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DER SCHWERPUNKT DER ZUR VERSTEIGERUNG

gelangenden Sammlung kunstgewerblicher Altertümer aus dem Hamburger Hause
des Herrn Dr. Max Emden liegt in der deutschen Fayence und dem deutschen, ins-
besondere dem Hamburger Silber des Barock. Die Auktion bietet dem in den letzten
Jahren, erfreulicherweise auch jenseits der deutschen Grenzen, namentlich in den
skandinavischen Ländern und in Holland stark erweiterten Kreise von Sammlern
dieser Gebiete willkommene Gelegenheit zur Erwerbung von ausgezeichneten Stücken
dieser Gattungen des alten deutschen Kunsthandwerks.

Unter den deutschen Fayencen, deren Geschichte erst in dem letzten Jahrzehnt durch
eine Reihe von Ausstellungen unserer Museen, wie durch die Forschungen von Stöhr,
Riesebieter, Pazaurek, Braun, Sauerlandt, Heiland, Robert Schmidt und viele andere
Forscher aufgehellt worden ist, stehen eine Reihe von Nürnberger Hausmalerkrügen
des ausgehenden 17. Jahrhunderts obenan (Tafel 58 u. 59). Durch die Frankfurter
Fayenceausstellung vom Jahre 1925 ist die .Gruppe der von süddeutschen, haupt-
sächlich von Nürnberger und Frankfurter „Haus- oder Stubenmalern" außerhalb der
Fayencefabriken in Muffelfarben dekorierten Krüge und Teller — die Geschirre
selbst entstammen zum Teil den Fabriken von Hanau und Frankfurt — in eindrucks-
voller Weise der Öffentlichkeit vorgeführt worden. Zum ersten Male ist hier eine
Reihe der führenden Meister, die vornehmlich von der Emailmalerei herkamen, mit
einer größeren Anzahl ihrer Werke nebeneinander gezeigt und versucht worden, ihre
Individualitäten deutlicher gegeneinander abzugrenzen. In der Sammlung Emden ist
der in Frankfurt besonders herausgebrachte, neben dem Begründer der Gattung, dem
Glasmaler Johann Schaper, bedeutendste Meister Abraham Helmhack (geb. 1654 in
Regensburg, tätig in Nürnberg von 1675 bis 1724), durch drei vortreffliche Werke
vertreten: zwei Krüge in bunter Malerei und einen in Purpur-Camayeu-Malerei. Der
eine der farbigen Krüge ist auch wegen seiner Zinnfassung bemerkenswert, da das
in diese eingelassene Medaillon in Emailmalerei auf Kupfer vielleicht geeignet ist,
von den Hausmalereien eine Brücke zu den Emailmalereien des Meisters zu schlagen.
Auch der in Frankfurt mit einer Reihe von Arbeiten erscheinende Monogrammist
W. R., der heute mit dem in Nürnberg um 1690 tätigen Wilhelm Rößler identifiziert
wird, tritt in der Sammlung Emden mit einem aus der Sammlung de Ridder in
Kronberg stammenden brillant gemalten birnförmigen Krug auf. Ihnen gesellen sich
zu der bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts in Augsburg tätige Emailleur und Gold-
schmied Bartholomeus Seuter mit einem Krug aus seiner Frühzeit, sowie der in
Nürnberg um 1720 bis 1750 wirkende Vallentin Bontemps, dem von Riesebieter
der Enghalskrug mit der Figur der Fortuna in bunter Malerei zugeschrieben wird.

An diese und andere süddeutsche Hausmalereien schließen sich charakteristische
Stücke, hauptsächlich in Blaumalerei, aus den Fabriken von Hanau, Frankfurt, Ansbach
 
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