Goldschmied, E. [Sammler] [Editor]; Joseph Baer & Co., Buchhandlung und Antiquariat <Frankfurt, Main> [Editor]
Manuscripte, Incunabeln, Drucke des XVI. Jahrhunderts aus süddeutschem fürstlichen Besitz: Incunabeln aus dem Besitze des Herrn Dr. K. ; Manuscripte, Incunabeln u.a. aus dem Besitze des Herrn Generaldirektors E. Goldschmied in Trnava, darunter Handschriften von mittelhochdeutschen Rittergedichten, der Renner des Hugo von Trimberg mit 120 Miniaturen, ... ; 6. Oktober 1930 — Frankfurt a. M., 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.8449#0070

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46 Aus süddeutschem fürstlichen Besitz

Schweinslederband auf Holzdeckel, auf den Deckeln je 3 figürliche Leisten u. 2 Bor-
düren, mit 4 ciselierten Messingeckbeschlägen und 2 kleinen Mittelstücken mit
1 Schliesse (Rücken erneuert, der Lederbezug an den äusseren Rändern etwas
beschädigt). (Nürnberg 1488)

Hain 9981; Copinger 6505; Proctor 2065, Type 10, 11; Brit. Mus. C a t. II, S. 433

(defektes Expl.); Schreiber V2 4313; Muther 422; Weisbach, Der junge Dürer, 18;

Stadler, Wolgemut, S. 87 ff. u. Taf. 21—28; Hase, Die Koberger, 127; C. F. Murray-Cat.,

Early German books Nr. 433 mit Abbildgn. Nicht bei Pellechet, Voragine. N o copy in

U. S. A. accord. to Winship.

Die berühmte, herrlich illustrierte Ausgabe des deutschen Heiligenlebens, das erste bedeutende

Nürnberger Holzschnittwerk, das zu den hervorragendsten Holzschnittbüchern des 15. Jahrh.

gehört.

Die 360 grossen Holzschnitte, die künstlerisch von grösster Bedeutung sind, sind
früher den verschiedensten Meistern zugeschrieben worden. Stadler teilt die Holzschnitte in
vier Gruppen ein und weist sie vier Nürnberger Meistern zu. Die Illustrationen des Sommer-
teils sind zum grössten Teil das Werk des Meisters des Ulmer Terenz, der unter dern
Einfluss Schongauers die Zeichnungen zu den Holzschnitten fertigstellte. Ihm sind die
Holzschnitte auf Bl. 3v bis 87, mit Ausnahme von Bl. 40v, 55 u. 58v, und auf Bl. 90v (oberer
Holzschnitt), 93v, 108, 111 (oberer Holzschnitt) 129, 132, 132v, 172—174 zuzuweisen. Die
meisten Illustrationen des Winterteils und viele des Sommerteils sind dem „Meister de/
Kahlenbergergeschichte" zuzuschreiben. „Reiche Erfindungsgabe, Lebhaftigkeit in
f Bewegung und Gruppenbildung zeichnet ihn vor dem Meister des Ulmer Terenz aus. Neben

schlanken Figuren bevorzugt er kleine, mollige Gestalten, deren gnomenhaft schleichende,
knickende Fortbewegung mit Schongauer nichts zu tun hat. Diese putzigen Figürchen ver-
leihen oft der ganzen Erzählung einen drolligen Charakter, manchmal mit Beimengung von
etwas Gefühlsweichheit. Recht im Gegensatz zu der starren Eleganz des Zeichners des Ulmer
Terenz . . . Die Landschaften sind wie geschlossene Räume reich durchgeführt" (Stadler S.
92 ff.). Dem Kahlenberger Meister sind die Holzschnitte auf Bl. 183—301, mit Ausnahme von
211v und 227 zuzuweisen, ausserdem die auf Bl. 101, 111 (unterer Holzschnitt) 115, 125v, 138v,
142v bis 148, 154 bis 171, 310v, 312v, 315v bis 318v, 339v bis 368v. Die dritte Gruppe von
Holzschnitten weist Stadler einem Wolgemut sehr nahe stehenden Künstler zu, dem „M e i s t e r
der C a s s a n d r a". Einige Holzschnitte dieser Gruppe sind Werken Wolgemuts so ähnlich,
dass sie vielleicht von Wolgemut selbst stammen. Stadler weist die Holzschnitte auf Bl. Ii
2v, 88, 88v, 9Uv (unterer Holzschnitt), 93, 104, 107, 109, 114v, 117 bis 123, 128, 129v, 134v, 139
bis 142, 301v bis 310, 324 bis 328, 330v bis 337v dieser Gruppe zu. Einige Holzschnitte, auf Bl-
40v, 55, 58v, 94v, 211v, 370, 371, 375 bis 377, 381v bis 382v sind das Werk eines vierten Zeichners,
des „M eisters des Horologium s", der wahrscheinlich ein Schüler des Meisters der
Kahlenbergergeschichte war.

F r i e d 1 ä n d e r, in „Albrecht Dürer, der Kupferstecher u. Holzschnittzeichner, Berlin 1919" sagt:
„Zwischen 1486 und 90 erschienen in Nürnberg Bücher mit kleinen Holzschnitten, die heiter
beweglich u. unterhaltend sind, dabei die grosse Reihe der Legendenszenen in Kobergers Heiligen-
leben (1488). Diese Holzschnitte, die teilweise mit Ulmer Holzschnitten stilistisch zusammen-
hängen, hat Dürer sicher g e k a n nt, ja sie scheinen seine Stilbildung stärker bestimmt zu
haben als die „Schatzbehalter"-Illustrationen. Vielleicht wird ein aus Ulm um 1487 von
Koberger nach Nürnberg gerufener Zeichner, also derjenige, der um 1486 die Lirarsche Chronik
und den Terenz in Ulm, vor 1488 das Heiligenleben in Nürnberg illustrierte,
unter die Lehrer Dürers aufzunehmen sei n."

Die Holzschnitte, die auch für die Kultur- und Kostümgeschichte von grösstem Interesse
sind, sind in diesem Exemplar sämtlich unkoloriert geblieben.

Ganzvollständige Exemplare im ursprünglichen Einband sind äusserst selten.

Siehe die Abbildungen auf S. 45 u. 47.

109--Dasselbe. Folio. 1 (pro 2) ff. n. n„ 385 ff. n. Mit 260 prachtvollen

grossen Holzschnitten. Rubriziertes Exemplar mit einigen in Farben
gemalten Initialen auf Goldgrund u. vielen rot u. blau eingemalten Initialen.
Stellenweise gering fleckig, einige Bll. am oberen Rand mit geringfügiger Be-
schädigung der Seitenüberschriften etwas kurz beschnitten, vom Reg. Bl. 2 die
rechte untere Ecke mit Textverlust abgerissen u. am Rande aufgezogen, von Bll.
CXXI u. CCLII die rechte untere Ecke mit Verlust einiger Buchstaben abge-
schnitten, in Bl. CCXXXIII kleines unbedeutendes Loch, in Bll. CLXX1I u. CCXVlH
Risse. Das letzte Bl. am weissen Rand aufgezogen. 60 Holzschnitte sind
von alter Hand coloriert, die übrigen sind uncoloriert geblieben. Das
1. Registerblatt fehlt.

Siehe die Abbildungen auf S. 45 u. 47.

Joseph Baer & Co., Frankfurt a. M., Hochstr. 6.
 
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